Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.108,48
    +3.682,76 (+6,53%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.371,97
    +59,34 (+4,52%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

Thomas Cook sortiert den Ferienflug-Markt neu

Das Reiseunternehmen prüft, ob es seine Fluglinien wie Thomas Cook und Condor veräußert. Käufer könnten die Neuordnung des Marktes vorantreiben.

Peter Fankhauser hat hörbar zu kämpfen, seine wichtigste Botschaft an diesem Donnerstagmorgen an die Frau und an den Mann zu bringen. „Wir sind mächtig stolz auf unsere Airlines“, betont der Chef des britischen Touristik-Konzerns Thomas Cook in der Telefonkonferenz wieder und wieder. Um gleich danach zu erklären, warum man diese Perle dennoch abgeben will. „Wir brauchen die finanzielle Flexibilität für unser Kerngeschäft. Unser Differenzierungsmerkmal sind die Hotels“, erläutert Fankhauser.

Thomas Cook steckt in der Klemme. Die Nettoschulden lagen Ende 2018 bei knapp 1,6 Milliarden Pfund. Die Airlines sind zwar ein wichtiger Ertragsbringer. Sie steigerten das Betriebsergebnis im vergangenen Jahr um 37 Prozent auf 129 Millionen Pfund. Doch der Konzern braucht Geld und muss sich auf ein Geschäft konzentrieren: das als Reiseveranstalter.

Damit überschlagen sich rund eineinhalb Jahre nach der Insolvenz von Air Berlin die Ereignisse im Ferienflug-Markt. Am Montag musste Germania Insolvenz anmelden und den Flugbetrieb einstellen, mit etwas weniger als 40 Mittelstrecken-Jets eine mittelgroße Tourismus-Fluggesellschaft.

Und nun die Ankündigung von Thomas Cook. Es geht um immerhin 103 Flugzeuge bei Fluggesellschaften in Deutschland, Großbritannien und Skandinavien, darunter neben der Marke Thomas Cook auch die deutsche Condor. Die Analysten der Citigroup bewerten das Paket aktuell mit 630 Millionen Pfund, umgerechnet 716 Millionen Euro.

WERBUNG

Es ist eine neue Runde im europäischen Airline-Monopoly. Der Gewinner könnte die Lufthansa-Billigplattform Eurowings sein. Schon laufen in der Branche Wetten, dass die nach Passagieren größte europäische Airline bei Thomas Cook zuschlagen wird. „Eurowings ist auf dem Weg zu einer Tourismus-Airline, entwickelt sich in Richtung Condor 2.0, insbesondere auf der Langstrecke“, sagt Gerald Wissel vom Luftfahrtberatungsunternehmen Airborne Consulting.

Lufthansa selbst schweigt zu dem Thema. Doch ein solcher Deal hätte viele Vorteile. Lufthansa hatte bis Anfang 2009 Anteile an Condor, man kennt sich also gut. Auch gilt Condor-Chef Ralf Teckentrup als Freund von Lufthansa-Chef Carsten Spohr, man versteht sich. Vor allem aber könnten die Airlines von Thomas Cook einen starken Partner gut gebrauchen. Sie müssen dringend ihre Flotte erneuern, seit Jahren ein Dauerthema etwa bei Condor. Doch der Mutter Thomas Cook fehlte dazu bislang das Geld.

Hinzu kommt: Schon heute hängt zum Beispiel Condor stark an Lufthansa, auch wenn das bei Condor keiner so gerne hören mag. Die Fluggäste, die zum Beispiel in Frankfurt den Condor-Jet für ihre Urlaubsreise besteigen, kommen häufig mit Lufthansa-Maschinen zum größten deutschen Flughafen. Sprich: Lufthansa füttert die Flugzeuge von Condor. Es wäre also ein Deal, von dem beide Seiten profitieren.

Attraktive Langstreckenflotte

Gleichzeitig sieht Lufthansa in der deutlich kleineren Condor einen durchaus ernsten Rivalen, wie sich in der Vergangenheit mehrfach zeigte. Als Condor zum Beispiel Flugzeuge verstärkt nach München verlagerte, weil man in Frankfurt unzufrieden mit dem Airport war, schickte die „Hansa“ umgehend Eurowings vor, die ebenfalls in München Langstreckenverkehre startete, um den Wettbewerber vom wichtigen Drehkreuz zu verdrängen.

Mittlerweile hat sich Condor wieder auf Frankfurt fokussiert, postwendend überprüft Eurowings sein Angebot in München. Konkurrenten aus dem Markt zu kaufen ist ein gängiges Motiv für Übernahmen.

Und da ist noch die Langstreckenflotte. Allein Condor würde auf einen Schlag 16 Jets des Typs 767-300 mitbringen. Es ist nicht das neueste Flugzeug, aber erst einmal ein einsatzfähiges Gerät. Für die Wachstumspläne von Eurowings wäre das eine sinnvolle Ergänzung. Bislang fliegt Sun Express, ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, die Langstrecke für Eurowings. Gesteuert wird das Langstrecken-Geschäft von Brussels Airlines, die ebenfalls zur Lufthansa-Gruppe gehört. Ein Ausbau ist geplant.

