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Teil-Lockdown schockt Verbraucher: Konsumlaune in Deutschland bricht ein

Die Stimmung unter den Verbrauchern ist nur im Frühjahr schlechter gewesen, wie das HDE-Konsumbarometer zeigt. Dem Handel droht ein Fehlstart ins neue Jahr.

Die Konsumlaune ist in Deutschland laut HDE-Konsumbarometer zurückgegangen. Foto: dpa
Die Konsumlaune ist in Deutschland laut HDE-Konsumbarometer zurückgegangen. Foto: dpa

Die zweite Corona-Welle und der damit verbundene Teil-Lockdown schocken Deutschlands Verbraucher: Das HDE-Konsumbarometer für Dezember ist um mehr als zwei Punkte eingebrochen und notiert nun mit 95,64 Zählern tiefer als im Juli.

Lediglich im Mai und Juni war die Stimmung der Verbraucher noch schlechter. Der Handel muss sich wohl auf einen Fehlstart in das neue Jahr einstellen.

Das HDE-Barometer basiert auf einer repräsentativen Verbraucherbefragung und bildet die Konsumneigung in den kommenden Monaten ab. Es wird monatlich von Handelsblatt Research (HRI) Institute für den Handelsverband HDE berechnet. Das Barometer basiert auf mehreren Einzelfaktoren, die entsprechend ihrer Bedeutung in den Gesamtindex einfließen.

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Die Konjunkturerwartungen der befragten Verbraucher brachen um elf Zähler ein – und sind damit maßgeblich für den heftigen Rückgang des Barometers verantwortlich. Daran gemessen waren die Rückgänge bei den eigenen Einkommenserwartungen sowie der Anschaffungsneigung eher moderat – die Mehrzahl der Verbraucher geht also offenbar davon aus, dass sie selbst wirtschaftlich nicht so stark vom neuerlichen Lockdown tangiert wird wie die gesamte Volkswirtschaft. Dies dürfte beispielsweise für Staatsbedienstete, Rentner und andere Transferempfänger sowie Beschäftigte in Krisengewinnerbranchen der Fall sein.

Nach einer Ifo-Umfrage fühlen sich gegenwärtig 15 Prozent der deutschen Unternehmen in ihrer Existenz bedroht – das waren sechs Prozentpunkte weniger als noch in Juni. Im Schnitt betrifft die Existenzgefährdung die Dienstleister zu 19 Prozent, im Handel sind es 14 Prozent und in der Industrie elf Prozent. Kaum betroffen sind die Pharma- und Chemieindustrie sowie der Bau.

Ein Großteil der Unternehmen steckt also nicht in akuter Existenznot; die große Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland ist recht sicher. Im November war die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sogar spürbar gesunken.

Innenstädte geraten unter Druck

Der deutsche Einzelhandel als Ganzes zählt durchaus zu den Krisengewinnern und steuert auf ein Rekordjahr 2020 zu. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres setzten die Einzelhändler real 3,9 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum.

Großer Sieger war der Internet- und Versandhandel mit einem realen Zuwachs von 22,2 Prozent. Auch Lebensmittel, Einrichtungsgegenstände und Baubedarf waren sehr gefragt.

Hingegen fehlen dem Handel mit Bekleidung, Schuhen und Lederwaren real 21,6 Prozent der Vorjahresumsätze, den Kauf- und Warenhäusern gut zehn Prozent. Beide Segmente sind typischerweise in den Innenstädten zu finden – und die leiden besonders darunter, wenn die Menschen nur fürs Nötigste ihre Wohnung verlassen.

Laut Statistischem Bundesamt ging im November die durchschnittliche Mobilität in Deutschland um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Besonders deutlich war der Rückgang in den drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen.

Daten zu anderen Großstädten liegen nicht vor, da die Auswertung auf Bundesländerebene standfand; gleichwohl sind viele Innenstädte derzeit vergleichsweise leer. Entgegen dem Bundestrend stieg die Mobilität in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern merklich.

Die Corona-Pandemie ist jedoch nicht Auslöser des viel beklagten Niedergangs der Innenstädte; sie wirkt vielmehr als Verstärker. Schon vor der Pandemie hatten etwa große Kaufhausketten erhebliche Probleme. Aber auch viele kleine stationäre Händler stehen vor großen Herausforderungen.

Einerseits können sie preislich mit dem Onlinehandel oft nicht mithalten, andererseits schöpfen sie die Möglichkeit, mit Beratungs- und Serviceleistung beim Kunden zu punkten, nicht aus, da vielfach kompetentes Fachpersonal fehle, resümiert eine Studie der Beratungsgesellschaft „Sickel & Team“ und des Deutschen Instituts für Marketing. Dabei seien die Mitarbeiter „DAS Alleinstellungsmerkmal im stationären Handel“.

Der Handel brauche „einzigartige Kundenerlebnisse“. Die Kunden schätzten im stationären Handel vor allem die direkte Überprüfung der Ware, die direkte Verfügbarkeit und die persönliche Beratung – Leistungen, die der Onlinehandel (noch) nicht biete.