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Die Telekom buhlt um die Gunst der Anleger

Das hier sei ein „Big Thing“ für sie, sagt Timotheus Höttges, eine große Sache also. Der Chef der Deutschen Telekom hat gerade den Kapitalmarkttag eröffnet – die Veranstaltung, bei der das Management des Dax-Konzerns den Analysten alle drei Jahre die Strategie für die kommenden drei Jahre präsentiert.

Für Höttges und seine Kollegen ist das regelmäßig einer der wichtigsten Termine. Wochenlang wurde er vorbereitet. Die Wachstumsstory muss stimmen. Wenn das Führungsteam es nicht schafft, die Analysten von seinen Plänen zu überzeugen, werden die nächsten Jahre am Finanzmarkt noch härter.

Die Aktie hat in letzter Zeit ohnehin schon deutlich an Wert verloren: fast 23 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Anleger sind verunsichert, ob sich die hohen Investitionen des Konzerns lohnen.

Höttges will an diesem Tag mit konkreten Ansagen beruhigen. „In einer Industrie mit enormen Investitionen ist es wichtig, Planbarkeit reinzubekommen“, sagt der Telekom-Chef am Morgen vor Journalisten.

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Das bedeutet in Zahlen übersetzt: Der Umsatz soll bis 2021 durchschnittlich um ein bis zwei Prozent zulegen, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um zwei bis vier Prozent.

Das für viele Aktionäre Wesentliche, die Dividende, soll in diesem Jahr um fünf Cent auf 70 Cent pro Aktie steigen – vorausgesetzt, die Gremien stimmen zu. Höttges wagt sich damit schon früh im Jahr aus der Deckung, ist doch noch nicht genau klar ist, wie sich die Geschäfte entwickeln werden.

Er will Selbstbewusstsein demonstrieren und offenbar den Effekt der dann folgenden Ankündigung abmildern – denn die hat es in sich. Wenn die Telekom wie erhofft über ihre Tochter T-Mobile US den amerikanischen Mobilfunker Sprint übernehmen darf, wird die Dividende nämlich erst einmal wieder sinken, erklärt der Konzern. Eine Ansage mit Aufregerpotenzial für einen Dividendentitel wie die Deutsche Telekom.

Die Analysten dagegen versucht Höttges zu besänftigen und ändert, wie von ihnen gewünscht, die Dividendenpolitik. So koppelt die Telekom die Ausschüttung künftig nicht mehr an die freien Barmittel (Free Cash Flow), sondern an das bereinigte Ergebnis pro Aktie.

Der Grund für die Forderung: Aus Analystensicht spiegelt der Free Cash Flow den tatsächlichen Wert des Konzerns nicht ausreichend wider, weil darin auch die Barmittel der Töchter konsolidiert werden, an denen die Telekom nicht 50 Prozent der Anteile hält.

Der Nachteil für die Anleger: Der Gewinn pro Aktie würde durch eine Übernahme von Sprint deutlich sinken. Der Konzern rechnet mit Integrationskosten von rund 15 Milliarden Dollar in den kommenden drei Jahren. Das drückt das Ergebnis.

Weil die auf rund 43 Milliarden Dollar geschätzten Synergieeffekte relativ schnell greifen, würde sich die Dividende jedoch schon drei Jahre nach Übernahme wieder stabilisieren, beschwichtigt Telekom-Finanzchef Thomas Dannenfeldt. Nach vier Jahren soll sie sogar wieder steigen. Zwischen 2018 und 2021 soll das Ergebnis pro Aktie von rund einem auf rund 1,20 Euro zulegen.

Breitbandausbau im Fokus

Doch die Mehrzahl der anwesenden Analysten interessieren sich gar nicht primär für die Dividende, sondern vor allem für den Breitbandausbau in Deutschland. Die Telekom hatte angekündigt, in diesem Jahr ihr Kupferkabelnetz noch einmal hochzurüsten, womit sie dann bis zu 250 Megabit die Sekunde anbieten kann.

Ab 2021 sollen dann „bei entsprechenden regulatorischen Rahmenbedingungen“ bis zu zwei Millionen Haushalte im Jahr direkt an das schnelle Glasfasernetz angebunden werden. In den kommenden vier Jahren will der Konzern in Deutschland rund 20 Milliarden Euro ausgeben.

Doch Analysten sind skeptisch, ob dieser Plan aufgeht. „Die Deutsche Telekom prognostiziert konstante Investitionen, aber wir erwarten steigenden Druck, die Ausbaupläne für Glasfaser zu beschleunigen, was die Investitionen erhöhen könnte“, erklärt etwa Guy Peddy von Macquarie Capital.

Andere Analysten fragen sich, welche Auswirkungen die jüngst angekündigte Übernahme des Kabelanbieters Unitymedia durch Vodafone haben könnte. Da sich Vodafone seit der Ankündigung nicht geäußert hat, ob und wie sich die Investitionspläne durch den Deal ändern werden, wollen die Telekom-Manager dazu nicht viel sagen.

In ganz Europa sollen die Investitionen dagegen sogar leicht sinken, prognostiziert die Telekom: Von 7,9 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro. Zugleich sollen die indirekten Kosten, etwa für Immobilien oder IT-Plattformen um 1,5 Milliarden Euro reduziert werden. Diese Einsparungen seien zu niedrig, kritisieren mehrere Analysten. Die Kostenstruktur der Telekom sei immer noch zu hoch.

Das weiß auch Telekom-Chef Höttges und verspricht, daran zu arbeiten. In Summe ist er jedoch sehr zufrieden. Das Management habe gezeigt: „Diese Firma kann wachsen“, sagt er stolz – und bekommt dafür Rückendeckung. Commerzbank-Analystin Heike Pauls sagte dem Handelsblatt mit Blick auf den Aktienkurs: „Die derzeit prognostizierten Mittelfristziele werden vom Markt nicht ausreichend gewürdigt.“