Zuletzt dürfte auch die Kundenseite für Eurowings interessant sein. Thomas-Cook-CEO Fankhauser erklärte am Donnerstag, dass man als Reiseveranstalter zwar eine enge Beziehung zu den Airlines haben müsste, um einen verlässlichen Transport zu gewährleisten: „Dafür müssen wir aber nicht eine Fluggesellschaft besitzen“, so der Manager. Allerdings sei eine Bedingung für einen wie auch immer gearteten Deal, dass auch künftig eine enge Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften sichergestellt werde, betonte er.

Das bedeutet: Thomas Cook wird einem möglichen neuen Besitzer der Airlines dauerhaft und in größerem Umfang Sitzplatzkapazität abnehmen. Eine Grundauslastung der Jets wird also quasi miterworben. Dazu passt, dass Eurowings in der Vergangenheit immer wieder erklärt hat, das „Veranstaltergeschäft“, also die Zusammenarbeit mir Reiseunternehmen, ausbauen zu wollen.

Allerdings dürfte es kartellrechtliche Hürden geben. Schon von der insolventen Air Berlin durfte Lufthansa weniger übernehmen als ursprünglich geplant. Nach der aktuellen Pleite der kleineren Ferienfluggesellschaft Germania wird die Lufthansa-Tochter Eurowings ihre Marktposition durch die Übernahme von Verkehrsrechten an Flughäfen wie Düsseldorf nochmals ausbauen. Jetzt auch noch eine Condor zu übernehmen könnte bei den Kartellhütern in Deutschland und Brüssel für Ärger sorgen.

Verkauf möglichst als Paket

Andererseits überprüft Thomas Cook seine gesamten Airlines, also auch die in Skandinavien und in Großbritannien. Zwar schloss CEO Fankhauser nicht aus, dass auch einzelne Airlines separat verkauft werden könnten. Doch es hilft dem Reisekonzern wenig, wenn er auf Resten seiner Airline-Gruppe sitzen bleiben sollte. Geprüft würden deshalb primär Optionen für die Airline-Gruppe als Ganzes, heißt es im Umfeld des Reisekonzerns.

In diesem großen Konstrukt könnte ein Einstieg für Lufthansa durchaus interessant sein, denn es bietet Spielraum, den Kartellbehörden mit der Abgabe‧ von Geschäften entgegenzukommen. Für ein komplettes Veto seien die Airlines von Thomas Cook jedenfalls zu klein, heißt es in der Branche.

Fest steht: Konzernchef Spohr hat zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass die Lufthansa-Gruppe weiter expandieren müsse, um die Position im hart umkämpften Luftfahrtgeschäft zu verteidigen. Ausdrücklich schloss er dabei auch Übernahmen mit ein. Aktuell wirbt Lufthansa stark um die insolvente Alitalia. Auch bei Norwegian wird das Unternehmen als latenter Interessent gehandelt. Mit Condor und den anderen Airlines von Thomas Cook kommt nun eine weitere interessante Option auf den Markt.

Bleibt die Frage nach anderen potenziellen Käufern. Interessant könnten die Fluggesellschaften zum Beispiel für einen anderen Reisekonzern wie Tui sein. Vor gut zehn Jahren gab es schon einmal den Versuch, Condor mit Tuifly zusammenzubringen. Mit dabei damals auch die Germanwings, die Vorgänger-Airline von Eurowings. Im September 2008 wurden die Gespräche jedoch ergebnislos beendet.

Tui-Chef Friedrich Joussen hatte, als er 2016 die Führung des Rivalen von Thomas Cook übernahm, mit den eigenen Airlines gehadert. Doch mittlerweile denkt er anders. Nicht zuletzt das mit vielen Verspätungen und Flugausfällen chaotische Luftfahrtjahr 2018 hat gezeigt, wie wichtig der direkte Durchgriff auf eine eigene Fluggesellschaft ist.

Mittlerweile sind die Fluggesellschaften eng an den Konzern angebunden. Ob Tui deshalb allerdings mit dem Gedanken spielt, seine Präsenz in der Luftfahrt durch Zukäufe auszubauen, ist eine ganz andere Frage. Ein Sprecher von Tuifly wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

Alternativ ist natürlich auch „nur“ eine Partnerschaft zwischen den Airline-Gruppen der beiden Reisekonzerne möglich. Hier allerdings gibt es das Problem, dass-Thomas Cook-Chef Fankhauser auf möglichst viel Geld hofft, um damit sein Kerngeschäft mit Hotels zu stärken. Ein Joint Venture böte hier nur begrenzte Möglichkeiten einer Kapitalisierung von Unternehmensbereichen.