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Taiwan ist das Schlachtfeld des Chip-Kriegs

Taiwan ist zum Rückgrat der weltweiten IT-Industrie geworden. Die meisten Computerchips und vier von fünf Notebooks stammen aus dem Land. Wie es dazu kam und welche Folgen die Konzentration hat.

„Weltkrieg um den Superchip“, so lautet jüngst die Titelgeschichte der WirtschaftsWoche. Dieser Handelsstreit zwischen den USA und China kulminiert in Taiwan wie unter dem Brennglas: Denn die Inselrepublik beherbergt mit dem Halbleiterkonzern Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) und dem Wettbewerber United Microelectronics Corporation (UMC) zwei der größten Chip-Auftragsfertiger der Welt.

Insgesamt rangiert Taiwan in diesem sogenannten Foundry-Geschäft, bei dem Chipanbieter ohne eigene Fabriken ihre Hableiter selbst planen und designen – und diese dann in den Werken von TSMC, UMC & Co. herstellen lassen – mit einem Marktanteil von fast 60 Prozent auf Rang eins. Die drohenden Verwerfungen in der Halbleiterindustrie könnten daher auch massive Auswirkungen auf Taiwan haben. Und das wiederum würde die gesamte IT-Industrie beeinflussen.

Noch vor zwei Jahrzehnten stand „Made in Taiwan“ vor allem für Massenware minderer Güte. Heute sind taiwanische Unternehmen entscheidende Qualitätslieferanten von High-Tech-Komponenten für die weltweite Computer- und Kommunikationsindustrie – sie sind gewissermaßen das Rückgrat einer ganzen Branche.

Dieser Aufschwung Taiwans zur weltweiten High-Tech-Großmacht ist aufs Engste verwoben mit dem dynamischen Wachstum der Wirtschaft auf dem chinesischen Festland. Denn das Lohnniveau in Taiwan ist inzwischen zu hoch, um noch als Werkbank der weltweiten IT-Industrie bestehen zu können. So stammt heute ein Großteil der IT-Ausfuhren der Volksrepublik aus Fabriken, die im Besitz taiwanischer Unternehmen sind.

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Immer stärker hat sich eine Arbeitsteilung entwickelt: Taiwan konzentriert sich auf Entwicklung und Marketing von Produkten, die in der Volksrepublik hergestellt werden. Der taiwanische Auftragsfertiger Hon Hai Precision Industry etwa beschäftigt in den Werken seiner Tochter Foxconn, die unter anderem das iPhone und das iPad für Apple fertigt, nach Branchenschätzungen auf dem Festland rund eine Million Mitarbeiter.

Nach Berechnungen des Market Intelligence Centers (MIC) und des Institute for Information Industry (III) aus Taiwan liefern die Unternehmen des Landes inzwischen vier von fünf aller „Motherboard“ genannten Computerplatinen weltweit und rund 50 Prozent der stationären PCs. Ebenso stammen rund 80 Prozent aller Notebooks von taiwanischen Unternehmen. Alleine die beiden führenden Produzenten Quanta und Compal vereinen laut US-Marktforscher IDC mehr als die Hälfte der weltweiten Notebook-Produktion auf sich.

Vorbilder aus Südkorea

Exemplarisch für den Aufstieg Taiwans steht der Computerbauer Acer, der bereits seit Anfang des Jahrtausends auch mit einer eigenen Marke im globalen Wettbewerb vertreten ist. Als Vorbilder dienten den Taiwanern insbesondere die südkoreanischen Konzerne Samsung und LG.

Wichtigste Einnahmequelle der Koreaner war lange die Auftragsfertigung für westliche Markenhersteller. Doch die geriet in den Neunzigerjahren insbesondere durch die Hersteller aus Taiwan unter Druck. Samsung und LG konterten erfolgreich mit dem Aufbau eigener Marken. Heute gelten beide als innovative und weltweit geachtete IT-Hersteller.

Anfang der Nullerjahre dann gingen die einstigen Angreifer den gleichen Weg. Was allerdings zu neuen Problemen führte. Denn mit wachsender Markenbekanntheit der Auftragsfertiger waren deren Kunden nicht länger bereit, mit ihren Aufträgen das Geschäft der aufstrebenden Konkurrenten zu fördern.

Um diesem Konflikt zu entgehen, lagerte beispielsweise Acer seine Computerauftragsfertigung schon 2001 in das eigenständige Unternehmen Wistron aus. Dank des Radikalschnitts rangiert Acer heute weltweit auf Rang fünf der größten PC-Hersteller – und konnte laut IT-Marktforscher Gartner im zweiten Quartal 2020 mit einem Plus von fast 24 Prozent das höchste Wachstum aller großen Anbieter verzeichnen.

Auch in anderen IT-Unterkategorien dominieren Hersteller aus Taiwan, wie die aktuellen Zahlen von MIC/III zeigen: Demnach stammen etwa mehr als die Hälfte aller WLAN-Router von taiwanischen Herstellern, ebenso wie knapp jede zweite Set-Top-Box für den Empfang von Kabel-TV oder Internet. Und immerhin auch jedes vierte Smartphone weltweit stammt aus der Inselrepublik – ohne die die weltweite IT-Industrie also nicht denkbar wäre.

Mehr zum Thema: Computerchips entscheiden über Aufstieg und Fall von Imperien. Es drohen drastische Verwerfungen.