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TEAMVIEWER IM FOKUS: Corona-Boost schon vorbei?

GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Teamviewer <DE000A2YN900> galt früh als Profiteur der Corona-Krise: Mit dem Boom von Softwarebestellungen zur Hochphase der ersten Pandemiewelle im Frühjahr kam das Unternehmen beim Aktienkurs nachhaltig über den Ausgabepreis des Börsengangs aus dem September 2019 hinaus und kletterte zunächst stark weiter. Doch seit Mitte des Jahres ist die Euphorie wieder ein wenig verflogen. Was bei Teamviewer los ist, wie Analysten die Lage bewerten und was die Aktie macht.

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Teamviewer bietet Software an, die eine Fernwartung von Computern und anderen Endgeräten wie etwa Maschinen ermöglicht. Daneben hat der Konzern auch Videokonferenzlösungen im Programm. Im ersten Schwung der Covid-19-Pandemie, als massenhaft Arbeitnehmer vom Büro ins Homeoffice wechselten, löste das einen Nachfrageboom beim Unternehmen aus.

Seit Jahresbeginn hat Teamviewer die Wachstumsprognose bereits zweimal angehoben - im Mai deutlich, im November leicht. Die Abonnentenzahl schnellte von 464 000 Ende 2019 auf 567 000 Ende September nach oben.

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Der Großteil der Neukunden kam allerdings schon im ersten Quartal dazu. Konzernchef Oliver Steil mahnte bereits früh, dass nach der Sondernachfrage im ersten Quartal auch wieder eine Normalisierung eintreten würde. In den ersten drei Monaten legten die sogenannten Billings, die bei den Laufzeitverträgen die über 12 Monate erwarteten Rechnungseinnahmen umfassen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 75 Prozent zu. Im zweiten Quartal waren es noch 45 Prozent, im dritten dann 29 Prozent.

Steil und sein Finanzvorstand Stefan Gaiser bezeichneten den zurückliegenden Dreimonatszeitraum aber dennoch als außerordentlich gut. "Es hat deutlich gezeigt, wie stark wir unter einigermaßen normalen Bedingungen mit mehr als 30 Prozent wachsen", sagte Steil mit Blick auf das währungsbereinigt erzielte Plus von 34 Prozent. Auch im vierten Quartal soll sich das fortsetzen.

Die Jahresprognose für die Billings hob Steil nicht etwa deshalb leicht von rund 450 auf 450 bis 455 Millionen Euro an, weil neue Corona-Beschränkungen infolge der Teil-Lockdowns in Europa wieder Rückenwind lieferten. Sondern, weil nach Ansicht von Steil die strukturellen Grundlagen des Geschäfts stimmen.

Das Management hat in diesem Jahr auch seine erste große strategische Übernahme gestemmt. So schlugen die Göppinger beim Bremer Augmented-Reality-Spezialisten Ubimax für 136,5 Millionen Euro zu. Ubimax bietet Software, die etwa Schaltpläne und Anweisungen auf mobile Geräte wie Datenbrillen, Smartphones und Tablets projizieren und damit reale Kamerabilder anreichern kann. Das ist vor allem für Wartungstechniker in der Industrie und andere Dienstleister interessant, die dann vor Ort schnellen Zugriff auf wesentliche technische Informationen erhalten können.

Unter anderem mit Ubimax will Teamviewer stärker bei gewerblichen und großen Kunden auf den Plan treten. "Work from Home ist Teil unseres Geschäfts, aber wir machen noch eine ganze Menge mehr", sagte Steil. Mit Ubimax ergänzt das Unternehmen das eigene Angebot namens Pilot, mit Teamviewer Tensor soll über das Netz auf das IT-Management zugegriffen und auch Maschinen gesteuert werden können.

Laut Gaiser sollen künftig mehr als 20 Prozent der Billings von großen Kunden kommen, bisher waren es zwischen 10 und 15 Prozent. Dafür wurde auch ins eigene Angebot investiert. Erste Erfolge kann Teamviewer schon verbuchen: Die Zahl der großen Kunden mit einem jährlichen Rechnungsaufkommen von über 10 000 Euro kletterte seit Jahresende von 698 auf 1658 (inklusive Ubimax).

