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Türkischer Tourismusverband fürchtet bis zu 700.000 Urlauber weniger jährlich

Die Pleite des britischen Reisekonzerns trifft auch die Türkei. Das Tourismusministerium in Ankara hat bereits ein Hilfspaket für Hoteliers angekündigt.

Die Thomas-Cook-Pleite schreckt die Tourismusbranche in der Türkei auf. Foto: dpa
Die Thomas-Cook-Pleite schreckt die Tourismusbranche in der Türkei auf. Foto: dpa

Im Hotel Paloma Orenda in Side an der türkischen Riviera ist von der Thomas-Cook-Pleite wenig zu spüren – bisher. Das Hotel hatte erst im Juni dieses Jahres eröffnet. Ein Großteil der Gäste bucht über die Tochter Öger Tours und reist mit Condor an.

„Heute sind Gäste von uns normal zum Flughafen abgereist“, erklärt ein Angestellter des Hotels dem Handelsblatt am Montagvormittag auf Nachfrage. „Ich habe noch nichts darüber gehört, dass sie am Flughafen gestrandet seien oder wieder zurückkommen müssen.“ Auch mögliche Schwierigkeiten bei der Bezahlung der Pauschalreisen könne er nicht bestätigen.

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Die türkische Tourismusbranche befürchtet hingegen deutliche Einbußen durch die Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook. Der Präsident des Hotelverbandes, Osman Ayik, rechnet mit einem Besucherschwund.

Als Folge des Firmenzusammenbruchs könnten jährlich 600.000 bis 700.000 Urlauber weniger in die Türkei kommen, erklärte der Verband auf Anfrage des Handelsblatts. Auch die Nachrichtenagentur Reuters hatte darüber berichtet.

Derzeit befänden sich demnach 45.000 Urlauber im Land, die aus Großbritannien und anderen europäischen Ländern stammten und mit Thomas Cook reisten. Ayiks Worten zufolge hat der Konzern Schulden bei einigen kleinen Hotels. Er bezifferte den Betrag auf 100.000 bis 200.000 Pfund.

Das türkische Tourismusministerium hat bereits an diesem Montag ein Unterstützungspaket in Aussicht gestellt – für türkische Hoteliers und andere Tourismus-Unternehmen. Das Paket werde „in kürzester Zeit“ verabschiedet, teilte das Ministerium in Ankara via Twitter mit. Details wurden zunächst nicht genannt.

Hotels dürften der Meldung zufolge keine Zahlungen von Gästen verlangen oder sie dazu auffordern, ihre Zimmer zu räumen, sonst drohten ihnen gerichtliche Konsequenzen. Die Zahlungen von Reisenden, die bis 22. September eine Unterkunft gebucht hatten, seien abgesichert.

Nach einer Terrorphase und politischen Turbulenzen zwischen 2015 und 2017 hatten viele deutsche Urlauber die Türkei gemieden, der Tourismus brach ein. Doch seit 2018 geht es wieder bergauf. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres kamen 24,7 Millionen Touristen in die Türkei, ein Anstieg um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Thomas-Cook-Tochter Öger Tours wollte davon profitieren und hatte bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, die Kapazitäten für die Türkei aufzustocken. Alleine in die Ferienregion Antalya seien 500 Flüge pro Woche geplant gewesen.

Die Flughafengesellschaft Fraport, der das Drehkreuz Antalya an der Türkischen Riviera gehört, verzeichnete zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Annullierungen für Condor-Flüge nach Deutschland. Um 11:35 Uhr Ortszeit hob noch eine Condor-Maschine von Antalya Richtung Leipzig ab. Dafür sind bereits vier Abflüge der Fluggesellschaft Thomas Cook Richtung Großbritannien annulliert worden.

Am zweiten türkischen Tourismusdrehkreuz Dalaman ist ein Großteil der Thomas-Cook-Flüge nach Großbritannien bereits annulliert worden. Einzelne Flugnummern seien durch andere Airlines übernommen worden, berichten Reisende auf Twitter.

Nach Angaben von Tourismusexperten wären in dieser Woche rund elf Prozent aller Flüge des Reisekonzerns an diese beiden türkischen Flughäfen gegangen, was rund 25.000 Sitzplätzen entspricht.

Für das gesamte Jahr rechnet das türkische Ministerium für Tourismus und Kultur mit 52 Millionen Touristen, davon über fünf Millionen aus Deutschland.

Für die türkische Tourismus-Branche, die zuletzt mit Warnungen vor Festnahmen, einer wirtschaftlichen Schieflage und einer hohen Inflation zu kämpfen hatte, ist die Pleite von Thomas Cook gewiss kein Todesstoß – in jedem Fall aber keine willkommene Entwicklung.