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Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger verteidigt seine Tata-Strategie

Mitarbeiter zeigten sich zuletzt skeptisch gegenüber der geplanten Fusion mit Tata. Der Vorstandschef verteidigt in einem internen Schreiben die Pläne.

Skeptische Arbeitnehmer, kritische Aktionäre und ein heikler Milliarden-Deal: Vor der Fusion der europäischen Stahlsparten von Thyssen-Krupp und Tata gerät der Essener Industriekonzern zunehmend in Turbulenzen. Wie es für das Traditionsunternehmen mit seiner mehr als 200-jährigen Historie weitergeht, fragen längst nicht mehr nur die Aktien-Analysten. Sondern auch die Mitarbeiter.

In einem internen Web-Portal, welches das Unternehmen für die Kommunikation mit den Mitarbeitern betreibt, stellte ein Nutzer offenbar die Frage: „Wie geht es weiter?“ Mit dem Einstieg des US-Hedgefonds Elliott vor wenigen Wochen hat sich gegenüber dem Management ein lautstarker Gegner positioniert, der bereits die Entlassung von Vorstandschef Heinrich Hiesinger gefordert hat.

Dem Mitarbeiter antwortete Hiesinger Ende der vergangenen Woche persönlich: „Ich kann Ihre Frage gut verstehen.“ In dem längeren Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, bekräftigt der Manager seine Pläne für die europäische Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata – und kontert Vorwürfe von Elliott, freilich ohne den Namen des Fonds explizit zu nennen.

So hatte ein führender Elliott-Manager Hiesinger im Interview mit dem Handelsblatt vorgeworfen, wichtige Probleme seit sieben Jahren nicht angegangen zu sein. Hiesinger schreibt nun seinem Mitarbeiter: „Einiges von dem, was wir erreicht haben, wird in Frage gestellt.“

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In den letzten sieben Jahren habe er die existenzgefährdenden Defizite des Konzerns deutlich reduziert, so der Manager. „Wir haben unsere Stahlwerke in Übersee verkauft, unsere Schulden um 60 Prozent reduziert, unseren Gewinn versechsfacht und über 12 Milliarden Euro in die Zukunft investiert.“

Zuletzt kritisierte auch Großinvestor Cevian, der derzeit rund 18 Prozent an Thyssen-Krupp hält, die im September ausgehandelten Bedingungen des Joint Ventures mit Tata. So soll das Gemeinschaftsunternehmen bisher zu je 50 Prozent von beiden Partnern gehalten werden. Der Bewertungsunterschied, der zum September zwischen den beiden Unternehmen bestand, sollte dadurch ausgeglichen werden, dass Thyssen-Krupp vier, Tata aber nur 2,5 Milliarden Euro an Schulden in das Joint Venture einbringen darf.

Doch seither entwickelten sich die beiden Stahlsparten unterschiedlich: Während bei Thyssen-Krupp die Gewinne zuletzt sprudelten – zwischen Januar und März verdiente die Stahlsparte mit einem Ebit von rund 198 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal –, ging es bei Tata bergab. Im gleichen Zeitraum verdiente deren Stahlsparte ein Ebitda von immerhin noch 146 Millionen Euro, fast 44 Prozent weniger als im Vorjahr.

In dem Schreiben äußert sich Hiesinger auch zu den zuletzt offenbar stockenden Verhandlungen: „Der Prozess dauert doch deutlich länger, als wir zu Anfang erwartet hatten.“ Ursprünglich hatten die beiden Konzerne eine Einigung noch für den Anfang des Jahres vorgesehen. Nun will Thyssen-Krupp den Deal bis Ende des Monats unterschriftsreif bekommen.

Zuletzt hatte es in Finanzkreisen geheißen, die Essener wollten den Deal mit den Indern nachverhandeln. So seien verschiedene Möglichkeiten denkbar, wie die Bewertungslücke geschlossen werden könne. So kann zum Beispiel Thyssen-Krupp entweder mehr Schulden in das Joint Venture einbringen oder Tata zahlt einen Aufschlag. Am 50:50-Modell wollten beide aber festhalten, so die Kreise.

Zu den Gesprächen, die der Vorstand mit den Investoren über die Stahlfusion führte, erklärte Hiesinger: „Dabei kommen auch unterschiedliche Auffassungen oder Einschätzungen zur Sprache, denn natürlich haben auch Investoren unterschiedliche Perspektiven, von längerfristigen bis zu eher kurzfristig orientierten.“ Auch gebe es Aktionäre, die sich aktiver einbringen wollten als andere. Das Management setze dabei auf konstruktiven Dialog.

Am Donnerstag kommen die Mitarbeiter von Thyssen-Krupp zu einer Betriebsversammlung zusammen, um über die Fortschritte bei dem Joint Venture zu beraten. Das Unternehmen wollte den Brief nicht kommentieren.