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Tesla Model S Plaid kurz nach Auslieferung in Flammen aufgegangen: Diese Ursachen können zu Bränden bei Elektroautos führen

Das fast fabrikfrische Model S Plaid konnte erst nach mehreren Stunden gelöscht werden.
Das fast fabrikfrische Model S Plaid konnte erst nach mehreren Stunden gelöscht werden.

Spätestens seitdem die Zulassungszahlen von Elektroautos ein exponentielles Wachstum hinlegen, führen Kritiker deren vermeintlich hohe Brandgefahr gerne als Argument gegen das gesamte Antriebskonzept ins Feld. Allerdings herrscht diesbezüglich ein etwas verzerrtes Bild. Über in Flammen aufgegangene Elektroautos, besonders Teslas, wird deutlich häufiger berichtet, als über abgebrannte Fahrzeuge mit Otto- oder Dieselmotor.

Auch das über Stunden in Flammen stehende Tesla Model S Plaid in der Nähe von Philadelphia ging durch die internationalen Medien. Dies lag aber auch daran, dass die über 1.000 PS starke Topversion der Elektrolimousine mit Spannung erwartet wurde und erst vor zwei Wochen seine Markteinführung feierte. Das frühzeitige Ende des zu Asche gewordenen Exemplars führte in den USA zu Spekulationen darüber, ob das Batteriesystem des am schnellsten beschleunigenden Autos der Welt überhaupt ausgereift und der hohen Leistung gewachsen ist. Allerdings handelt es sich dabei um reine Spekulationen, da die Brandursache bis dato noch nicht aufgeklärt wurde.

Keine Nachteile bei der Sicherheit

Laut Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fallen bundesweit pro Jahr rund 15.000 PKW den Flammen zum Opfer. Die überwältigende Mehrheit von ihnen hat einen klassischen Hubkolbenmotor unter der Haube. Die genaue Zahl der hierzulande abgebrannten Elektroautos ist nicht bekannt. Der ADAC spricht batteriebetriebenen E-Autos jedoch eine ebenbürtige, beziehungsweise dank einer modifizierten Crashstruktur tendenziell sogar leicht bessere Sicherheit zu.

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Bei dieser Einschätzung bezieht sich der Automobilclub auf diverse eigens durchgeführte Crashtests und einem direkten Vergleich zwischen dem elektrischen VW e-up! und der von einem Benzinmotor angetriebenen Version des Kleinstwagens. Die Autobauer hätten in den vergangenen Jahren technische Lösungen gefunden, die im Fahrzeugboden untergebrachten Hochvoltbatterien gut zu schützen. Die Sensoren erkennen beispielsweise einen Crash, woraufhin ein Relais die Verbindung zwischen den Batteriemodulen und den Hochvolt-Leitungen des Elektroantriebs trennt. So wird das System rechtzeitig abgeschaltet und die Brandgefahr insgesamt verringert.

Produktionsmängel und Beschädigungen

Eine besonders große Aufmerksamkeit kommt E-Autos zu, die im Stand in Flammen aufgehen. Die Berichterstattung zu ähnlichen Fällen schlug in der Vergangenheit so große Wellen, dass einige Tiefgaragen-Eigentümer das Abstellen von Teslas und anderer elektrisch angetriebener Fabrikate verboten haben. Der Großteil der Experten hielt dies für eine irrationale Entscheidung. Zum einen springt das Feuer von E-Fahrzeugen nur selten auf andere Autos über, weil keine brennbare Flüssigkeit austreten kann. Des Weiteren entzünden sich die Lithium-Ionen-Batterien insgesamt nur sehr selten.

Falls sie sich doch im Stand entzünden, liegt die Ursache dafür oft in den Werkshallen der Produzenten. Professor Dr. Maximilian Fichtner, der stellvertretende Direktor des Ulmer Helmholtz-Instituts und einer der führenden deutschen Batterieforscher, ist aber davon überzeugt, dass diese Problemquelle mittlerweile großteils ihren Schrecken verloren hat. Im Gespräch mit Business Insider sagt er: "Bei älteren E-Auto-Modellen ist die Brandgefahr etwas höher. Da die Hersteller damals noch nicht so viel Erfahrung und Routine hatten, kam es damals in seltenen Fällen zu Fertigungsfehlern. Beispielsweise gelangten versehentlich Metallspäne in das Innere der Zelle. Bei neuen E-Autos kommt dies nur noch sehr selten vor, weil die Präzision in der Fertigung der Zellen und der gesamten Batterien heute deutlich höher ist."

Bei heutigen Autos ist eher die Software schuld

Bei modernen Elektroautos liegt die Fehlerquelle laut Professor Fichtner meist nicht in der Hardware: "Falls doch der äußerst seltene Fall eintritt, dass ein neues E-Auto von alleine zu brennen anfängt, liegt dies oft nicht an den Batterien selbst, sondern an einem nicht auf Sicherheit getrimmten elektronischen Batteriemanagement." Falls es sich bewahrheiten sollte, dass sich die Lithium-Ionen-Batterie des amerikanischen Models S Plaid selbst entzündet hat, wäre eine mögliche Erklärung, dass Tesla den Fokus bei der Entwicklung etwas zu sehr auf die Performance gelegt hat. "Alle Mutmaßungen zur Ursache des Tesla Model S-Brands sind zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Es ist aber auch nicht komplett ausgeschlossen, dass Tesla im Streben nach einem besonders leistungsfähigen Stromspeicher das Batteriemanagement etwas überreizt hat", sagt der Wissenschaftler.

Der Fahrer des komplett zerstörten Tesla behauptet, dass er sein Auto in keiner Weise selbst beschädigt habe. Neben dem "Überladen" der Batterien, dass Kurzschlüsse verursachen kann, sind durch Kollisionen beschädigte Batteriepacks bei Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden jedoch eine der häufigsten Brandursachen. Durch die Deformierung der Batterie-Module kann es mitunter zu einer großen Hitzeentwicklung kommen. Diese kann zum berüchtigten "Thermal Runway" führen. Darunter versteht man, dass eine brennende Zelle die nächste entflammt, was einen gewissen Domino-Effekt hervorruft und die Löschdauer immens in die Länge zieht. In diesem Falle kann es helfen, die Batterie von außen zu kühlen. Dabei werden zwischen drei und elf Tausend Liter Wasser verbraucht. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Löschfahrzeug für KFZ-Unfälle hat knapp 2.000 Liter Wasser an Bord.

Die Feuerwehren passen sich der Technologie an

Neben dem erhöhten Bedarf an Löschwasser und den deutlich länger dauernden Einsätzen stellen die batteriebetriebenen Fahrzeuge die Feuerwehren vor eine weitere Herausforderung. Die Autos müssen nach dem Löschen mindestens 24 Stunden beobachtet werden, da sich die Zellen jederzeit wieder entzünden können - auch wenn keine Flammen und kein Rauch mehr zu sehen sind. Die Feuerwehr muss ihre Arbeitsweise zwar an die neue Antriebsart anpassen, eine höhere Brandgefahr besteht laut Karl-Heinz Knorr, dem Vizepräsidenten des deutschen Feuerwehrverbands, aber nicht. Diese Einschätzung gab er in mehreren Interviews, unter anderem mit BR24 ab. Es würde kaum einen Unterschied machen, ob ein Auto mit einer Lithium-Ionen-Batterie oder einem Benzintank ausgestattet ist.