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Der teure Rückzug von Media Markte aus Russland

Die letzten Verhandlungsrunden mit den russischen Geschäftspartnern zogen sich. Doch das Management von Ceconomy wollte den Verkauf unbedingt zum Abschluss bringen.

Dann, um 0.34 Uhr in der Nacht zu Mittwoch, konnte die erlösende Mitteilung rausgehen: Der Vertrag ist unterzeichnet, das Unternehmen hat eine Lösung für sein verlustreiches Geschäft unter der Marke Media Markt in Russland gefunden.

Einen positiven Verkaufspreis konnte Ceconomy für das Landesgeschäft mit seinen nur noch 57 Märkten zwar nicht mehr erzielen. Aber immerhin wurde ein Konstrukt gefunden, das es dem deutschen Händler ermöglicht, weiter im prosperierenden russischen Markt präsent zu sein.

So kauft die Ceconomy-Tochter Media-Saturn-Holding der Safmar-Gruppe des Oligarchen Michail Gutseriev für 258 Millionen Euro einen 15-Prozent-Anteil an dem russischen Marktführer im Elektronikhandel, M.Video, ab. Das Media-Markt-Geschäft bekommt Gutseriev gratis oben drauf.

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Safmar wiederum reicht das Media-Markt-Geschäft gleich weiter an M.Video. Der Händler wird die Standorte in sein eigenes Netz integrieren. Die Marke Media Markt verschwindet damit aus Russland.

Der Kaufpreis dafür ist komplett variabel: Erfüllt die Integration alle erhofften Leistungskriterien, die nicht näher beschrieben wurden, zahlt M.Video an Safmar im besten Fall 150 Millionen Euro. Erweist sie sich als Flop, kann der Kaufpreis auf null sinken.

„Durch die Transaktion bleiben wir dauerhaft im großen und schnell wachsenden russischen Markt aktiv und haben eine nachhaltige Lösung für unsere Russland-Aktivitäten gefunden“, sagt Pieter Haas, CEO von Ceconomy.

Er hofft, dass er von dem künftigen Wachstum von M.Video profitieren kann. Doch auch er hat sich abgesichert. Sollte M.Video bestimmte Gewinnziele nicht erreichen, kann sich der Preis für den 15-prozentigen Anteil am russischen Rivalen, den Ceconomy übernimmt, nachträglich um bis zu 86 Millionen Euro reduzieren.

Zusätzliches Plus: M.Video soll Partner in der europäischen Einkaufsallianz werden, die Ceconomy mit der französischen Fnac Darty gegründet hat. „Die drei Firmen zusammen haben das größte gebündelte Einkaufsvolumen in der Branche weltweit“, so Haas. Er erwartet große Synergien, die er aber nicht beziffern möchte.

Zustimmung von Anlegerseite

Die Ceconomy, die 2017 aus der Aufspaltung der Metro AG hervorgegangen ist und im Wesentlichen aus den Elektronikketten Media Markt und Saturn besteht, hat damit eine ihrer größten Baustellen abgeräumt. Media Markt habe in Russland im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von gut 500 Millionen Euro einen Vorsteuerverlust (Ebit) in Höhe von 26 Millionen Euro gemacht, bestätigte Ceconomy-Finanzchef Mark Frese. Und in den Jahren davor hatte es nicht besser ausgesehen. Das Konzernergebnis wird der Umbau in Russland einmalig mit 250 Millionen Euro belasten.

Auch die Börse quittierte den Abschluss zumindest mit leichter Zustimmung. Der Ceconomy-Kurs zog im Laufe des Vormittags um bis zu fünf Prozent an. Davor hatte er nur die andere Richtung gekannt: Seit Januar ist der Kurs um etwa ein Drittel abgestürzt. Am Dienstag noch hatte die Mitteilung, dass Ceconomy eine Kapitalerhöhung ohne Beteiligung der Altaktionäre prüft, den Kurs um weitere 13 Prozent sinken lassen.

Einige Analysten sehen deshalb schon wieder Kaufchancen. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank beispielsweise stuft die Papiere trotz der Probleme auf „buy“ ein mit einem Kursziel von 13 Euro, aktuell liegen sie bei unter acht Euro.

Die Erleichterung bei Ceconomy über den Abschluss in Russland ist auch deswegen so groß, weil es in jüngster Zeit an Baustellen im Konzern nicht mangelte. So hat das Unternehmen gerade erst den 2011 übernommenen Onlinehändler Redcoon weitgehend abgewickelt. Der 125-Millionen-Euro-Zukauf hatte sich als Flop entpuppt.

Auch in vielen Auslandsmärkten lief es zuletzt nicht rund. So musste Media Markt sein Geschäft in der Türkei restrukturieren, das Management wurde ausgetauscht. Hier jedoch scheint das Gröbste geschafft, das Geschäft läuft dem Unternehmen zufolge wieder nachhaltig profitabel.

Das Motto lautet „Lead or leave“

Die Ansage von Haas ist: „Lead or leave.“ Entweder zu den Marktführern zumindest aufschließen oder das Land verlassen. Deshalb wurde in vielen Auslandsmärkten die Zweitmarke Saturn aufgegeben, etwa in den Niederlanden, wo sie nur auf Platz acht lag. Schwere Entscheidungen warten auf das Management noch in Schweden. Dort ist der Marktführer Dixons dreimal so groß wie Media-Markt. Aber auch in diesem Land verspricht Haas eine Lösung bis Ende 2018.

Selbst im lange unangreifbar wirkenden Kernmarkt Deutschland gab es zuletzt Krisensignale. So bekam die Landesgesellschaft mit Ditmar Krusenbaum einen neuen CEO. Auch der Leiter der Marke Saturn wurde ausgetauscht, offenbar wegen schwacher Zahlen.

Dass auch die Deutschland-Gesellschaft mittlerweile ein Sanierungsfall ist, dementiert der Ceconomy-Chef vehement. „Media Markt und Saturn in Deutschland sind kerngesund und schreiben solide Zahlen.“ Auch stehe die Marke Saturn entgegen anders lautender Gerüchte keinesfalls zu Disposition. „Wir haben das Management umgebaut, weil wir der Ansicht waren, dass wir wieder mehr Dynamik in der Entwicklung brauchen.“

Über all dem schwebt der Streit mit dem Minderheitseigner der Media-Saturn-Holding. Die Familie des kürzlich verstorbenen Media-Markt-Gründers Erich Kellerhals hat dort einen Anteil von etwa 20 Prozent und ein Vetorecht bei vielen Entscheidungen.

Ceconomy möchte der Familie ihre Anteile abkaufen, Gespräche laufen. Die Familie Kellerhals wollte sich zu dem Russland-Deal nicht äußern. Haas machte deutlich, dass er die Mitgesellschafter zwar im Vorfeld informiert habe, deren Zustimmung aber nicht brauche. Denn Entscheidungen über Akquisitionen treffe der Beirat, in dem Ceconomy die Mehrheit hat – und die einfache Mehrheit reiche.