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Marsalek will sich wohl stellen – Behörden suchen Ex-Wirecard-Vorstand auf den Philippinen

Der enge Vertraute von Wirecards früherem Chef Braun gilt im Bilanzskandal als Schlüsselfigur. Nun wird auf den Philippinen nach Jan Marsalek gesucht. Angeblich will er sich stellen.

Die Spur von Jan Marsalek, einem der engsten Verbündeten von Wirecards Ex-Chef Markus Braun, verliert sich auf den Philippinen. 10.000 Kilometer entfernt von der Konzernzentrale des Zahlungsdienstleisters in Aschheim nahmen die Behörden des Inselstaates zum letzten Mal am 5. März offiziell Notiz von dem Mann, der als Architekt von Wirecards undurchsichtigem Firmengeflecht in Asien gilt.

An dem Tag reiste der COO nach einem dreitägigen Kurzaufenthalt offiziell aus dem Land aus. Doch die Regierung der Philippinen hat nun Hinweise, dass er inzwischen wieder unbemerkt zurückgekehrt sein könnte.

Doch angeblich will sich Marsalek stellen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ an diesem Mittwochnachmittag unter Bezug auf Kreise von Kennern des Münchner Ermittlungsverfahrens. Demnach will sich der Ex-Wirecard-Vorstand Anfang der kommenden Woche der Staatsanwaltschaft München I stellen. Sein Kalkül sei es, so der Bericht weiter, im Gegenzug wie Braun gegen Kaution und weitere Auflagen von einer Untersuchungshaft verschont zu werden.

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Im Bilanzskandal um Wirecard ist der 40-jährige Österreicher eine Schlüsselfigur: Ein Jahrzehnt lang stand er im Vorstand des Konzerns an der Seite von Braun – bis er am Donnerstag vergangener Woche erst freigestellt und dann am Montag offiziell abberufen wurde.

„Anstellungsvertrag außerordentlich gekündigt“, hieß es kurz und knapp in der Ad-hoc-Meldung des Konzerns. Marsalek ist damit bisher neben Braun der einzige frühere Top-Manager Wirecards, der im Zuge der Affäre um verschwundene Milliarden und möglicherweise gefälschte Bilanzen seinen Job verlor.

Wie sein früherer Chef muss Marsalek nun auch mit juristischen Konsequenzen rechnen: Nach Informationen des Handelsblatts ist auf seinen Namen ein Haftbefehl ausgestellt worden. Die Staatsanwaltschaft in München wollte dies nicht kommentieren.

Umfeld vermutet Marsalek auf Philippinen

Im Gegensatz zu Braun ist Marsalek bei den Behörden noch nicht freiwillig vorstellig geworden. Aus seinem Umfeld hieß es, dass er sich wohl auf den Philippinen befinde.

Diesen Verdacht untermauerte am Mittwoch auch der Justizminister des Landes, Menardo Guevarra. Vor Journalisten sagte er, es gebe Indizien dafür, dass sich Marsalek immer noch in dem Land aufhalte. Er habe diesbezüglich die Einwanderungsbehörde mit einer Untersuchung beauftragt, sagte Guevarra.

Die Philippinen waren Ende vergangener Woche zu einem zentralen Schauplatz der Wirecard-Affäre geworden. Der Abschlussprüfer EY hatte aufgedeckt, dass Bankbelege über 1,9 Milliarden Euro, die der Konzern auf philippinischen Treuhandkonten geparkt haben will, offenbar gefälscht waren. Wirecard räumte später ein, dass die Bankguthaben „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“.

Auf den Philippinen hat auch das Unternehmen Payeasy seinen Sitz, das laut Medienberichten zu den wichtigsten Wirecard-Partnern im nebulösen Geschäft mit Drittpartnern gehört. Diese sollen für einen Großteil des Gewinns gesorgt haben, den Wirecard angeblich machte.

Seit dieser Woche steht aber infrage, ob das profitable Geschäft überhaupt existierte. Man untersuche „ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang“ dieses Geschäft tatsächlich geführt worden sei, teilte der Konzern mit.

Im Vorstand verantwortlich für das Drittpartnergeschäft war bis zu seiner Abberufung Jan Marsalek. Der Mann, der öffentlich mit kurz geschorenen Haaren, perfekt sitzenden Anzügen und österreichischem Akzent auftrat, verbrachte sein halbes Leben bei Wirecard: Zur Jahrtausendwende fing er im Alter von 20 Jahren bei dem Unternehmen an, das damals noch zu großen Teilen als Zahlungsabwickler für Porno- und Glücksspielseiten tätig war.

Vor zehn Jahren kam Marsalek in den Vorstand und war zuständig für die internationale Expansion des Unternehmens, die vorwiegend in Asien stattfand. Marsaleks Name steht dabei in Verbindung mit dubiosen Deals, deren Hintergründe bis heute nicht geklärt sind.

Mysteriöser Fonds aus Mauritius

So handelte er etwa die Übernahme einer indischen Firmengruppe aus, für die Wirecard inklusive Prämien mehr als 300 Millionen Euro bezahlte. Der Zukauf erfolgte über einen mysteriösen Fonds aus Mauritius, der als Mittelsmann diente.

Dieser Fonds hatte den wesentlichen Teil der Firmengruppe kurz vor dem Deal mit Wirecard für lediglich rund 40 Millionen Euro gekauft. Wer sich seitens des Fonds über den stattlichen Gewinn bei der Transaktion freuen durfte, ist unklar.

Im vergangenen Jahr berichtete die Zeitung „Financial Times“, dass Marsalek auch von fragwürdigen Transaktionen gewusst haben soll, die Wirecards Asien-Zentrale in Singapur ins Visier der lokalen Ermittler gebracht hatten.

Sollte sich Marsalek tatsächlich auf den Philippinen aufhalten, dürfte es den deutschen Behörden schwerfallen, ihren Haftbefehl zu vollstrecken. Die Bundesrepublik hat mit dem Land kein Auslieferungsabkommen, weshalb ein langwieriges Verfahren möglich wäre.

Die philippinische Justiz will im Fall Wirecard aber nun auch eigene Ermittlungen durchführen. Der zuständige Minister Guevarra sagte dazu: „Es gibt Hinweise auf Geldwäsche.“

Mehr: Wirecard-Treuhänder: „Das Geld auf den Konten reichte gerade einmal für ein iPhone.“