DAS MACHT DIE AKTIE:

Teamviewer ging erst im September 2019 an die Börse. Hauptprofiteur war und ist der Finanzinvestor Permira, der Jahre zuvor 870 Millionen Euro für Teamviewer gezahlt hatte. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen mittlerweile 7,5 Milliarden Euro wert ist. Damit liegt Teamviewer im oberen Mittelfeld des MDax <DE0008467416>. Über mehrere Aktienplatzierungen hat Permira seinen Anteil an dem Unternehmen mittlerweile auf 28 Prozent gesenkt und inklusive der Erlöse aus dem Börsengang bereits etwas mehr als 4,8 Milliarden Euro eingestrichen.

Der Ausgabepreis beim Börsengang lag bei 26,25 Euro. Direkt danach kämpften die Papiere erst einmal mit einer allgemeinen Schwäche des Technologiesektors, im Tief waren sie kurze Zeit später für 21,38 Euro zu haben. Doch dann ging es schnell nach oben, kurz vor Weihnachten 2019 passierten sie erstmals die 30-Euro-Marke, wo sie bis zum Corona-Crash im Februar auch blieben.

Als das Virus sich in Europa breit machte, musste Teamviewer auch noch den vorläufig errechneten Gewinn für 2019 aus Gründen der Steuerbilanzierung nach unten korrigieren. Mitte März erreichte der Kurs dann den tiefsten Stand im bisherigen Jahresverlauf. Die Aktie kostete nur noch gut 22 Euro.

Danach ging es aber schwungvoll nach oben. Im Juli erreichte die Aktie ihr Hoch bei 54,86 Euro. Seitdem machten ihr aber Platzierungen von Permira zu schaffen, und die Euphorie rund um den Nachfrageboom hatte womöglich auch für die ein oder andere übertriebene Erwartung unter Anlegern gesorgt. Aktuell wird das Papier knapp unter 38 Euro gehandelt.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten empfehlen insbesondere mit dem Kursdämpfer in den vergangenen Monaten weiter mehrheitlich einen Kauf des Papiers. Nur eine von neun Stimmen ist mit einem "Halten"-Votum etwas zurückhaltender. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 53,75 Euro. Am optimistischsten ist Expertin Stacy Pollard von JPMorgan mit 62 Euro. Noch am wenigsten trauen Mohammed Moawalla von Goldman und George Webb von Morgan Stanley dem Titel mit 47 Euro zu. Auch sie haben aber damit noch rund 10 Euro Aufwärtspotenzial auf dem Zettel.

Gutav Froberg von der Berenberg Bank sah im dritten Quartal weiter einen hohen Appetit nach den Konnektivitätsangeboten von Teamviewer. Bei den großen Gewerbekunden bleibe das Unternehmen zudem im Schwung. Die operative Marge sei attraktiv, und trotz höherer Investitionen habe der starke Barmittelzufluss für eine deutliche Reduktion der Verschuldung gesorgt.

James Goodman von Barclays schätzt das Großkundengeschäft als immer wichtiger ein. Der Bereich sei der Schlüssel, um den adressierbaren Markt zu vergrößern - und stehe damit wegen der Verlangsamung im zweiten und dritten Quartal auch unter besonderer Beobachtung. Die Pipeline für das vierte Quartal höre sich gut an, müsse aber auch im kommenden Jahr weiter ausgebaut und auch in Geschäft umgemünzt werden, so der Experte.

Florian Treisch von der Commerzbank wertete das Vertrauen des Managements in die eigenen Wachstumsziele von 30 Prozent jährlich ab 2021 bei den Billings als positiv. Das kommende Jahr dürfte wegen des sehr starken ersten Halbjahrs 2020 und wegen andauernden Gegenwinds vom starken Euro aber erst hinten heraus besser aussehen.