Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 7 Stunden 22 Minuten
  • Nikkei 225

    38.079,70
    +117,90 (+0,31%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.683,19
    +2.071,78 (+3,60%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.313,88
    +428,34 (+48,35%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

Team Thelen: Die Macher hinter dem TV-Investor

Es ist schwer, Frank Thelen zu übersehen. Seine lebensgroße Pappfigur steht in den Buchhandlungen der Republik, seine Autobiografie steht seit Monaten auf den Bestsellerlisten. Er tingelt durch die Republik, spricht auf Podien, in TV-Talkshows – vor allem über seine Vision, einen deutschen Technologie-Weltmarktführer aufzubauen.

Er hat Millionen durch den Verkauf der Fotoplattform ip.labs an den japanischen Konzern Fujifilm verdient und betätigt sich seitdem mit seiner Bonner Beteiligungsfirma Freigeist als Frühförderer von Start-ups. Freigeist verkaufte die To-Do-Listen-App Wunderlist an Microsoft – oder die Taxi-App MyTaxi (heute: Free Now) an Daimler.

Doch nicht alle Beteiligungen enden in einem glücklichen Exit. Das beweist Thelens aktuelle Fehde mit dem Bonner Gründer David Schirrmacher, an dessen Modefirma Von Floerke sich Thelen in der Fernseh-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ beteiligt hatte.

Wie arbeitet der Start-up-Investor? Und vor allem mit wem?

Thelen – das ist keine One-Man-Show. Hinter dem TV-Star stehen bei Freigeist vier Partner, die das Tagesgeschäft führen und Thelen mit ihrem Fachwissen unterstützen. Die WirtschaftsWoche stellt sie vor.

Alex Koch: der Techniker

„Wenn Frank technische Fragen hat, kommt er zu mir“, sagt Alex Koch. Der 43-Jährige ist bei Freigeist für den Bereich Technik zuständig – den Sachverstand hat er sich an der Uni geholt, indem er Fächer wie Geologie, Physik, Materialwissenschaft, Mathematik, Energieversorgung und Informatik belegte. Thelen lernte er im Jahr 2003 kennen, später bauten sie zusammen die Fotoplattform ip.labs auf.

WERBUNG

Wenn die anderen Partner von Freigeist überlegen, bei einem Start-up einzusteigen, kommen sie zuerst zu Koch. „Ich analysiere, ob die Produkte physikalisch, elektronisch oder software-mäßig funktionieren können.“ Dabei verlässt er sich nicht nur auf sein Bauchgefühl, sondern arbeitet viel mit eigenen Rechenmodellen.

So nahm er sich auch das elektrische Flugtaxi Lilium vor: „Ich habe überlegt, ob so ein Flugtaxi überhaupt abheben kann, ob die Leistung und die Energiedichte einer Batterie ausreichen, um so ein Flugzeug in die Luft zu bekommen.“ Erst nachdem er keine Bedenken mehr hatte, beteiligte sich Freigeist an dem Unternehmen.

Auch Energie-Speicher der Saarbrücker Firma Kraftblock nahm er auseinander, schaute sich die Baustoffe, die Bindemittel des Hochtemperatur-Speichers gut an, bevor er seinen Partnern das Okay gab. Manchmal, berichtet Koch, sei er auch anderer Meinung als Thelen. Aber am Ende finde man immer einen Kompromiss. „Wahrscheinlich stimmt ganz einfach die Chemie zwischen uns.“

Marc Sieberger: der Kaufmann

Das Skateboard-Fahren brachte Marc Sieberger mit seinem künftigen Freund und Geschäftspartner Frank Thelen zusammen. Ende der 90er-Jahre war das, Sieberger und Thelen lernten sich beim Skaten in Bonn kennen. Später wohnten sie zusammen in einer WG. Der Kontakt hielt auch, als Sieberger zum Studium an die Manager-Schmiede WHU ging.

Als Sieberger seinen Abschluss machte, brauchte Thelen dringend einen BWLer für den Aufbau der Fotoplattform ip.labs. Sieberger stieg ein und blieb auch nach dem erfolgreichen Verkauf an Fujifilm an Thelens Seite.

