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Munich Re kassiert von Großaktionären einen Warnschuss

Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern kommt beim Umbau der Industriesparte voran und erhöht die Dividende. In einem Bereich sollen die Prämien steigen.

Die Welt für Joachim Wenning könnte in bester Ordnung sein. Als der Vorstandschef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re auf der Hauptversammlung an diesem Dienstagvormittag vor die Aktionäre tritt, hat er positive Zahlen im Gepäck.

Nach einem deutlichen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr kann der 54-jährige Topmanager vor seinen Anlegern verkünden, dass dem Konzern erstmals seit Jahren wieder eine Gewinnwende gelungen ist. „Wir haben gehalten, was wir versprochen haben“, ruft Wenning den Aktionären in München zu.

Dennoch kann der Vorstandschef auf dem Aktionärstreffen nicht alle Anleger hinter sich bringen. Vor allem an der geplanten Besetzung des Aufsichtsrats des Dax-Konzerns regt sich Kritik.

Der wichtige institutionelle Investor DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, will sich demonstrativ bei der Abstimmung über das Kontrollgremium der Stimme enthalten. „Der Aufsichtsrat nimmt an dieser Stelle die entscheidende Rolle ein, um unsere Interessen als Eigentümer zu vertreten und auf deren Wahrung zu achten“, begründet Fondsmanager Hendrik Schmidt von der DWS den Schritt.

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Es ist ein Warnschuss der Großanleger. Die Deutsche Bank ist mit einer Beteiligung von rund 2,92 Prozent insgesamt der zweitgrößte Anteilseigner am Münchener Dax-Konzern – nach dem US-Vermögensverwalter Blackrock. „Für uns als langfristig orientierter Investor sind die Mechanismen zur Unternehmenskontrolle und -führung wesentlicher Bestandteil unserer Investmentanalyse“, ruft Schmidt dem Management zu.

Die neue Aufmerksamkeit in Sachen Unternehmenskontrolle bekommt auch der designierte neue Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard zu spüren. Seine Wahl als Nachfolger von Bernd Pischetsrieder im Kontrollgremium unterstützt die DWS nicht. „Da wir ihre Expertise und Erfahrung als Gewinn für den Aufsichtsrat sehen, werden wir ihrer Wahl nicht widersprechen, sondern uns aufgrund der genannten Kritikpunkte enthalten“, kündigt Schmidt an.

Was der Fondsgesellschaft sauer aufstößt: Von Bomhard hat bereits den Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Post inne sowie ein weiteres Mandat bei der Versicherungsfirma Athora. Da die DWS einen Vorsitz im Kontrollgremium doppelt zählt, käme der Ex-Vorstandschef mit der Übernahme des Vorsitzes im Kontrollgremium der Munich Re nach Zählart der DWS auf sechs Mandate. Der Deutsche Corporate Governance Kodex empfiehlt inzwischen, dass kein Kontrollgremium mehr als fünf Mandate haben sollte.

Eine Lesart, die nun auch die bereits im Munich-Re-Aufsichtsrat vertretenen Manager Kurt Bock und Maximilian Zimmerer zu spüren bekommen. Ex-BASF-Boss Bock käme mit der Munich Re ebenfalls auf sechs Mandate und gelte zudem als Kandidat für den BASF-Aufsichtsratsvorsitz im kommenden Jahr, moniert die DWS.

Auch bei Ex-Allianz-Manager Zimmerer zählt die Fondsgesellschaft mit dem Vorsitz bei der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TG sowie Mandaten unter anderem bei der Munich Re und der Deutschen Beteiligungs AG sechs Aufsichtsposten. Deshalb will sie sich auch bei der Wahl von Bock und Zimmerer der Stimme enthalten.

Gefährdet ist der Einzug der drei Manager zwar nicht. Denn die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis, denen die institutionellen Investoren in der Regel folgen, hatten zuvor empfohlen, der Berufung der Kandidaten zuzustimmen. Aber die Munich Re muss nun zu erleben, dass die Investoren in diesem Jahr in der Hauptversammlungssaison gerade bei den Themen Vergütung und Aufsichtsrat genauer hinschauen.

Vor allem das Kontrollgremium rückt stärker in den Blick der Großinvestoren. So verlangt auch Legal & General Investment Management – zweitgrößter Asset-Manager in Europa – von den Dax-Konzernen mehr Vielfalt im Kontrollgremium.

Vielen Investoren sehen deshalb auch der geplante Wechsel von Ex-Daimler-Boss Dieter Zetsche in den Aufsichtsratsvorsitz von Daimler kritisch. Auch bei der Deutschen Bank und beim Autobauer VW müssen die Aufsichtsräte mit harter Kritik rechnen.

Dabei geht fast unter, dass sich Munich-Re-Chef Wenning auf der Hauptversammlung als einer der der ersten deutschen Vorstandschefs klar für die Einführung einer CO2-Steuer ausspricht. „Wir sind überzeugt davon, dass es einen monetären Anreiz braucht, um Treibhausgase zu vermeiden“, sagt Wenning. „Der Ausstoß von CO2 sollte ein klares Preisschild bekommen – über alle Wirtschaftssektoren hinweg.“

CDU und CSU ringen derzeit um ihren Kurs für eine grundlegende Energiesteuerreform. Klimaschützer und Ökonomen fordern seit längerem, in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, eine CO2-Steuer einzuführen.

Die vergleichsweise gute operative Entwicklung der Munich Re im abgelaufenen Jahr wird angesichts der Diskussionen dabei beinahe zur Petitesse. Die solide Bilanz des Rückversicherers und die hohen Kapitalrücklagen des Konzerns erlauben es, die Aktionäre mit großzügigen Ausschüttungen bei Laune zu halten. So sollen die Aktionäre im laufenden Jahr eine um 65 Cent erhöhte Dividende von 9,25 Euro pro Papier erhalten.

Die Ausschüttung hat bei Munich Re stets eine große Bedeutung: Das Unternehmen besticht zwar nicht durch enorme Wachstumsperspektiven, ist aber ein zuverlässiger Dividendenzahler. Seit 1969 hat der Konzern seine Ausschüttung nicht mehr gekürzt.

Zudem will die Munich Re auch im laufenden Jahr nach der Hauptversammlung wieder ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu einer Milliarde Euro auflegen. Munich Re schüttet damit nahezu den gesamten 2018 erwirtschafteten Gewinn aus. Dass allein, so muss Wenning an diesem Dienstag lernen, reicht jedoch nicht aus, um sich immun gegen die Kritik der Investoren zu machen.