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Supermärkte, Sportmarke, Fernseher: Wie Amazon die (alte) Welt erobert

Amazon-Chef Jeff Bezos hat große Pläne (Bild: Getty Images)
Amazon-Chef Jeff Bezos hat große Pläne (Bild: Getty Images)

Dass Amazon die Online-Welt mit seinem E-Commerce-Geschäft und der boomenden Cloud-Sparte dominiert, ist kein Geheimnis. Neu ist dagegen, mit welchem Nachdruck Amazon in die Offline-Welt drängt. In den vergangenen Tagen wurden gleich mehrere Initiativen und Ambitionen bekannt – von einer eigenen Sportmarke bis zu einem TV-Gerät. Das wenig beachtete Geschäft mit Eigenmarken hat bei Amazon eine lange Tradition.

2017 beginnt gut für den zweitwertvollsten Internetkonzern der Welt: Nicht mal zwei Wochen ist das neue Börsenjahr alt, und die Amazon-Aktie liegt schon wieder um 8,5 Prozent vorne. Lohn der Kurszuwächse: Mit einem Börsenwert von 387 Milliarden Dollar ist der E-Commerce-Gigant bereits zum fünftwertvollsten Konzern der Welt aufstiegen.

Für Schlagzeilen sorgt der bereits 1994 gegründete Internet-Pionier dabei in diesem Jahr bislang nicht durch Neuigkeiten über das boomende Cloud-Geschäft, den äußerst gefragten smarten Lautsprecher Echo oder Rekordabsätze im Weihnachtsgeschäft, über die Konzernchef Jeff Bezos Ende Januar Rechenschaft ablegen wird. Tatsächlich zirkulieren seit Jahresbeginn Gerüchte über Ambitionen in ungewöhnlichen Märkten in der alten Wirtschaft.

Amazon bietet für American Apparel und will eigene Sportmarke etablieren

So überraschte Amazon mit dem kolportierten Interesse am Modelabel American Apparel, das im vergangenen November zum zweiten Mal binnen eines Jahres seine Insolvenz angemeldet hatte. Wie Reuters berichtete, soll sich Amazon mit Forever 21 und Gildan in einem Bieterwettstreit um das amerikanische Teenager-Label befinden, das mit dem Gütesiegel „Made in America“ wirbt.

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Wie ernst es Amazon mit dem Einstieg auf dem Modemarkt ist, war erst im vergangenen Jahr zu beobachten, als der Online-Riese in den USA ohne viele Aufhebens gleich sieben zeitgemäße Modemarken für Herren- und Damenbekleidung, Taschen und Accessoires zu moderaten Preisen launchte – Franklin & Freeman, Franklin Tailored, James & Erin, Lark & Ro, North Eleven, Scout + Ro und Society New York.

Eigenmarke AmazonBasics bietet bereits 900 eigene Artikel an

Nun sucht Amazon auch Personal für den Aufbau einer Sportmarke, wie dem Tech-Portal re/code in den Jobbeschreibungen aufgefallen ist. Amazon dürfte damit schon bald die große Konkurrenz von Nike, Adidas und Under Armour mit Sportbekleidung zu Kampfpreisen herausfordern.

Der Aufbau von Eigenmarken hat bei Amazon eine lange, wenn auch wenig beachtete Tradition. Seit 2009 bietet der Online-Gigant aus Seattle unter dem Label AmazonBasics kostengünstige Alternativen von beliebten Produkten an: etwa Ladekabel, Notebooktaschen oder Smartphone-Hüllen. Doch AmazonBasics ist längst nicht auf Verbraucherelektronik beschränkt – auch Artikel fürs Bad, die Küche, das Schlafzimmer oder den Garten hat der E-Commerce-Riese längst in seinem 900 Artikel umfassenden Angebot.

Und das oft mit einem stramm kapitalistischen Ansatz: Wie Bloomberg berichtet, analysiert Amazon sehr genau, welche Produkte von Drittanbietern sich gut verkaufen, um sie dann später unter der Eigenmarke zu einem deutlich kleineren Preis anzubieten wie etwa einen Laptopständer, der dem bisherigen Bestseller zum Verwechseln ähnlich sieht, aber nur halb so viel kostet. „Sie sind Daten-Experten. Sie wissen, was die Leute wollen und stellen es dann selbst her“, erklärt Chad Rubin vom E-Commerce-Software-Anbieter Skubana gegenüber Bloomberg.

Der Amazon-Fernseher kommt

Und das ist noch nicht alles: Wie vergangene Woche am Rande der Verbraucherelektronikmesse CES in Las Vegas durchsickerte, will Amazon in Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Tongfang künftig auch eigene smarte Fernseher verkaufen. Die TV-Geräte mit 4K-Auflösung sollen mit einer Bildschirmdiagonalen von 43, 50,55 und 65 Zoll auf den Markt kommen – und zwar unter maximaler Vernetzung der Amazon-Dienste.

So sollen die Amazon-Fernseher mit dem Betriebssystem FireOS ausgeliefert werden und über eine Integration der Sprachassistentin Alexa verfügen – eine direkte Sprachsteuerung wie bei der smarten Box Echo ist also direkt möglich. Die Amazon Fernseher sollen bis Ende des Jahres zunächst in den USA erhältlich sein. Mit Alexa will der Internetriese aus Seattle unterdessen den Rest des Alltags revolutionieren: So hat General Electric Amazons Sprachassistentin in eine smarte Lampe integriert, während LG die Integration von Alexa in smarte Kühlschränke angekündigt hat.

Amazon Go: Großangriff auf den Lebensmittelhandel

Den eigentlichen Großangriff auf den Einzelhandel dürfte der Online-Gigant mit Amazon Go vollziehen. So heißen die Supermärkte der Zukunft, die nach einem richtungsweisenden neuen Einkaufskonzept ohne Kassen und Warteschlangen entstehen. Kunden nehmen die gewünschte Ware einfach mit, die über die Amazon Go-App automatisch abgebucht wird.

Während der Start von Amazon Go zunächst nur in den USA erfolgt, können sich deutsche Kunden zumindest wohl bald über eine andere Neuerung freuen, die dem einheimischen Lebensmittelhandel kaum gefallen dürfte. So soll der übermächtige US-Einzelhändler kurz vor dem Deutschlandstart seines Lieferdienstes Amazon Fresh stehen, mit dem sich Kunden frische Lebensmittel nach Hause schicken lassen können.

Und als wäre das noch nicht genug, machte der nach Alphabet zweitwertvollste Internetkonzern der Welt gestern eine Ankündigung, die vor allem dem neuen Präsidenten Donald Trump gefallen dürfte: Konzernchef Jeff Bezos kündigte an, binnen der kommenden 18 Monate 100.000 neue Jobs in den USA schaffen zu wollen – eine rasante Job-Offensive für einen Konzern, der bislang 180.000 Menschen in den Vereinigten Staaten beschäftigt. „Innovation bleibt einer unserer Grundwerte“, erklärte Jeff Bezos Amazons Antrieb – es gibt aktuell wohl kaum ein Unternehmen, das seine Wachstumsstrategie auch so konsequent und für den Verbraucher spürbar umsetzt.