„Wir haben festgestellt: Unser Herz schlägt für Start-ups. Hier können wir effektiv bei Produkt, Geschäftsmodell und Teamaufbau unterstützen. Das ist eine Passion, die Frank und mich verbindet“, sagt Marc Sieberger. So entstand die Firma Freigeist. Die Rolle des 39-Jährigen: der kaufmännische Part. Er hilft Start-ups dabei, ein Geschäftsmodell zu formen, Vertriebswege zu erschließen, Personal zu finden.

Auch in Finanz- und Rechtsfragen kennt sich Sieberger aus – er hilft bei Investorengesprächen, beim Aufsetzen von Verträgen. Sein Freund Frank hingegen habe einen „sehr starken Produkt-Fokus“, kenne sich vor allem mit der Vermarktung von Ideen gut aus.

Ob sich Thelen durch die „Höhle der Löwen“ verändert hat? „Selbstverständlich. Er hat an Flughöhe gewonnen, nicht nur an Bekanntheit, sondern auch an der Art, wie er strategisch denkt. Was sich aber nicht verändert hat: Er ist im Kern der Alte geblieben, ein bodenständiger Typ.“


„Kein Tag fühlt sich an wie Arbeit“

Marcel Vogler: der Food-Spezialist

Mitte 2016 kam Marcel Vogler zu Freigeist, er war noch Student an der WHU. „Ich bin da so reingestolpert“, sagt er. Er hatte ein Start-up gegründet: Mome, eine App, die Fotos aus sozialen Netzwerken ordnet. Er habe Thelen sein Projekt vorgestellt, sagt Vogler. „Nach 30 Sekunden hat Frank gesagt: ,Die Idee ist scheiße – aber du bist ein cooler Typ. Willst du nicht bei uns anfangen?‘“ Thelen habe übrigens Recht mit seinen Bedenken gegenüber der App gehabt.

Bei Freigeist ist Vogler, 28, erster Ansprechpartner für die Food-Start-ups, die Thelen über die „Höhle der Löwen“ an Land zieht. Zum Beispiel der Trinkmahlzeit-Hersteller YFood, mit dem Vogler sich aktuell intensiv beschäftigt.

Gerade war er mit den Gründern bei Rewe, um dafür zu werben, dass der Drink in die Supermarkt-Regale kommt. „Bei jüngeren Start-ups wie YFood spreche ich täglich mit den Gründern. Wir helfen in den ersten eineinhalb Jahren bei Finanzfragen, bei Personalfragen, bei allem. Ich habe alles im Blick – und kann jederzeit Frank, Marc und Alex hinzuziehen.“ Thelen sei vor allem „sehr gut im Vertrieb, im Herunterbrechen von komplexen Sachverhalten, im Einschätzen von Potenzialen von Start-ups“.

Vogler hat den Einstieg bei Freigeist nicht bereut: „Es macht unglaublich viel Spaß. Kein Tag fühlt sich an wie Arbeit.“

Niklas Hebborn: der Energie-Mann

Der Gründergeist liegt bei Niklas Hebborn, 27, in den Genen: Sein Vater gründete einst ein Bauunternehmen mit Standorten in Dubai und Indien. Nach dem Studium an der WHU stieg Hebborn ins Familienunternehmen ein, begleitete auch den Verkauf der Firma. Im vergangenen Jahr heuerte er bei Freigeist an – als Ansprechpartner für das Investment in den Energiespeicher Kraftblock. „Ich spreche viel mit Energieversorgern wie RWE oder Eon, aber auch mit Windparkbetreibern“, sagt er. An vier Pilotprojekten arbeite er. „Das Feedback ist gut, gerade in Zeiten, in denen über einen Kohleausstieg debattiert wird.“

Hebborn ist zusammen mit Thelen auch für den Kontakt zu Gründern an Universitäten zuständig. Er fährt regelmäßig an die Technischen Universitäten in München, Berlin und Darmstadt, ans Karlsruher Institut für Technologie. Auch Thelen tritt dort auf. „Wir wollen auch mit Forschungsinstituten wie der Fraunhofer- oder der Helmholtz-Gesellschaft zusammenarbeiten. Aus der Forschung gehen viele spannende Technologien hervor, die es noch nicht schaffen, kommerzialisiert zu werden. Das wollen wir ändern.“

Die Arbeit bei Freigeist erlebe er als freundschaftlich und wertschätzend – verantwortlich dafür sei der Chef: „Frank ist ein sehr wertschätzender und lieber Mensch, der einem viele Freiräume gibt. Wir arbeiten wie in einem Start-up – und das finde ich cool.“