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Wie der Telekom-Finanzchef den 5G-Ausbau stemmen will

Telekom-Finanzvorstand Christian Illek muss die Investoren vom größten Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte überzeugen – dabei ist das Geschäftsmodell noch unklar.

Selten hat die Deutsche Telekom so unter Druck gestanden wie in den vergangenen Monaten. Mit der 5G-Technik beginnt der Aufbruch in eine neue Mobilfunktechnologie. Mit 12,7 Milliarden Euro will der Konzern in diesem Jahr so viel investieren wie nie zuvor.

Gleichzeitig läuft das 26 Milliarden Dollar schwere Übernahmeverfahren für den Rivalen Sprint in den USA. Christian Illek ist der Mann, der das als Finanzchef alles zusammenhalten muss. Keine leichte Aufgabe für einen Manager, der erst ein dreiviertel Jahr im Amt ist, und der nicht vom Fach kommt.

Die strategischen Entscheidungen liegen natürlich nicht allein bei Illek. Aber als Aufseher über die Finanzen muss er dafür sorgen, dass der Dax-Konzern den Spielraum hat, die Herausforderungen anzugehen. Obwohl der gebürtige Düsseldorfer bereits viele Jahre für die Telekom arbeitet, hat er bislang kaum Erfahrung im Finanzbereich gesammelt.

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Bis zu seinem Wechsel zum Jahresanfang war er als Personalvorstand für die mehr als 200.000 Mitarbeiter des Unternehmens zuständig. Illek war 2007 als Bereichsleiter von T-Home bei der Telekom eingestiegen. Es folgte ein Zwischenstopp als Deutschlandchef von Microsoft, bevor der studierte Chemiker und Betriebswirt zur Telekom zurückkehrte.

Immerhin war sein Wechsel ins Finanzressort früh klar. Schon im Februar 2018 hatte Aufsichtsratschef Ulrich Lehner den neuen Job für Illek angekündigt. Vorstandschef Timotheus Höttges lobte: „Christian kann auf eine lange Karriere im Marketing, als General Manager und im Personalbereich zurückblicken.“

Damals war jedoch auch schon klar, dass Illek noch kaum Erfahrung im Controlling mitbringt. Daher band der damalige Finanzchef Thomas Dannenfeldt seinen Nachfolger früh ein und ließ Illek über Monate bei seinen Terminen mitlaufen, bevor der Nachfolger die Kontrolle über die Einnahmen und Ausgaben der Telekom zugeteilt bekam.

In der Zwickmühle

Für ein Interview für diesen Artikel stand Illek trotz mehrfacher Anfragen nicht zur Verfügung. Er arbeite sich noch in seine neue Aufgabe ein, ließ er über einen Sprecher ausrichten. Dabei bleibt dafür eigentlich keine Zeit. Denn mit 5G steht die Telekom vor einem riesigen Projekt.

Der Finanzchef steckt in einem Dilemma. Auf der einen Seite muss der 55-Jährige Milliardensummen für den Ausbau der nächsten Mobilfunkgeneration aufwenden. Auf der anderen Seite hat er noch keine genaue Vorstellung, wie das Geschäftsmodell für 5G aussehen wird.

Von den Endkunden dürften die Mehreinnahmen kaum kommen. Die Telekom hat den Echtzeitmobilfunk in viele Tarife integriert. Eine zusätzliche Gebühr verlangt sie nicht. Größere Chancen könnte es in der Industrie geben. Von Dax-Konzernen wie Siemens, Volkswagen oder Continental bis hin zu Mittelständlern hoffen alle auf neue Impulse durch die neue Technologie.

Sie wollen ihre Fabriken mit dem schnellen Netz ausstatten, um etwa Roboter punktgenau und ohne Verzögerung steuern zu können. Aber sind die Firmen für den Aufbruch in das 5G-Zeitalter auf die Deutsche Telekom angewiesen?

