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Swisscanto: „Die Performance muss stetig sein“

FundResearch-Fondsmanager-Talk: Andreas Kappler von Swisscanto erläutert die „Selection-Strategy“ seines Aktienfonds, spricht über die Bedeutung des Risikos und gibt einen wirtschaftlichen Ausblick für 2015.

Andreas Kappler ist als Senior Portfolio Manager mitverantwortlich für den LU0644935669). Mit einem Plus von 6,4 Prozent startete er erfolgreich ins laufende Jahr. 2014 schloss der Fonds mit einer Wertsteigerung von 20,2 Prozent ab. Für den Zeitraum der vergangenen drei Jahre steht ein Plus von 66,4 Prozent, bei einer Sharpe Ratio von starken 2,41. Kappler und das Team (NYSE: TISI - Nachrichten) investieren in internationale Aktien. Gut 50 Prozent des 145 Millionen Euro großen Portfolios sind in den USA allokiert. Japanische Titel machen rund 13 Prozent aus, britische gut sechs Prozent. Auf Sektorebene bilden Finanzaktien mit 19 Prozent den stärksten Block. IT-Titel sind zu 13,9 gewichtet, zyklische Konsumgüter zu 12,4 Prozent. Größte Einzeltitel sind Apple (Swiss: AAPL.SW - Nachrichten) (2,5 Prozent), Microsoft (NasdaqGS: MSFT - Nachrichten) (1,4 Prozent) und Exxon Mobil (Swiss: XOM.SW - Nachrichten) mit 1,2 Prozent.

Mit FundResearch spricht Kappler über den faktorbasierten Investmentansatz, die „Selection-Strategy“. Er erläutert, wie das Management-Team eine stetige Performance erreichen will und welchen Einfluss das Risiko dabei hat. Mit Blick auf das Anleiheankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) warnt er davor, einen Vergleich zu den USA zu ziehen.

Swisscanto Selection International: Deutliche Outperformance zur Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

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FundReserach: Bestimmte Aktienfonds bei Swisscanto zeichnen sich durch die sogenannte „Selection-Strategy“ aus. Was hat es damit auf sich und wie unterscheidet sie sich von anderen Selektions-Strategien?

Andreas Kappler: Ein Großteil der Fondsmanager agiert fundamental. Sie haben Manager-Meetings, schauen sich Fundamentaldaten an und geben ihre Einschätzungen ab. Wir folgen einem quantitativen Ansatz. Das heißt, wir haben riesige Datenbanken, wir haben Modelle und einzelne Faktoren, die wir rechnen und die wir monatlich aufdatieren. Diese brechen wir dann auf die Aktienebene runter. Am Anfang sprechen wir also von Faktoren und am Schluss hat jede Aktie einen Score, gemessen an den attraktivsten Faktoren. Und schlussendlich folgt die Aktienselektion.

FundResearch: Welche Faktoren sind das?

Andreas Kappler: Grob gesagt stützen wir uns auf das, was bekannt ist. In der akademischen Finanzliteratur haben sich diese sechs Gruppen durchgesetzt, die für die Aktienselektion entscheidend sind: Wachstum, Value, Qualität, Risiko, Momentum und Größe. Uns unterscheidet hierbei von anderen, dass wir nicht einfach „Plain Vanilla“ diese Faktoren übernehmen, sondern dass wir sie mit Unterfaktoren charakterisieren. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist zudem, dass wir ständig neue, innovative Unterfaktoren versuchen aufzuspüren. Zum Beispiel der Faktor Value: Value kann vieles sein, ein günstiges Preis-Buchwert-Verhältnis oder ein Preis-Cashflow-Verhältnis und so weiter. Wir versuchen diejenigen Value-Faktoren herauszufiltern, die im jeweiligen Umfeld am attraktivsten sind. Dadurch ist unser Ansatz nicht so statisch. Andere Manager definieren von Anfang an, welche Faktoren zu Value am besten passen und daran halten sie dann fest. Bei uns läuft das dynamischer. Wir schauen uns jeden Monat an, wie sich die Unterfaktoren verhalten. Sind sie attraktiv oder nicht? Dann findet eine Selektion statt. In den vergangenen Jahren haben im Value-Bereich beispielsweise die Cashflow-basierten Faktoren stark an Bedeutung gewonnen. Wohingegen das Preis-Buchwert-Verhältnis immer weniger wichtig geworden ist.

FundResearch: Das ist sehr theoretisch. Können Sie das anhand eines Aktienbeispiels veranschaulichen?

