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Auf Tesla warten große Risiken – da kommen zwei Milliarden Dollar gelegen

Tesla nutzt den hohen Aktienkurs, um mehr Kapital aufzunehmen – obwohl Elon Musk das ausgeschlossen hatte. Warum das zusätzliche Finanzpolster sinnvoll ist.

Tesla-Chef Elon Musk ist bekannt dafür, Beeindruckendes zu leisten, dabei aber selten seine selbst gesetzten Fristen einzuhalten. Sein Biograf Ashlee Vance zitiert den Unternehmer sogar mit der passenden Losung: „Ich halte immer ein, was ich sage, nur vielleicht nicht in dem Zeitrahmen, den ich sage.“

Nun macht es Musk allerdings genau andersherum: Er tut etwas, was er angeblich nicht tun wollte – und das sehr viel schneller, als Beobachter erwartet hatten. Am Donnerstag kündigte Musk eine Kapitalerhöhung von rund zwei Milliarden Dollar an. Am Freitag wurde zusätzlich bekannt, dass Tesla dazu 2,65 Millionen Aktien für jeweils 767 Dollar anbieten will, was einem Abschlag von 4,6 Prozent gegenüber dem Schlusskurs am Donnerstag entspricht. Musk selbst wird Tesla-Angaben zufolge Aktien im Wert von zehn Millionen Dollar kaufen und der Oracle-Milliardär Larry Ellison wird demnach Papiere im Wert von einer Million Dollar erwerben.

Erst Ende Januar hatte Musk das in der Telefonkonferenz zur Veröffentlichung der Jahreszahlen ausgeschlossen. Auf die Frage eines Analysten, ob er die Kursexplosion der Tesla-Aktie nutzen wolle, um günstig neues Kapital einzuwerben, sagte er, sein Autokonzern sei ausreichend versorgt: „Ich denke, wir geben unser Geld effizient aus und beschränken unseren Fortschritt nicht künstlich.“

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Außerdem plant Tesla, künftig in den meisten Quartalen profitabel zu sein. „Es ergibt keinen Sinn, Geld einzuwerben, weil wir trotz unseres Wachstums Cashflow-positiv sind“, sagte Musk.

Nun scheint er es sich anders überlegt zu haben – die Gelegenheit scheint zu gut: Der Kurs ist seit seinem Höchststand von 842 Euro am 4. Februar zwar um 100 Euro zurückgegangen, aber Tesla-Anteile sind immer noch rund drei Mal so viel wert wie im Mai 2019, als der Autobauer zuletzt Kapital einwarb. Damals waren Analysten erleichtert, dass Tesla überhaupt ausreichend Interessenten fand. Diesmal stieg der Kurs trotz der Verwässerung bis Handelsschluss sogar noch um vier Prozent.

Analysten halten die Kapitalerhöhung, trotz des gebrochenen Versprechens, für eine gute Idee: Dan Ives von Wedbush Securities hält sie für einen „klugen strategischen Schritt“, weil sie denen, die noch immer einen tiefen Absturz von Tesla erwarten, die Argumente nimmt. Steve Weiss, Partner bei Short Hills Capital Partners, glaubt, Teslas einziger Fehler sei es, nur zwei und nicht vier oder fünf Milliarden Dollar einzuwerben.

Auch wenn Teslas Aktienrally der vergangenen Monate extreme Ausmaße hat – es gibt fundamentale Gründe dafür: Zum einen scheint die Autoproduktion immer besser zu laufen. Das Ziel von 500.000 produzierten Teslas im Jahr 2020 will das Unternehmen locker übertreffen. Tesla scheint der „Produktionshölle“, die Musk einst beklagte, entkommen. Sein Vorsprung auf traditionelle Autobauer in der Batterie- und der Softwareentwicklung sind in der Branche unbestritten.

Zum anderen ist dieser Erfolg auch in den Finanzen des Unternehmens aus Palo Alto sichtbar. Erstmals hat der 2003 gegründete E-Auto-Vorreiter in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen einen Gewinn gemacht, in beiden zusammengerechnet 620 Millionen Dollar. Noch besser sieht Teslas freier Cashflow aus, den Musk in der Analystenkonferenz direkt als Grund heranzog, eine Kapitalerhöhung auszuschließen: Im zweiten Halbjahr 2019 kamen 1,4 Milliarden Dollar mehr in Teslas Kasse rein, als rausgingen.

Musks riskante Versprechen

Allerdings sind Teslas finanzielle Fortschritte nur zu einem Teil auf Erfolg gebaut – zu einem anderen Teil auf reinen Erfolgsversprechen: Mit Software-Updates, die erst noch entwickelt werden müssen, hat Musk einen neuen Weg gefunden, Versprechen in Cashflow zu verwandeln: Dieser „Deferred Revenue“ in der Bilanz verdoppelte sich im Jahr 2019 beinahe, von 630 Millionen auf 1,16 Milliarden Dollar. Eine relevante Summe für ein Unternehmen, das 6,26 Milliarden Dollar Cash in seiner Bilanz stehen hat.

Natürlich war Tesla immer eine große Wette auf die Zukunft. Dass seine Kunden Tausende Euro für einen verbesserten Autopiloten ausgeben, bevor sie ihn ausprobieren konnten, kann man auch als besonderen Vertrauensvorschuss sehen, den VW und Co. von ihren Kunden kaum erhalten.

Doch Musks Versprechen sind eben auch besonders: Im Analystencall versprach er in den nächsten Monaten einen komplett entwickelten Autopiloten, wie Teslas Fahrerassistenzsystem heißt. Musk definierte „komplett entwickelt“ („feature complete“) so, dass die Software zumindest eine Chance habe, das Auto aus der heimischen Garage bis zum Büroparkplatz ohne Eingreifen des Fahrers zu steuern.

Auto-Experten halten das für ein riskantes Versprechen. Andere Autobauer vertrauen ihren Fahrerassistenzsystemen noch nicht einmal auf den relativ berechenbaren Autobahnen, den Wagen autonom zu steuern. Und auch für Tesla gilt: Wenn das System nicht funktioniert, kann das Vertrauen der Nutzer einbrechen – und damit die Chance, mit neuen Autopilot-Updates weiteres Geld mit Versprechen einzuwerben.

Dass Musk großen Druck auf sein Team macht, das Feature schnell weiterzuentwickeln, zeigte sich vergangenen August: Da verließ Jim Keller, Chef des Autopilot-Entwicklungsteams, das Unternehmen mit mehreren Teammitgliedern. Der Grund soll ein Streit mit Musk über den ambitionierten Zeitrahmen gewesen sein.

Der Druck auf die Entwickler wird in den kommenden Monaten sicherlich nicht geringer. Tesla muss massiv in seine Software investieren, um die Versprechen des Chefs in Bezug auf das autonome Fahren einzulösen. Neben dem Autopiloten hat Musk auch einen neuen Antrieb angekündigt und will die Produktion seines elektrischen Kleinlasters und des futuristischen Cybertrucks starten. Und seine Fabrik in der Nähe von Berlin soll in diesem Jahr so weit sein, dass sie ab 2021 Autos produzieren kann.

Vor Tesla liegen 2020 große Investitionen, große Versprechen und große Risiken. Zwei Milliarden Dollar zusätzliches Finanzpolster kommen da sehr gelegen.