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Teures Monsanto-Erbe – der Glyphosat-Prozess ist für Bayer erst der Anfang

Im Prozess um die mögliche Krebsgefahr des Unkrautvernichters hat die Bayer-Tochter Monsanto einen Rückschlag erlitten. Die Zahl der Klagen dürfte nun kräftig steigen.

Im ersten Glyphosat-Verfahren in San Francisco hat das Gericht eine wegweisende Entscheidung getroffen – zulasten der Bayer-Tochter Monsanto. Es lässt mehrere Hundert Klagen von Krebspatienten zu, die ihre Erkrankung mit dem Einsatz des Unkrautvernichters in Verbindung bringen. Der Weg für eine Prozesswelle gegen Monsanto ist damit frei.

Monsanto wird in dem ersten Verfahren von einem früheren Hausmeister einer kalifornischen Schule verklagt. Er hat zwischen 2012 und 2014 zur Pflege der Grünflächen regelmäßig Glyphosat eingesetzt, bevor er an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Er macht Glyphosat dafür verantwortlich und wirft Monsanto vor, die von dem Mittel angeblich ausgehende Krebsgefahr verschwiegen zu haben.

In der ersten Entscheidung des Gerichts ging es zunächst nur darum, ob sich eine Verhandlung überhaupt lohnt. Dafür müssen ausreichend Hinweise vorliegen, die die Klage berechtigt erscheinen lassen. Das sieht der zuständige Richter als gegeben an. In der Kernfrage, ob von Glyphosat eine Krebsgefahr ausgeht, wird eine Jury entscheiden müssen.

Klägeranwälte bauen auf zwei Stoßrichtungen

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Monsanto ist der weltgrößte Hersteller von Glyphosat und vermarktet das Mittel unter dem Namen Roundup. Der seit Juni zur Bayer AG gehörende Agrochemiehersteller hatte darauf gesetzt, mit seiner Position mögliche Verfahren von vorneherein verhindern zu können.

Der US-Konzern baut auf zahlreiche Studien und Untersuchungen weltweiter Zulassungsbehörden. Alle kommen zu dem Schluss, dass von Glyphosat bei korrektem Einsatz keine Krebsgefahr ausgeht. Der Richter in San Francisco aber hält einen Gerichtsprozess über diese Frage für angemessen, nachdem er die Argumente der Kläger angehört hatte.

Die Klägeranwälte bauen auf zwei Stoßrichtungen: Zum einen hat die Weltgesundheitsbehörde WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Zum anderen stellen sie die Unabhängigkeit der Studien in Frage, die für die Zulassung von Glyphosat grundlegend sind. Sie dürften in dem Prozess nun Dokumente vorlegen und Zeugen aufrufen, die beweisen sollen, dass Monsanto Druck auf Mitarbeiter von Behörden ausgeübt hat – etwa bei der US-Umweltbehörde EPA.

Monsanto teilte mit, man werde die Klagen mit der „eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnis“ weiter bekämpfen, dass Glyphosat nicht für Krebserkrankungen verantwortlich sei. Dennoch ist die Entscheidung des Gerichts eine erste empfindliche Niederlage.

Denn es stehen nun langwierige Prozesse mit harten Auseinandersetzungen bevor. In der Frage der Krebsgefahr durch Glyphosat stehen sich die Parteien frontal gegenüber. Da der wissenschaftliche Beweis für die Gefahr fehlt, hat Monsanto aus Sicht von Experten weiterhin keine schlechte Rechtsposition.

Bayer erbt mit dem Monsanto-Kauf sämtliche Rechtsrisiken

Allerdings zeigt die Begründung des Richters, dass die Vorwürfe nicht so einfach aus der Welt geschafft werden können. Die Unsicherheit, die seine Entscheidung begründet, herrscht auch in der Öffentlichkeit. In ihrer Gesamtheit betrachtet sei die Beweislage zwar vermutlich zu zweideutig, um den klaren Schluss zuzulassen, dass Glyphosat Lymphdrüsenkrebs verursache, heißt es. Doch seien genug Einschätzungen von Experten vorgetragen worden, die die Argumentation der Kläger stützten, dass ein Gerichtsprozess angemessen sei.

Bayer will sich als neuer Eigentümer von Monsanto nicht zu dem Prozess in Kalifornien äußern. Noch sind beide Unternehmen getrennt, erst Ende Juli beginnt die rechtliche und organisatorische Integration.

Die Leverkusener erben mit der Übernahme aber sämtliche Rechtsrisiken von Monsanto. Und die dürften aus Sicht von Anwälten nach der jüngsten Entscheidung gestiegen sein. Ende März lagen bei Monsanto bereits 4000 Klagen gegen Roundup vor. Absehbar ist, dass sich nun mehr Landwirte und Privatleute den Klagen gegen Monsanto anschließen werden.

Denn die Zulassung der Prozesse erhöht den Druck auf Monsanto, Verfahren möglicherweise mit Vergleichen beizulegen, ohne die Schuld anzuerkennen. Dies ist ein oft gewählter Weg in der Pharma- und Chemieindustrie, um jahrelange Auseinandersetzungen vor Gericht zu vermeiden.

Ob es dazu kommt, ist offen. Die finanziellen Folgen müsste dann Bayer als Erbe der Verfahren tragen. Bis zu einer gewissen Höhe ist Monsanto gegen Rechtsstreitigkeiten versichert.