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Szenarien für eine unvermeidliche Trennung

Ist nach dem Eklat vor dem Eklat? Als am 7. Juli diesen Jahres die Hauptversammlung der Münchener Constantin Medien AG im Tumult endete, wusste niemand so recht, wie es nun weitergehen soll. Großaktionär Dieter Hahn wollte, dass Constantin sich aus dem Filmgeschäft („Fack ju Göhte“, „Das Parfüm“) zurückzieht, um sich künftig ganz auf das Geschäftsfeld Sport (Sport 1) zu konzentrieren. Sein Gegenspieler Bernhard Burgener, ebenfalls Anteilseigner des Unternehmens und zudem Chef der Constantin-Tochter Highlight Communications, zu der wiederum der Film-Ableger Constantin Film gehört, lehnt das strikt ab. Hahn verfügt ebenso wie Burgener und dessen Mitstreiter über knapp 30 Prozent der Firmenanteile.

Eine Mehrheit für sein Vorhaben konnte Hahn im Juli nicht hinter sich bringen. Nun versucht er am 9. und 10. November auf einer gleich für zwei Tage anberaumten Hauptversammlung erneut sein Glück. Selbst wenn es auch dieses Mal nicht klappen sollte, dürfte Constantin Medien über kurz oder lang an einer Aufspaltung nicht vorbeikommen.

Den Status Quo beizubehalten ergibt schlicht keinen Sinn: Zwischen Film- und Sportgeschäft gibt es keinerlei Synergien. Das mit einem Umsatz von knapp 500 Millionen Euro keineswegs riesige Unternehmen leistet sich bisher teure Doppelstrukturen, da nicht nur die Konzernmutter Constantin Medien börsennotiert ist, sondern auch die Tochter Highlight Communications. Und schließlich scheint das Verhältnis zwischen Hahn und Burgener zerrüttet.

Da die Trennung wohl nicht aufzuhalten ist, kursieren in Münchener Medienkreisen bereits diverse Szenarien, wie es künftig weitergehen könnte. Als wahrscheinlich gilt, dass der Cineast Burgener alles tun würde, um das Filmgeschäft nach einer Aufspaltung in Eigenregie fortzuführen.

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Die Frage ist nur, ob er dafür das notwendige Kapital hat. Im Umfeld Hahns taxiert man den Wert der Constantin Film auf 250 bis 300 Millionen Euro. In Branchenkreisen geht man von einem Firmenwert von noch gut 200 Millionen Euro aus. In Unternehmenskreisen wird kolportiert, der Schweizer Burgener könnte im Falle eines Falles sich mit der Milliardärsgattin Gisela „Gigi“ Oeri zusammentun. Beide lieben den Film und sind Fans des FC Basel, dessen Präsidentin die deutschstämmige Oeri von 2006 bis 2012 war. Sie ist verheiratet mit Andreas Oeri, einem Erben des Pharma-Konzerns Hoffmann-La Roche. Die Verfilmung des Bestsellers „Das Parfüm“ soll sie ebenso mit einem namhaften Betrag unterstützt haben wie das Film-Projekt „Cloud Atlas“ der Geschwister Lana und Lilly Wachowski („Matrix“). Was an diesen Spekulationen dran ist, lässt sich schwer beurteilen. Gisela Oeri war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Einen Partner könnte aber auch das Sportgeschäft der Constantin Medien gut vertragen. Vor zwei Jahren hatte Hahn noch im Handelsblatt-Interview angekündigt, Übertragungsrechte für Live-Spiele der ersten Fußball-Bundesliga erwerben zu wollen. Tatsächlich gingen Sport 1 wichtige Rechte verloren. Der Live-Übertragung des Montagsspiels der zweiten Bundesliga ging man ebenso verlustig wie den Internet-Radiorechten der Liga, die man noch für Sport 1 FM nutzt. Zudem verlor die Produktionstochter Plazamedia mit dem Pay-TV-Sender Sky ihren wichtigsten Kunden, für den sie bisher Bundesliga-Spiele überträgt.

In Medienkreisen kursiert das Gerücht Constantin könnte mit der Perform Group des amerikanisch-russischen Milliardärs Leo Blavatnik kooperieren, die über attraktive Sportrechte verfügt – etwa über das Recht der zeitnahen Zusammenfassung von Bundeligaspielen im Internet –, der aber in Deutschland ein TV-Standbein fehlt.

In Hahns Umfeld verweist man diese Spekulation jedoch ins Reich der Fabel. Schließlich gehört zum Sportgeschäft von Constantin neben Sport 1 und Plazamedia auch die Agentur Team, die im Auftrag der UEFA die europäischen Clubwettbewerbe Champions League und die Europa League vermarktet. Wer ein so wertvolles Asset in seinem Portfolio habe, benötige keinen Partner.


Warum die „Berliner Zeitung“ einstweilen keinen Chefredakteur hat

Vor knapp zwei Wochen sorgte die Nachricht für Aufsehen, das Vermarktungs- und Medienhaus Ströer wolle seine T-Online-Redaktion in Darmstadt auflösen, um zum 1. April 2017 in Berlin eine neue zu installieren. Ströer hatte T-Online im November von der Deutschen Telekom übernommen. Nun kommt heraus, dass das Unternehmen aus dem Rheinland, das ursprünglich sein Geld vor allem mit Plakatwerbung verdiente, schon seit ein paar Monaten die T-Online-Redaktion umstrukturieren lässt.

