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Türkischer Angriff auf das Tesla Model 3: Das ist die elektrische Limousine von Togg, die 2023 auf den Markt kommen soll

Die neue Togg-Limousine bei der Vorstellung in Las Vegas.
Die neue Togg-Limousine bei der Vorstellung in Las Vegas.

Der türkische Autobauer Togg, ein Milliarden verschlingendes Prestigeprojekt des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, soll die Türkei zu einer echten Autonation machen. In dem Land am Bosporus laufen zwar jährlich mehrere hunderttausend Pkw vom Band. Allerdings werden diese dort für ausländische Hersteller wie Renault oder Fiat gefertigt. Eine heimische Automarke hatte die Türkei dagegen schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Angesichts der Elektrifizierung der Autoindustrie wurde Togg von vornherein als reine Elektromarke konzipiert. Ende 2019 stellte das Unternehmen zwei seriennahe Prototypen vor – ein modisches Kompakt-SUV, das 2023 auf den Markt kommen soll und eine etwas später folgende klassische Stufenheck-Limousine.

Eine Studie zeigt in welche Richtung es geht

Einen Ausblick auf die Serienversion von letzterer hat Togg mit der Studie "Transition Concept Smart Device" gegeben. Schon allein die Wahl des Präsentationsorts zeigt, dass es der Newcomer ernst meint und die Türkei mit ihren E-Autos international angreifen möchte. Das Concept Car wurde nämlich auf der diesjährigen CES in Las Vegas enthüllt. Eine klassische Automesse wäre auch etwas überraschend gewesen. Togg sieht sich selbst nicht als traditionellen Autobauer, sondern als Entwickler und Anbieter von Mobilitätslösungen.

Das Serienmodell dürfte keine Schranktüren bekommen

Auf dem Messestand gab es dann aber letztendlich ein recht gewöhnlich anmutendes Auto zu sehen. Die Limousine hat ungefähr das Format eines Tesla Model 3 und verfügt ebenfalls über ein Fließheck. Die Linienführung trägt die Handschrift des italienischen Designhauses Pininfarina und wirkt durchaus ansprechend.

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Studien-typische Details wie die gegenläufig öffnenden Türen sowie die fehlende B-Säule dürften es jedoch kaum in die Serie schaffen. Das Gleiche gilt für die Kameras, welche die klassischen Rückspiegel ersetzen. Das Interieur ähnelt stark dem der Limousine. Über fast das ganze Armaturenbrett zieht sich ein großer Bildschirm, in den auch das Display für die Fahrinformationen integriert ist. Ungewöhnlicherweise sitzen die Fahrgäste auch hinten auf Einzelsitzen. Die Fondpassagiere haben zudem auf einen weiteren Touchscreen Zugriff, der zwischen den Sitzen angebracht ist.

Bis zu 500 Kilometer Reichweite

Zur Technik macht Togg noch keine Angaben. Das neue Modell steht aber auf der selbstentwickelten Plattform des SUV-Modells und dürfte auch dessen Antriebe übernehmen. Mit einer Batterieladung kommt das SUV bis zu 500 Kilometer weit. Die Limousine könnte dank ihrer kleineren Stirnfläche und des voraussichtlich niedrigeren Gewichts noch etwas mehr schaffen. An einer Schnellladesäule kann der Batteriestand innerhalb von einer halben Stunde von zehn auf 80 Prozent gebracht werden.

Tesla hat technisch einen großen Vorsprung

Die Basisversionen der türkischen E-Autos sollen einen reinen Heckantrieb und 203 PS bekommen. Gegen Aufpreis sollen die Modelle einen zweiten Motor an der Vorderachse und dadurch einen vollwertigen Allradantrieb bekommen. Dann stehen auf dem Datenblatt 406 PS. Das SUV soll in dieser Konfiguration in nur 4,8 Sekunden von null auf 100 beschleunigen können, die Limousine dürfte diesen Wert unterbieten.

Zum Vergleich: Während der Basisversion des Togg schon nach rund 300 Kilometern der Saft ausgeht, schafft schon die Einstiegsvariante des zukünftigen Rivalen Tesla beim Model 3 genau 491 Kilometer. Entscheidet man sich für das Model 3 Long Range, kommt man ohne Ladestopp nach der WLTP-Norm satte 614 Kilometer weit. Auch bei den Fahrleistungen hat das bis dato meistverkaufte Elektroauto der Welt die Nase vorn. Die 510 PS starke "Performance"-Variante erreicht die 100-Stundenkilometer-Marke schon nach 3,3 Sekunden.

Allerdings sind die beeindruckenden Beschleunigungswerte ein Markenzeichen von Tesla, welches zu dem Kultstatus des E-Auto-Pioniers beigetragen hat. Wirklich ausnutzen kann man die volle Kraft der Fahrzeuge sowieso so gut wie nie. Deshalb sehen die meisten etablierten Autobauer davon ab, mit ihren neuen E-Modellen an diesem Wettrüsten teilzunehmen.

Auto-Experte Bratzel zweifelt an dem Projekt

Doch hat die türkische Elektroauto-Hoffnung tatsächlich das Zeug dazu, Tesla sowie beispielsweise VW und Mercedes Konkurrenz zu machen? Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, ist da eher skeptisch: "Togg reiht sich in eine große Anzahl von Herstellern ein, die in Europa mit Elektroautos punkten wollen. Das wird in einem eng besetzten Markt nicht einfach werden", meint er auf Anfrage von Business Insider.

Dem Auto-Experten fehlt bei dem türkischen Hersteller unter anderem eine gewisse technische Eigenständigkeit: "Um erfolgreich zu sein und die Marke zu etablieren, braucht es viel Zeit und Differenzierungsvorteile. Technisch unterscheidet sich der Togg jedoch kaum vom State-of-the-Art der anderen Hersteller. Um den Wettbewerb über den Preis zu gewinnen, müssen über eine Plattform große Stückzahlen realisiert werden." Auf dem Heimatmarkt stehen die Chancen Bratzels Ansicht nach deutlich besser: "In der Türkei könnte der Togg als einheimischer Hersteller punkten. In Sachen Ladeinfrastruktur ist dort aber noch einiges zu tun."