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Teslas Traumfahrt: Elon Musks unendliche Rallye

Auf der Überholspur: Tesla mit dem seinem Bestseller Model 3 (Foto: Tesla ©
Auf der Überholspur: Tesla mit dem seinem Bestseller Model 3 (Foto: Tesla ©

Es ist die Börsensensation des noch jungen Jahres: Tesla startet durch und geht nicht mehr vom Strompedal. Mit einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar ist das US-Unternehmen zum bereits zweitwertvollsten Autobauer der Welt aufgestiegen. Wie weit kann Teslas Rallye noch laufen?

Auch Scott Galloway liegt mal so richtig daneben. „2019 ist das Jahr, in dem die Räder abrollen“, erklärte der omnipräsente Bestseller-Autor („The Four“) Mitte des vergangenen Jahres, als die Tesla-Aktie ins Taumeln kam und nach Kursen von über 300 Dollar zu Jahresbeginn auf unter 200 Dollar durchgereicht wurde.

Gegenüber den bisherigen Höchstkursen bei 380 Dollar hatte sich das Papier im Juni 2019, als nur Kurse von weniger als 180 Dollar an der Technologiebörse Nasdaq aufleuchteten, mehr als halbiert. Der eloquente Professor der New York University sagte gar binnen zwölf Monaten einen weiteren Absturz auf unter 100 Dollar voraus und darauf folgend eine Übernahme durch einen Tech-Giganten wie Apple, Google oder Amazon.

Wenige Monate später wiederholte Galloway seine Prognose: „Ja, Elon Musk ist ein Genie, Tesla hat die Welt zum Besseren verändert. Und... Tesla ist nicht groß genug, um in einer gut gemanagten Industrie mit niedrigen Gewinnspannen mithalten zu können – der Autoindustrie.“

Tesla befand sich 2018/2019 auf Crash-Kurs

Galloways Kritik ging ein Jahr voraus, in dem vor allem der charismatische Tesla-Chef komplett die Nerven zu verlieren schien. In der New York Times leistete sich Elon Musk im Sommer 2018 einen öffentlichen Zusammenbruch. „Das letzte Jahr war das schwierigste und schmerzhafteste meiner Karriere. Es war quälend“, gestand Musk in ungewohnter Offenheit. Mehr noch: Der Tesla-CEO arbeite bis zu 120 Stunden pro Woche (also 17 Stunden am Tag), schlafe oft im Büro – oder gar nicht.

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„Erwäge, Tesla zum Kurs von 420 Dollar von der Börse zu nehmen. Finanzierung gesichert“, hatte Musk noch wenige Wochen zuvor entnervt getwittert – und sich damit gehörig Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC eingehandelt, der im Verbot gipfelte, kursrelevante Tweets abzugeben.

Einen Tag vor Weihnachten konnte Musk dann doch nicht anders. „Whoa, die Aktie notiert so hoch“, amüsierte sich der 48-Jährige und ergänzte Minuten später den Chart des Aktienkurses, der plötzlich tatsächlich bei der Zielmarke von 420 Dollar notierte.


Tesla: Eine der besten Aktien 2020

Im neuen Jahr hätte Musk allen Grund, sich täglich über die Kursentwicklung auszulassen – die Tesla-Aktie befindet sich in einem Rallyemodus, der manchen Börsenbeobachter an den Ausnahmezustand an den Kapitalmärkten nach der Millenniumswende 2000 erinnert.

Um enorme 35 Prozent ist die Tesla-Aktie in den gerade mal vier Wochen seit Jahresbeginn nach oben geschossen und hat damit immer wieder das Allzeithoch verbessert. Bei Kursen von 555 Dollar knackte das 17 Jahre alte US-Unternehmen aus San Carlos, Kalifornien, zudem letzte Woche einen im vergangenen Jahr noch als illusorisch betrachteten Meilenstein: den Durchbruch durch die 100-Milliarden-Dollar-Marke im Börsenwert!

Vor Volkswagen zweitwertvollster Automobilkonzern der Welt

Tesla hat damit Volkswagen überholt und ist zum zweitwertvollsten Automobilhersteller der Welt aufgestiegen. Wie ist die nahezu sensationelle Entwicklung binnen gerade mal eines halben Jahres zu erklären?

