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Der Tequila-Streit: Mexiko und Heineken zoffen sich um Desperados-Bier

Mexiko und Heineken streiten, da Heineken für sein Bier "Desperados" mit Tequila wirbt, obwohl das Getränk gar keinen Tequila enthält.

Die Desperados-Reihe von Heineken, dem zweitgrößten Bierbrauer der Welt, ist international bekannt und sehr beliebt. Der Konzern wirbt damit, dass Desperados weltweit das erste Bier ist, dass mit Tequila aromatisiert wurde und daher einzigartig im Geschmack sein soll. Allerdings führte genau dies zu einem riesigen Streit-Prozess mit Mexiko, wie "Die Welt" berichtet.

Denn das mexikanische Nationalgetränk Tequila muss einer eindeutigen Regel unterliegen: Der Schnaps muss aus Mexiko stammen. Da sind die Mexikaner und die Tequila-Hersteller sehr streng. Der Schnaps, der aus der Blauen Agave hergestellt wird, gilt nur dann als Original und darf nur dann als Tequila bezeichnet werden, wenn er in Mexiko hergestellt wurde. Der Schnaps ist also eine geschützte geografische Angabe und vergleichbar mit beispielsweise Schwarzwälder Schinken oder Aachener Printen.

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Mit dem "Consejo Regulador del Tequila" (CRT) gibt es sogar eine Behörde, die für die Überprüfung und Zertifizierung von Vorschriften bei der Tequila-Produktion zuständig ist. Der CRT streitet derzeit vor Gericht mit Heineken über die Nutzung des Wortes Tequila. Laut des CRTs enthalte Desperado nämlich lediglich das Aroma, nicht aber den Schnaps selbst und dürfe daher nicht mit Tequila werben.

Heineken soll das Wort Tequila nicht mehr benutzen – oder mehr Tequila ins Bier mischen

Fernando Cano, der Europa-Repräsentant des CRTs sagte im Gespräch mit der „Welt“: „Entweder hört Heineken damit auf, das Wort Tequila zu nutzen, oder es wird künftig so viel Tequila ins Bier gemischt, dass die Nutzung von uns genehmigt werden kann.“ Dazu müsste der Tequila allerdings 25 Prozent des Alkoholgehalts im Getränk ausmachen. Derzeit treffe dies bei Desperado, das zu 99,9 Prozent aus Bier besteht, nicht zu.

Heineken jedoch weist die Vorwürfe von sich und sagte im Interview mit der "Financial Times", dass echter mexikanischen Tequila für das Aroma des Getränks verwendet wird. Dieser werde dem Konzern von einem der 163 Produzenten geliefert, der zu den vom CRT vertretenen Herstellern gehört. Allerdings ändere selbst das nichts am Prozess, denn Heineken benutzt laut CRT trotzdem lediglich eine Essenz des Tequilas. Der Konzern benutze somit das Etikett, ohne überhaupt richtigen Tequila in seinem Getränk zu verwenden.

Darüber hinaus dürfe Tequila aufgrund der Herkunftsbezeichnung gar nicht zu einem Aroma oder einer Geschmacksrichtung verarbeitet werden. Aus diesem Grund erhält der beteiligte Tequila-Lieferant seit 2020 auch keine Echtheitszertifikate mehr vom CRT, da "das Unternehmen vorgetäuscht hat, abgefüllte Waren für Endverbraucher zu exportieren, in Wahrheit aber eine Tochtergesellschaft von Heineken beliefert hat, die daraus das Aroma herstellt", so Canto im Gespräch mit der „Welt“.

Es gehe schon längst nicht mehr nur um Mexiko und Tequila

Heineken hat sich aufgrund dieser „technischer Handelshemmnisse“ durch Mexiko bei der EU-Kommission beschwert. Die Untersuchungen dazu laufen noch. Die Gerichte tagen insgesamt bereits seit Jahren zu diesem Prozess, die Verfahren fanden in Frankreich, dem Produktionsland des Desperados-Biers und in den Niederlanden, dem Stammsitz von Heineken statt. Allerdings gibt es noch kein übereinstimmendes Ergebnis, denn während der CRT seine Forderung in Frankreich durchsetzen konnte, bekam Heineken in den Niederlanden recht. Deshalb läuft jetzt in Amsterdam ein Berufungsverfahren.

Bei dem Prozess gehe es dabei schon längst nicht mehr nur um Mexiko und Tequila, sondern „ganz allgemein um den Schutz von Herkunftsbezeichnungen in Europa“, wie Cano im Gespräch mit der „Welt“ mitteilte. Denn der Streit zwischen Mexiko und Heineken beeinflusst laut Cano auch den zukünftigen Umgang mit geschützten geografischen Angaben: „Eine Entscheidung zuungunsten Mexikos würde bedeuten, dass letztlich jedes geschützte Produkt verletzt und damit generisch werden kann.“

ln

VIDEO: Wozu der Hut auf der Tequila-Flasche wirklich ist