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Studienabbrecher verdienen in Deutschland rund ein Drittel weniger als Akademiker

Wer sein Studium aufgibt, verdient in Deutschland besonders wenig. Helfen könnte ein Zwischenzeugnis wie in Großbritannien.

In Deutschland werden Studienabbrecher stärker benachteiligt als in anderen Ländern in Europa. Foto: dpa
In Deutschland werden Studienabbrecher stärker benachteiligt als in anderen Ländern in Europa. Foto: dpa

Wer in Deutschland ein Studium abbricht, wird dafür auf dem Arbeitsmarkt finanziell besonders hart bestraft: Der Gehaltsunterschied zwischen Akademikern und Studienabbrechern liegt bei satten 35 Prozent. Das ergab eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim zu 18 europäischen Ländern.

Damit liegt Deutschland an der Spitze, ähnlich hoch ist die Kluft beim Verdienst sonst nur noch in Polen. In Dänemark hingegen liegt die Differenz lediglich bei zehn Prozent. Im europäischen Durchschnitt sind es 25 Prozent.

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Auch die Chance, überhaupt einen Job zu finden, ist für Studienabbrecher hier um mehr als 13 Prozent geringer als für Berufstätige mit Hochschulabschluss – ähnlich wie in Polen und Dänemark. In Italien, Griechenland und Belgien hingegen fanden die Forscher überhaupt keine unterschiedlichen Beschäftigungschancen zwischen Akademikern und Fast-Akademikern. Im Schnitt liegt die Differenz europaweit bei neun Prozent.

Die Lage in Deutschland ist besonders auffällig, wenn man berücksichtigt, dass hierzulande die Akademikerquote noch immer eher unterdurchschnittlich ist – und die Wirtschaft seit Jahren über Fachkräftemangel klagt.

Studienautor Francesco Berlingieri erklärt sich die vergleichsweise großen Nachteile für Studienabbrecher in Deutschland unter anderem mit „kulturellen Unterschieden – offenbar werden hierzulande formelle Abschlüsse noch immer weit stärker honoriert als in anderen europäischen Ländern – und Studienabbrecher am Arbeitsmarkt härter bestraft“, sagt der Ökonom. „Ein anderer Grund könnte beispielweise das gute Ausbildungssystem sein, das andere Länder in dieser Form nicht haben.“

Europaweit ist der Gehaltsnachteil der Studienabbrecher in der Privatwirtschaft geringer als im öffentlichen Dienst. Ganz offensichtlich seien beim Staat formale Abschlüsse noch wichtiger, so Berlingieri.

Kaum Vorteil gegenüber Berufsausbildung

Gegenüber Menschen mit Berufsausbildung haben Studienabbrecher in Deutschland keinen eindeutigen Vorteil beim Gehalt oder bei der Chance auf eine Beschäftigung. Das gilt auch in den meisten anderen europäischen Ländern.

In Irland, Großbritannien, den Niederlanden, Slowenien, Slowakei und Polen jedoch „verdienen Studienabbrecher deutlich mehr als Beschäftigte mit mittlerem Bildungsabschluss“, sagt ZEW-Koautorin Theresa Bolz. Das Plus liegt in diesen Ländern bei mehr als einem Zehntel.

Lernen könnte Deutschland eventuell von den Briten, meint Berlingieri: Dort erhielten Studienabbrecher seit einigen Jahren schon nach dem ersten Studienjahr ein Zertifikat über die bestandenen Klausuren – „das könnte auch hier eine positive Wirkung haben“, glaubt er.

Denn viele Abbrecher würden einen Studienabbruch sogar verheimlichen, statt auf ihrem weiteren Berufsweg wenigstens das an der Hochschule Gelernte in die Waagschale zu werfen. Das britische „Certificate of Higher Education“ wird nach einem Jahr Vollzeitstudium verliehen und kann auch auf ein anderes Bachelor-Studium angerechnet werden.

In Deutschland liegt die Studienabbrecherquote nach OECD-Daten bei rund 14 Prozent für alle Erwachsenen, die ein Studium begonnen haben – und damit im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld. Nach den nationalen Daten des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) lag sie für den Absolventenjahrgangs 2018 bei 27 Prozent für die Bachelor-Studierenden. Der Unterschied der beiden Quoten entsteht auch dadurch, dass bei der letzteren noch nicht berücksichtigt sein kann, ob jemand später doch noch einen Abschluss nachholt.

Insgesamt hat zuletzt pro Jahr gut eine halbe Million Menschen in Deutschland einen akademischen Abschluss erworben. Selbst wenn man von der niedrigeren Abbrecherquote von 14 Prozent ausgeht, wären das rein rechnerisch mehr als 80.000 Studienabbrecher pro Jahr. Legt man 27 Prozent zugrunde, wären es sogar fast 200.000.

Die Studie des ZEW basiert auf Daten der PIAAC-Studie der OECD von 2012, die die Qualifikation der Bürger zwischen 16 und 65 Jahren untersuchte, also eine Art Pisa für Erwachsene. Eine Folge-Untersuchung ist für 2021 geplant.

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