Andreas Kappler: Allgemein für unseren Ansatz steht die Aktie von Electronic Arts (NasdaqGS: EA - Nachrichten) . Diese Aktie kennen viele Anleger. Sie reflektiert optimal, was wir unter einer guten Aktie verstehen: Das Momentum ist sehr gut, die Fundamentaldaten sind attraktiv und auch das Wachstum ist da. Diese Faktoren stehen in Beziehung zueinander. Wir schauen zwar schon auf die Bewertung. Aber wenn das Wachstum hoch ist, dann ist auch die Bewertung höher. Dann muss man sich das Verhältnis anschauen und die Attraktivität messen. Electronic Arts ist so ein Beispiel der Vergangenheit. Vor einem Jahr beispielsweise war Apple (NasdaqGS: AAPL - Nachrichten) auch in so einer Situation. Bezüglich aller Faktorgruppen war die Aktie attraktiv. So etwas gibt es eigentlich sehr selten. Unser Ansatz ist nicht, dass wir auf Titelebene nur die Aktien suchen, die überall top sind. Uns ist wichtig, dass das Portfolio – also die Gesamtheit aller Titel – die Eigenschaften reflektieren, die am attraktivsten sind. Der Einzeltitel an sich interessiert uns gar nicht so. Ziel ist es, mit möglichst vielen Positionen im Portfolio eine Outperformance zu generieren. Nur so haben wir eine Garantie, dass die Performance stetig ist. Wir möchten nicht in wenigen Monaten eine starke Performance und dann wieder zwei Monate lang Verluste. Das ist nicht unser Ansatz. Wir sind sehr risikobewusst.

FundResearch: Wie kommen Sie auf die Korrelationen der einzelnen Faktoren?

Andreas Kappler: Es gibt Faktoren, die sind für sich betrachtet gar nicht so attraktiv. Aber wenn sie mit anderen Faktoren unkorreliert sind, dann ist ein Mehrwert da. Wenn man die zum Portfolio hinzunimmt, senkt sich das gesamte Risiko. Das bewerten wir jeden Monat neu.

FundResearch: Auf wen geht diese Strategie zurück?

Andreas Kappler: Swisscanto wendet diese selbst entwickelte Strategie schon seit 2005 an. Damals war es ein Team von zwei Personen. Heute sind wir zu dritt. In unserem Team fließt Knowhow aus Ökonomie und Statistik zusammen.

FundResearch: Wird die Strategie nur in diesem einen Fonds umgesetzt?

Andreas Kappler: Nein. Die Selection-Strategy wird einerseits in unserem Flaggschifffonds Selection International umgesetzt. Es gibt noch einen Long-Only-Fonds, einen Asien-Fonds und einen für Nordamerika. Für den Vertrieb in Deutschland sind ausschließlich der International und der Nordamerika relevant.

FundResearch: Für welchen Anleger-Typ ist der Fonds gedacht?

Andreas Kappler: Das ist sehr breit. Zum einen gibt es den professionellen, institutionellen Anleger. Weil wir so risikobewusst agieren, haben wir nicht nur eine stetige, gute Outperformance, sondern auch einen tiefen Tracking-Error. Unser Rendite-Risiko-Verhältnis ist wirklich extrem attraktiv, was für institutionelle Anleger immer sehr gut ist. Aber der Private profitiert auch von unserem Ansatz, weil wir stark diversifiziert sind und dadurch die absolute Volatilität nicht sehr hoch ist. So kann er am Aktienmarkt partizipieren und auch die Benchmark schlagen.

FundResearch: Wie managen Sie das Risiko?

Andreas Kappler: Wir stützen uns dabei auf drei Hauptpfeiler: Innovation, Kombination und Portfolio-Konstruktion. Diese Elemente beziehen sich sowohl auf das Alpha – also auf die Überperformance – als auch auf das Risiko. Unter Innovation verstehen wir die Selektion von Faktoren, die Suche von neuen Faktoren. Das ist unser tägliches Business. Zudem sind wir sektorneutral, was uns ebenfalls von anderen Gesellschaften unterscheidet. Wir gewichten die Sektoren, wie sie in der Benchmark sind, dem MSCI World. Das ist insbesondere im jetzigen Umfeld stark risikoreduzierend, weil die politisch getriebenen Börsen starke Schwankungen zwischen den einzelnen Sektoren hervorrufen. Viele machen Sektor-Wetten und liegen dann richtig oder falsch, die Volatilität nimmt aber auf jeden Fall extrem zu. Durch unsere Sektorneutralität wird das Risiko massiv gedämpft.

FundResearch: Ist es nicht ein bisschen wenig, nur die Sektoren der Benchmark nachzubilden?