Diese Frage ist offen. Auch Netzwerkausrüster wie Ericsson oder Nokia machen Unternehmen Angebote, wie sie ihre Produktionsanlagen startklar für 5G machen können. Ein deutscher Sonderweg macht das möglich. Die Bundesregierung hat vorgesehen, dass ein Teil der Frequenzen für den Echtzeitmobilfunk 5G für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Landwirtschaft reserviert werden.

Auf Antrag bei der Bundesnetzagentur halten die Unternehmen die Zuteilung für die lokalen Frequenzen, mit denen sie ihre Fabriken ausrüsten können. Noch hat die Behörde die letzten Details nicht geklärt. Aber schon jetzt ist klar, dass diese lokalen Frequenzen deutlich günstiger zur Verfügung gestellt werden als die rund 6,5 Milliarden Euro, die die Telekom und die anderen Netzbetreiber in Deutschland für die 5G-Frequenzen bezahlt haben.

Illek steht vor einem Flickenteppich

Für Illek führt ohnehin kein Weg am Netzausbau vorbei. Die Telekom hat angekündigt, bis zum Jahr 2025 mindestens 99 Prozent der deutschen Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche der Bundesrepublik mit dem Netz zu versorgen.

Dieses Szenario muss Illek nicht nur für Deutschland durchkalkulieren, sondern auch für die Telekom-Tochtergesellschaften in den anderen europäischen Ländern. In Österreich ist die Landesgesellschaft beim 5G-Ausbau schon deutlich weiter. In anderen Ländern gibt es noch nicht mal feste Zeitpunkte, wann die nötigen Frequenzen versteigert werden sollen. Illek steht vor einem Flickenteppich.

Dabei muss er auch dafür sorgen, dass die Investoren den Kurs mittragen. Zuletzt erntete der Vorstand von der Kapitalseite im Aufsichtsrat Kritik, wie das Handelsblatt erfuhr. Einer der Gründe: Die Aufseher fürchten, dass die hohen Investitionen auf die Dividende drücken könnten.

Bei der Hauptversammlung im Frühjahr hatte der Finanzchef betont, der Konzern wolle trotz Rekordinvestitionen weiterhin eine Dividende zahlen, mindestens 50 Cent je Aktie. Zuletzt haben die Aktionäre noch 70 Cent je Aktie bekommen.

Vertraute beschreiben Illek als Anpacker, der sich tief in Details einarbeiten kann. Er scheut keine Auseinandersetzungen und ist bereits mit dem einen oder anderen innerhalb des Konzerns aneinandergeraten. „Er ist durchsetzungsstark und verlässlich, aber manchmal zu konfrontativ“, sagt einer, der ihn gut kennt.

Noch wenig Profil

Offiziell sind die Vorstandsmitglieder bei der Telekom gleichgestellt. Aber in der Praxis genießt der Finanzvorstand eine Sonderstellung. In der Vorstandsetage des Dax-Konzerns in Bonn liegt das Büro von Illek auf demselben Flur wie das von Vorstandschef Höttges und Aufsichtsratschef Lehner. Kein anderes Vorstandsmitglied hat so engen Kontakt zur Konzernspitze.

Das könnte ein Vorteil sein, wenn es um die Nachfolge Höttges geht. Schließlich war auch er Finanzchef, bevor er befördert wurde. Höttges‘ Vertrag läuft noch bis Anfang des Jahres 2024. Illek ist nicht der einzige Kandidat für die Nachfolge. Deutschlandchef Dirk Wössner oder Technologiechefin Claudia Nemat gelten ebenfalls als Aspiranten.

Illek fehle es im Vergleich zu Höttges etwas an Charisma, sagt ein ranghoher Telekom-Manager: Der Finanzchef bleibe „oft farblos und unnahbar bei Auftritten. Ihm fehle die Fähigkeit, „andere mitzureißen.“ Sollte es der Finanzchef auf den Posten des Vorstandschefs abgesehen hab, muss er wohl sein Profil noch nachschärfen.