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Was Tesla deutschen Firmen bei der Rohstoffversorgung voraushat

Tesla-Chef Elon Musk geht beim Einkauf von Rohstoffen so weit wie kein anderer Konkurrent. Deutsche Unternehmen haben dagegen Nachholbedarf.

Der „Battery Day“ von Tesla mag die Erwartungen einiger Investoren enttäuscht haben – eines hat er einmal mehr unterstrichen: Beim E-Autopionier ist das Thema Rohstoffversorgung Chefsache. Elon Musk kündigte vergangene Woche an, in die Produktion von Lithium einzusteigen. Dafür sichert sich Tesla ein Lithium-Vorkommen in Nevada.

Auch bei der Versorgung mit Nickel macht Musk seit Monaten Druck. Das Metall soll in günstigen und langlebigen Batterien zum Einsatz kommen – und das Konfliktmineral Kobalt ersetzen. Schon vor Monaten appellierte Musk an die Minenkonzerne: „Bitte fördert mehr Nickel.“ Er versprach: „Tesla wird euch einen gigantischen langfristigen Vertrag geben, wenn ihr Nickel in einer effizienten und umweltfreundlichen Art abbaut.“

Doch was für Musk selbstverständlich scheint, haben viele Manager in Deutschland offenbar noch nicht verinnerlicht, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Inverto in Kooperation mit dem Handelsblatt zeigt. Inverto hat 78 Rohstoffeinkäufer und Manager befragt und kommt zu dem Ergebnis: „Das Thema Versorgungssicherheit wird grundsätzlich unterschätzt.“

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Demnach gehen nur 27 Prozent der befragten Manager davon aus, dass eine reduzierte Verfügbarkeit von Rohstoffen einen maßgeblichen negativen Einfluss auf das Jahresergebnis haben kann. Als größte Risikofaktoren sehen die Manager Unsicherheiten in der konjunkturellen Entwicklung sowie rückläufige Absatzmengen in der Coronakrise.

Gefahren in der Lieferkette

Doch es sind nicht allein diese direkten Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Unternehmen im Blick haben sollten, warnt Lars-Peter Häfele, Managing Director bei Inverto. Besonders vor dem Hintergrund wachsender Fallzahlen in vielen Ländern Europas bestünden Risiken, dass die Versorgung mit Rohstoffen oder Vorprodukten eingeschränkt wird. „Es sind nicht einzelne Branchen oder Industrien, die als Zulieferer auszufallen drohen. Es sind ganze Länder und Regionen, die von Einschränkungen betroffen sein können“, sagt Häfele. „Ein Abriss der Lieferketten kann sehr schmerzhaft sein.“

Schon jetzt zeige sich, dass die Sicherung der Rohstoffversorgung die Kosten vieler Firmen erhöht. 59 Prozent der befragten Manager gaben an, dass es wegen Covid-19 bereits zu Verzögerungen entlang der Lieferkette kam. Die Folge: „Viele Unternehmen haben ihre Lagerbestände massiv erhöht.“

Statt sich auf die punktgenaue Lieferung von Rohstoffen oder Vorprodukten zu verlassen, hielten die Firmen Lagerbestände für mehrere Wochen vor, so Häfele. „Doch das führt zu einer höheren Kapitalbindung.“ Dies könnte sich auch in höheren Kosten und einem negativen Ergebnisbeitrag niederschlagen.

Die Transformation der Automobilindustrie vom Verbrenner zum Elektromotor ist dabei nur ein Beispiel für die Herausforderungen der Industrie, die Versorgung mit kritischen Bauteilen und Rohstoffen zu sichern – aber ein sehr plakatives: Milan Thakore, Analyst bei der Investmentbank Wood Mackenzie, beobachtet etwa, dass sich immer mehr Autohersteller über Partnerschaften den Zugriff auf Batteriezellen sichern.

Tiefer in die Wertschöpfung einzusteigen wagt bisher nur Tesla. „Viele Hersteller scheuen noch den Sprung in ein Mineninvestment“, sagt Thakore. Doch auch er ist überzeugt: Wenn Autobauer nicht durch Mineninvestments ihre Versorgung sichern, dürfte das die Verbreitung von E-Autos verlangsamen.

Ungenutzte Möglichkeiten

Die Coronakrise hält jedoch nicht nur Risiken für Unternehmen bereit. Im März und April brachen die Rohstoffpreise auf breiter Front ein; US-Öl der Sorte WTI fiel sogar in den negativen Bereich. Eine Möglichkeit für Industrieunternehmen, Kosten im Einkauf zu senken, wenn sie diese nutzen können. Doch Inverto-Berater Häfele sagt: „Viele Unternehmen haben sich Ende 2019 langfristige Rohstoffpreise gesichert. Von den gesunkenen Rohstoffpreisen konnten sie daher nicht profitieren.“

Nur Rund ein Drittel der von Häfele und seinem Team befragten Industriemanager gab an, dass es ihnen gelungen sei, wegen Covid-19 Rohstoffpreise im Einkauf nachzuverhandeln und zu senken. Aus seiner Sicht lassen viele Industrieunternehmen daher Möglichkeiten zu Kostensenkungen ungenutzt.

Bestes Beispiel sei der Rohölpreis, der auch wichtig für viele Kunststoffprodukte ist. „Gerade bei Öl werden Preissteigerungen von Lieferanten oft als Argument verwendet, um höhere Preise etwa von Kunststoffteilen durchzusetzen“, sagt Häfele. Doch umgekehrt funktioniere das weniger gut: „Wenn die Ölpreise wie in diesem Jahr stark sinken, müssen Einkäufer dafür sorgen, dass man auch diesen Effekt mitnehmen kann. Da sind viele Unternehmen noch zu schlecht aufgestellt.“

Häfele weist darauf hin, dass es keineswegs ein Widerspruch sein muss, langfristige Lieferverträge abzuschließen und sich gleichzeitig die Möglichkeit offenzulassen, von sinkenden Rohstoffpreisen zu profitieren. Er empfiehlt, Lieferverträge auf der Basis von Preisindizes abzuschließen. „Der Trend geht klar in diese Richtung“, sagt der Berater. „Doch auch hier ist es wichtig, dass Unternehmen die Preise konsequent nachhalten.“

Während es bei manchem deutschen Industrieunternehmen noch daran hapert, die Rohstoffpreise regelmäßig zu überprüfen, ist Elon Musk schon drei Schritte weiter. Mit seiner Direktinvestition in den für sein Unternehmen überlebenswichtigen Rohstoff Lithium geht er weiter als alle Autobauer vor ihm. Es wäre nicht das erste Mal, dass Musk die Marschroute für eine ganze Industrie vorgibt.