Nach Aufschrei: Twitter-Verifizierungen für Taliban wurden wieder entfernt
Hochrangige Vertreter der radikal-islamistischen Taliban haben bei Twitter offenbar dafür gezahlt, dass ihre Accounts das blaue Häkchen für eine Verifizierung tragen durften. Das berichtete die britische "BBC". Nach einem Aufschrei der Empörung habe Twitter die Verifizierung der Taliban wieder zurückgenommen.
Twitter hatte die Verifizierung der Konten über die blauen Häkchen vor einigen Monaten kostenpflichtig gemacht und verlangt dafür in den USA acht Dollar pro Monat. Das Abo-Modell hatte Elon Musk eingeführt nachdem er Twitter für rund 40 Milliarden Dollar gekauft hatte.
Die "BBC" berichtete am Montag, dass Twitter-Konten von mindestens zwei Taliban-Funktionären und vier bekannten Anhängern des radikalen afghanischen Regimes die Häkchen trugen. Dazu gehören Hedayatullah Hedayat, der Leiter der Taliban-Abteilung für "Zugang zu Informationen", und Abdul Haq Hammad, der die Medienaufsicht des Regimes leitet. Sie haben bei Twitter etwa 190.000 beziehungsweise 170.000 Follower.
Die Konten sind seit Dienstagabend nicht mehr mit den blauen Häkchen versehen. Es ist unklar, ob Twitter die Verifizierung der mit den Taliban verbundenen Konten entfernt hat oder ob die Kontobesitzer den Dienst Twitter Blue abgemeldet haben. Bei Hedayats Konto sei bereits im Dezember das kostenpflichtige blaue Häkchen entfernt worden, berichtete die "BBC" unter Berufung auf lokale Medien.
Facebook und YouTube blockieren die Taliban, Twitter lässt sie zu
Twitter und das afghanische Informations- und Kulturministerium reagierten nicht auf die Anfragen von "Business Insider". Der neue Eigentümer von Twitter, Elon Musk, hat das Kommunikationsteam des Unternehmens aufgelöst.
Die Präsenz der Taliban in westlichen sozialen Medien ist umstritten. Die USA und andere Regierungen ringen noch mit der Frage, ob sie das islamistische Hardliner-Regime in Afghanistan anerkennen sollen. Die Taliban hatten im Sommer 2021 die Macht in Afghanistan wieder übernommen. Seither haben sie zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begangen, so die Vereinten Nationen. Das Regime unterdrückt unter anderem Mädchen und Frauen, verweigert ihnen den Zugang zu Bildung, Berufen und auch zu medizinischer Versorgung.
Auch die Unternehmen hinter den großen sozialen Medien mussten eine Entscheidung treffen: Facebook und YouTube haben die Taliban ausgeschlossen, Twitter jedoch nicht. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kritisierte die Präsenz der Taliban auf Twitter bereits im Oktober 2021, Monate nachdem sein eigenes Konto gesperrt worden war. Musk hatte Trumps Konto im November 2022 wieder freigeschaltet.
(Der Artikel erschien zuerst bei Business Insider in den USA unter dem Titel: "The Taliban bought Twitter's $8 a month blue ticks. They appear to have been removed after outrage". Das Original finden Sie hier)
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