Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 1 Stunde 52 Minute
  • Nikkei 225

    38.086,91
    +125,11 (+0,33%)
     
  • Dow Jones 30

    37.753,31
    -45,66 (-0,12%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.797,46
    -2.379,33 (-3,95%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.683,37
    -181,88 (-1,15%)
     
  • S&P 500

    5.022,21
    -29,20 (-0,58%)
     

Aus Tauben werden Falken

Die Auslegung von Fed-Protokollen ist ungefähr so eine Geheimwissenschaft wie die Interpretation von Bibelversen oder juristischen Formulierungen. Meist stecken in geldpolitischen Dokumenten ein paar interessante Halbsätze versteckt in einem Schwall von Einerseits-Andererseits-Betrachtungen. Im Protokoll der Sitzung von Anfang Februar lauten die entscheidenden Formulierungen: „Viele Teilnehmer“ hielten es für angemessen, die Leitzinsen „ziemlich bald“ zu erhöhen. Und: „Einige“ könnten sich „möglicherweise“ sogar für „eine kommende Sitzung“ erwärmen.

Wichtig ist vielleicht auch, dass „einige“ der Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss offenbar Sorge haben, die ständige Betonung einer behutsamen Geldpolitik könne so missverstanden werden, als seien nur ein bis zwei Zinserhöhungen im Laufe des Jahres in Aussicht.

Tatsächlich haben die Märkte jedenfalls bis vor kurzem eher mit ein bis zwei Erhöhungen gerechnet, während die Prognosen der Fed-Gouverneure und –Präsidenten auf drei Schritte hindeuten. Im vergangenen Jahr gab es allerdings eine ähnliche Situation, und dann haben die Märkte Recht behalten.

Das Protokoll steht im Einklang mit jüngsten Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen und einigen anderen Geldpolitikern, die auch darauf hingedeutet hatten, dass eine Zinserhöhung sogar schon im März denkbar ist, während zuvor der Juni-Termin als wahrscheinlich galt. Möglicherweise verstärkt das Protokoll den Eindruck noch, dass es bald zur Sache gehen könnte. Aus so genannten Tauben werden Falken: aus vorsichtigen Geldpolitiker Befürworter einer härteren Linie.

WERBUNG

Ein weiterer Punkt ist interessant. Offenbar wurde in der Sitzung auch darüber diskutiert, dass die Fed bald deutlicher kommunizieren sollte, wann und wie sie beginnen will, ihre Bilanzsumme schrumpfen zu lassen. Sie war in der Vergangenheit durch Ankäufe von Anleihen aufgebläht worden und soll langfristig wieder auf Normalmaß getrimmt werden, indem nach Ende der jeweiligen Laufzeiten keine neuen Papiere gekauft werden. Hierzu hatte Yellen selbst vor kurzem noch betont, die Schrumpfung sei erst dann denkbar, wenn die Zinsen weiter erhöht wären, während andere Geldpolitiker in ihren Äußerungen etwas ungeduldiger wirkten.

Das Protokoll spiegelt auch die Unsicherheit der Geldpolitiker über den Kurs von US-Präsident Donald Trump wider. Je nach dem, wie gut seine angekündigte Wachstumspolitik funktioniert oder wie stark sie als Nebenwirkung zur Inflation führt, könnte die Fed noch erheblichen Diskussionsstoff bekommen.

Kurz nach der Veröffentlichung des Protokolls meldete die Fed New York, dass sie in den kommenden Monaten „testweise“ eine ganze Reihe von Transaktionen am Markt durchführen möchte. Dazu gehören auch Käufe und Verkäufe von Staatsanleihen und von Papieren, die mit Immobiliendarlehen besichert sind, so wie zum Beispiel Zins-Swaps im Zusammenhang mit diesen Papieren. Die Fed New York erläutert den Sinn dieser Tests nicht näher und betont, damit sei keine Änderung der Geldpolitik verbunden oder angezeigt. Es liegt aber nahe, dass sie sich damit unter anderem auf die künftige Schrumpfung der Bilanzsumme vorbereiten will, damit dieser Prozess möglichst reibungslos über die Bühne geht. Yellen hatte im Übrigen angemerkt, dass sie, wenn es soweit ist, erst die Immobilien-Papiere loswerden will, bevor sie sich von Staatspapieren trennt.