Fundamental zumindest nicht. Zwischen 360.000 und 400.000 Fahrzeuge dürfte der Elektroautohersteller mit Kultstatus im vergangenen Jahr verkauft haben – ein Bruchteil im Verhältnis zu den Absätzen der Traditionsautokonzerne. Volkswagen setzte 11 Millionen Autos ab, Toyota, mit einem Börsenwert von 236 Milliarden Dollar wertvollster Autobauer der Welt, knapp 10 Millionen Fahrzeuge, die Nummer drei, Renault Nissan, ebenfalls noch über 9 Millionen Autos.

In der Geschäftsentwicklung in Dollar und Cents sind die Kräfteverhältnisse ähnlich. Während Tesla in den vergangenen vier Quartalen bei Umsätzen von 24,4 Milliarden Dollar den happigen Verlust von 821 Millionen Dollar anhäufte, fährt der Dax-Konzern in gänzlich anderen Sphären. Die Wolfsburger setzten 273 Milliarden Dollar um und fuhren dabei den Nettogewinn von über 15 Milliarden Dollar ein.

Stimmungswechsel entfacht Teslas Mega-Rallye

Wie passt da die Wertverdreifachung binnen rund eines halben Jahres zusammen? In erster Linie ist Teslas Fabelrallye ein Ergebnis besser als erwarteter Ereignisse. Der von Scott Galloway vorausgesagte große Knall blieb aus, die Befürchtung von Liquiditätsengpässen bewahrheitete sich nicht.

Stattdessen übererfüllte Elon Musk seine bereits ehrgeizigen Ziele. Die Gigafactory 3 in Shanghai wurde binnen eines Jahres hochgezogen und scheint bereits auf Hochtouren zu produzieren. Laut Musk würden bereits pro Woche 1000 Fahrzeuge des Einstiegsstromers Model 3 vom Band laufen, den Tesla für den Massenmarkt produziert.

Und Musk trumpfte Ende vergangenen November mit der überraschenden Produktankündigung des Pick-ups Cybertruck auf – ein futuristisches Statement wie aus einem “Bladerunner”-Film, das sofort für Hunderttausende Vorbestellungen sorgte.

Volkswagen-CEO Diess schlägt Alarm

Kurz: Tesla hat einen Lauf. Die Produktionsprobleme sind behoben, die Technik und Risikobereitschaft der Konkurrenz um Jahre voraus. Am anderen Ende des Atlantiks sind die Signale angekommen. Der Hochmut der vergangenen Jahre, als Elon Musk in Deutschland als Fantast und “kiffender Kollege” (Siemens-Chef Joe Kaeser) verspottet wurde, sind längst vorbei.

In einer Brandrede und in mehreren Interviews auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos schwor Volkswagen-Chef Herbert Diess die Belegschaft auf die Herausforderungen des neuen Jahrzehnts ein. “Das Automobil wird in Zukunft das komplexeste, wertvollste, massentaugliche Internet-Device. Wir verbringen im Automobil der Zukunft mehr Zeit als heute, vielleicht zwei Stunden statt einer”, erklärte Diess vor Managern des Dax-Schwergewichts.

Der 61-Jährige räumte sogar ein, dass der Marktführer nach der Blaupause von Nokia beim Eintritt des iPhones scheitern könne. “Sind wir schnell genug? Die ehrliche Antwort lautet: Vielleicht, aber es wird immer kritischer. Wenn wir in unserem jetzigen Tempo weitermachen, wird es sogar sehr eng“, wurde Diess zitiert. “Teslas Produkte beschreiben die Zukunft der Automobilindustrie”, erteilte der VW-CEO dem noch jungen Konkurrenten den symbolischen Ritterschlag.

Galloway: Tesla halbiert sich 2020

Scott Galloway zeigt sich unterdessen zumindest halbwegs einsichtig. Niemals gegen ein großartiges Produkt wetten. Trotzdem sieht der streitbare 55-Jährige zumindest an der Börse von nun an eine holprigere Fahrt auf den Überflieger zukommen.

“Die Aktie verliert 2020 die Hälfte. (Sorry, ich kann nicht anders”), entschuldigte sich Galloway in seinen Vorhersagen für dieses Jahr nahezu. Der erste Härtetest kommt bereits morgen, wenn Tesla die Bilanz für das Weihnachtsquartal vorlegt.