Andreas Kappler: Zusätzlich verlangen wir für unsere Faktoren immer, dass es einen ökonomischen Grund gibt, warum der jeweilige Faktor sinnvoll ist. Andere quantitative Manager schauen auf Korrelationen und auf exotische Faktoren oder sind maschinengetrieben. Da erkennt man teilweise gar nicht mehr den Zusammenhang. Bei uns ist immer der erste Punkt, dass ein Faktor ökonomisch sinnvoll sein muss. Auch dadurch wird das Risiko gedämpft. Auch die Kombination von Faktoren wirkt risikodämpfend: Faktoren, die gegenläufig sind – z.B. Value und Momentum – werden kombiniert, wodurch sich eine viel stetigere Performance erzielen lässt, weil die Zyklen geglättet werden. In der Portfoliokonstruktion sind wir breit diversifiziert und gehen keine Wetten ein. Unsere Positionen sind maximal 50 Basispunkte über der Benchmark. Unser Ansatz ist, viele kleine Wetten einzugehen. Wir haben daher rund 200 Titel.

FundResearch: Wie häufig wird das Portfolio angepasst?

Andreas Kappler: Unsere Modelle werden monatlich aktualisiert und dann lassen wir die neuesten Signale ins Portfolio einfließen. Deshalb traden wir im Monat fünf bis zehn Prozent des Portfolios und auf jährlicher Basis 100 bis 120 Prozent. Die schlechtesten Aktien bezüglich unserer Scores wechseln wir aus und ersetzen sie durch die mit den höchsten Scores.

FundResearch: Wie sehen die Team-Strukturen aus?

Andreas Kappler: Wir sind zu dritt. Einerseits müssen wir innovativ sein und neuartige Faktoren aufspüren, anderseits erfordert unser Prozess viel Know-how in der Optimierung und Portfoliokonstruktion. Als ausgebildete Ökonomen und Statistiker vereinigen wir das nötige Wissen und ergänzen uns auf ideale Weise.

FundResearch: Haben Sie Zielvorgaben bezüglich der Performance, die Sie sich selbst setzen?

Andreas Kappler: Nein, eigentlich nicht. Uns ist nicht nur die Outperformance wichtig. Wir sagen nicht, wir wollen drei oder fünf Prozent haben. Das Rendite-Risiko-Ziel ist entscheidend. Deshalb möchten wir lieber zwei Prozent outperformen, bei einem Tracking-Error von zwei Prozent und einer Information Ratio von 1. Bei der Brutto-Performance haben wir seit Auflegung jährlich 3,7 Prozent erreicht und der durchschnittliche Tracking-Error beträgt 3,9 Prozent. Uns gelang es während der Finanzkrise nicht nur bei einem fallenden Markt eine Outperformance zu generieren, sondern auch bei einer Markterholung. Das schafften die wenigsten Manager. Mit unserem Ansatz, der das Risiko stark berücksichtig, ist es uns gelungen in allen Marktphasen eine Outperformance zu schaffen. In Bullenmärkten performen wir etwa drei Prozent aus und in Bärenmärkten rund zwei Prozent. Das ist auch ein wichtiges Argument für den kleineren Anleger. Mit unserem Fonds kauft er nicht einfach nur eine Richtung, also entweder bullish oder bearish. Es ist ein „All-Seasons“-Fonds, ohne Timing. Timing ist generell ein Aspekt, den wir weglassen. Wir versuchen eine intelligente Kombination zu schaffen, damit wir verschiedene Styles erst gar nicht timen müssen. Denn Timing ist sehr schwierig.

FundResearch: Wo sehen Sie als Manager eines globalen Aktienfonds in diesem Jahr die attraktivsten Regionen für Aktien-Investments?

Andreas Kappler: Das ist eine Frage des Timings, die ich ehrlicherweise nicht beantworten kann. Aber es ist mir auch nicht so wichtig. Denn durch unseren Ansatz sind wir auf allen Partys ein bisschen vertreten. Wenn in Europa das Quantitative Easing durchschlägt, werden Value-Aktien in Europa stark gefragt sein. Schlägt es nicht durch, dann werden Growth-Aktien oder Aktien mit einem tieferen Risiko bevorzugt.

FundResearch: Dann die Frage an Sie als Ökonom: Wie erwarten Sie die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr?

Andreas Kappler: Das Quantitative Easing in den USA war ein ziemlicher Erfolg. Die Börsen und die Gesamtwirtschaft haben sich erholt. Das kann man aber nicht mit Europa vergleichen. In Europa finanzieren sich die Firmen zu rund 70 Prozent durch Kredite und weniger durch Anleihen. Deshalb kann man ein Quantitative Easing in den USA nicht eins zu eins auf Europa übertragen. Ich erwarte in Europa eher eine holprige Phase mit erhöhter Volatilität.

(PD)