Es hat den Interimsmanager Mark Hübner-Weinhold, lange Jahre geschäftsführender Redakteur des „Hamburger Abendblatts“, ebenso nach Darmstadt geholt wie Uwe Hasenbeck, geschäftsführender Gesellschafter des Münchener Content-Marketing-Spezialisten Konzepthaus.

Was die beiden dort so kurz vor der Redaktionsschließung bewirken sollen, ist nicht ganz klar. Denkbar wäre, dass sie bereits an Konzepten für den neuen Redaktionsstandort Berlin arbeiten. Dort hat allerdings Marc Schmitz, Leiter der Ströer Content Group, das Sagen. Der Manager, den die Rheinländer zum 1. Juni von der Axel-Springer-Tochter Aufeminin loseisten, wird künftig auch für die Redaktion von T-Online verantwortlich sein. Kaum vorstellbar, dass er den Neuaufbau nicht selbst in die Hand nimmt. Ein Ströer-Sprecher lehnt zu diesem Thema jeden Kommentar ab.

Nach Angaben des Sprechers hat die Verlagerung der T-Online-Redaktion nach Berlin einzig damit zu tun, das Ströer seine Inhalte-Angebote in der Hauptstadt bündelt. Er dementiert Gerüchte, sein Haus spekuliere mit niedrigeren Gehaltskosten. Die Bezüge der T-Online-Redakteure sollen sich dem Vernehmen nach an den Einkünften von -Managern der unteren Ebene orientieren. Da es sich bei dem Umzug in die Hauptstadt nicht um einen Betriebsübergang handelt, müssten sich die bisherigen Redakteure zu vermutlich deutlich schlechteren Konditionen für ihre bisherigen Arbeitsplätze neu bewerben. Der Sprecher sagt dazu, sein Haus wisse derzeit noch nicht, welche Gehälter den neuen T-Online-Redakteuren gezahlt würden.

***

Sehr überrascht waren die Redakteure der „Berliner Zeitung“, als ihnen der Verlag am Donnerstag mitteilte, ihr designierter neuer Chefredakteur Jochen Arntz werde nicht, wie ursprünglich geplant, am 1. Oktober die Redaktion übernehmen. Ein neuen Termin für Arntz‘ Amtsantritt nannten die Verlagsverantwortlichen nicht. Sie begründeten den Schritt damit, dass Arntz für den Verlag „an einer neuen Redaktionsstruktur“ arbeite und deshalb vorerst unabkömmlich sei.

Uwe Vorkötter, Chefredakteur des Fachblatts „Horizont“ und von 2002 bis 2006 sowie von 2009 bis 2012 selbst Chef der „Berliner Zeitung“, bringt den verschobenen Amtsantritt mit neuen „gesellschaftsrechtlichen Konstruktionen“ in Verbindung. Er verweist auf Spekulationen, nach denen die DuMont Mediengruppe („Kölner Stadtanzeiger“, „Mitteldeutsche Zeitung“), zu der auch die „Berliner Zeitung“ gehört, „den verlustträchtigen Verlag am Alexanderplatz komplett schließen und mit einer wesentlich kleineren Mannschaft … neu anfangen“ könne. „Ein Chefredakteur“, so Vorkötter weiter, „der schon in der alten Firma gearbeitet hat, würde den zahlreichen juristischen Risiken einer solchen Konstruktion nur ein weiteres hinzufügen.“

Dieses Szenario ist nicht unbegründet. Sollte es tatsächlich so kommen, wäre zumindest mittelfristig aber wohl nicht nur der DuMont-Standort Berlin betroffen. In Unternehmenskreisen erzählt man sich schon seit längerem, die Redaktionen der DuMont-Titel könnten sich künftig ganz auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Das wären im Wesentlichen das Lokale und der Sport. In der Bundeshauptstadt käme auch noch die Politik hinzu. Alles andere könnte von Dritten zugeliefert werden.

In dieser Kolumne war bereits berichtet worden, dass DuMont in diesem Zusammenhang mit Zeitungshäusern wie der Funke Mediengruppe („WAZ“, „Hamburger Abendblatt“) spricht. Ein DuMont-Sprecher verweist auf Anfrage auf die letzte Oktober-Woche. Dann werde sein Haus die Ergebnisse für die Neuaufstellung in Berlin präsentieren. Die Frage, ob sich diese Ergebnisse auch auf den Gesamtkonzern auswirken könnten, beantwortete er nicht.

Dass DuMont prinzipiell keine Scheu davor hat, Fremdinhalte zu publizieren, zeigt das Beispiel der „Hamburger Morgenpost“. Der Online-Auftritt des Blattes wird seit mehreren Monaten in Randzeiten – also vor allem nachts – von dem Hamburger Start-up Content Fleet bestückt. Das Ganze firmiert als Test, der erst kürzlich verlängert wurde.