Werbung
Deutsche Märkte schließen in 28 Minuten
  • DAX

    18.493,51
    +16,42 (+0,09%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.086,56
    +4,82 (+0,09%)
     
  • Dow Jones 30

    39.780,67
    +20,59 (+0,05%)
     
  • Gold

    2.234,10
    +21,40 (+0,97%)
     
  • EUR/USD

    1,0800
    -0,0029 (-0,27%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.994,67
    +2.071,91 (+3,24%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    82,62
    +1,27 (+1,56%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.459,89
    +2,53 (+0,07%)
     
  • SDAX

    14.278,36
    -131,77 (-0,91%)
     
  • Nikkei 225

    40.168,07
    -594,66 (-1,46%)
     
  • FTSE 100

    7.963,38
    +31,40 (+0,40%)
     
  • CAC 40

    8.210,19
    +5,38 (+0,07%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.402,37
    +2,85 (+0,02%)
     

Thailändische Hoteliers werfen Tui „grotesk unfaires“ Verhalten vor

Thailands Tourismusindustrie streitet sich mit einem ihrer wichtigsten Geschäftspartner. Sie wirft Tui vor, die Coronakrise zulasten kleiner Unternehmen auszunutzen.

Die letzten Urlauber, die mit dem Reisekonzern Tui Anfang des Jahres in Thailand unterwegs waren, sind längst wieder in der Heimat. Ihre Rechnungen in den Hotels der südostasiatischen Ferienregion sind aber noch zu großen Teilen offen. Nun gibt es Streit über die Frage, wann der Konzern mit Sitz in Hannover die ausstehenden Gelder bezahlen wird.

Tui ist einer der wichtigsten Geschäftspartner für die Hotelbranche des Landes. Doch nun werfen Hoteliers dem Unternehmen vor, die Coronakrise auszunutzen. Sie warnen: Das Verhalten der Hannoveraner könnte sie in den Ruin treiben.

Branchenverbände schätzen die Summe, die Tui den thailändischen Hotels schuldet, auf zwei Milliarden Baht. Das sind umgerechnet etwa 58 Millionen Euro. Dabei geht es vor allem um Leistungen für Tui-Gäste, die erbracht wurden, bevor Thailand Ende März wegen der Pandemie Notstandsrecht verhängte und und seine Grenzen für ausländische Besucher dichtmachte

WERBUNG

Ein Schreiben, das Tui an seine Vertragspartner geschickt hat, weckt nun den Zorn der Thailänder. Nach Angaben der Tourismusindustrie fordert der Konzern die Hoteliers darin auf, neue Zahlungsbedingungen zu akzeptieren. Wer zustimmt, solle 25 Prozent der offenen Beträge innerhalb von zehn Tagen erhalten. Der Rest folge, wenn das Thailand-Geschäft wieder läuft.

Wann Tui-Gäste aber wieder in das Land reisen können, ist unklar. Noch gibt es keine öffentlich bekannten Pläne für eine Grenzöffnung. Die Unsicherheit darüber, wann sie ihr Geld bekommen werden, ist aus Sicht der thailändischen Tui-Partner nicht hinnehmbar.

„Wir geben gerade unser Bestes, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, sagt Bhummikitti Ruktaengam, Präsident der lokalen Tourismusvereinigung auf der Ferieninsel Phuket. Doch die von Tui vorgeschlagenen Bedingungen seien für einzelne Unternehmen existenzbedrohend. „Nur 25 Prozent zu erhalten und für den Rest nicht einmal einen klaren Zeitplan zu haben, ist für jeden extrem schwierig“, sagt er. Auch die thailändischen Hoteliers müssten ihre Rechnungen bezahlen.

Als Grund für die Überlebensängste führt Bhummikitti die enorme Bedeutung an, die Tui für viele Hotels in Thailand hat. „In einigen Betrieben kommen 90 Prozent der Gäste über Tui“, sagt er. Insgesamt listet der Konzern auf seiner Internetseite knapp 2000 Hotels in Thailand.

Der Großteil der ihm bekannten Betriebe weigere sich, die von dem weltgrößten Reisekonzern vorgeschlagenen Bedingungen zu akzeptieren, sagt Bhummikitti. Tui versuche, die Krise zulasten kleinerer Unternehmen auszunutzen.

„Grotesk unfair“

Zusammen mit den Chefs von elf anderen thailändischen Tourismusverbänden hat er am Mittwoch ein Protestschreiben an Tui-Vorstandschef Fritz Joussen geschickt. Der Konzern sei schon jetzt mit seinen Zahlungen um 30 bis 150 Tage im Verzug, heißt es in dem Brief, der dem Handelsblatt vorliegt.

Bereits diese Verzögerungen sei für die Hotels strapaziös und führten zu „unvorstellbaren langfristigen Schäden“. Der von dem Unternehmen nun geforderte Zahlungsaufschub sei „grotesk unfair“, klagen die Tourismusmanager weiter. „Bitte sehen Sie ein, dass Ihr Unternehmen unsere Leistungen bereits konsumiert hat“, schreiben sie an Joussen.

Tui teilte auf Anfrage mit, man habe langjährige und gute Beziehungen zu den Partnern in den Urlaubsgebieten, „die auch in dieser herausfordernden Situation intakt bleiben“. Für die im März beendete Wintersaison werde das Unternehmen bis Ende des Monats fast 80 Prozent aller fälligen Zahlungen geleistet haben, sagte ein Sprecher.

Diese Zahl beziehe sich aber auf die globalen Verpflichtungen des Konzerns. Zu den konkreten Plänen für Thailand wollte sich das Unternehmen nicht äußern. „Wir arbeiten derzeit mit den beteiligten Hotelpartnern zusammen, um einen Zahlungsplan für den dann verbleibenden Betrag zu vereinbaren“, hieß es.

Die Betroffenen in Thailand werfen dem Konzern aber vor, zu echten Verhandlungen nicht bereit zu sein. „Wir würden sehr gerne mit Tui darüber sprechen“, sagt Tourismusvertreter Bhummikitti, der Tui zusammen mit seinen Kollegen ein Kompromissangebot vorgelegt hat.

Das sieht vor, dass der Konzern die Hälfte der Schulden bis zum Monatsende und den Rest bis Ende Oktober zahlt. Die Deutschen hätten den Austausch aber weitgehend eingestellt, klagt Bhummikitti. „Die Kommunikation mit Tui ist zum größten Teil wie eine Einbahnstraße.“

Die Tourismusverbände rufen nun die Politik um Hilfe. Sie schrieben diese Woche auch an Thailands Premierminister Prayut Chan-ocha und forderten ihn zur Unterstützung in dem Konflikt auf. „Wir haben mehrfach versucht, mit Tui zu verhandeln und waren dabei nicht erfolgreich“, hieß es in dem Schreiben, das in Kopie auch an die deutsch-thailändische Handelskammer adressiert ist.

Tourismusanbieter würden ausgebeutet und mit schweren existenzbedrohenden finanziellen Problemen konfrontiert, fügten die Verbände hinzu. Sie fordern nun, dass Thailands Regierung in Berlin vorstellig wird, um in der Sache Druck zu machen. Sie verweisen dabei auch auf den Staatskredit von 1,8 Milliarden Euro, den Tui in der Coronakrise erhalten hat.

Bhummikitti und seine Kollegen sorgen sich außerdem, dass andere große Reisekonzerne Tui nachahmen könnten. Bisher sei dies aber glücklicherweise nicht der Fall. Bhummikitti: „Bisher verhält sich nur Tui so.“