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Studie: Warum sich Pandemien auch ohne ständige Lockdowns kontrollieren lassen

Im März 2020 gab es in Deutschland den ersten harten Corona-Lockdown. Danach folgten monatelange Phasen, in denen Kontaktbeschränkungen und weitere teils sehr strikte Lockdowns folgten. Jetzt, eineinhalb Jahre später, steigen die Infektionszahlen erneut drastisch. Und so stellt sich unweigerlich die Frage: Wird es erneute Lockdowns geben müssen? Forscher können etwas beruhigen: Laut einer neuen Studie wird dies nicht nötig sein.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) analysierten die Eindämmung von Ausbrüchen von Infektionskrankheiten. Das Ergebnis: "Wiederkehrende strikte Lockdowns sind für die langfristige Kontrolle von Pandemien nicht notwendig – solange moderate Vorsichtsmaßnahmen beibehalten werden", heißt es in der Pressemitteilung.

Der leitende Forscher, Sebastian Contreras, untersuchte zusammen mit seinen Kollegen, welche Maßnahmen – auch "nicht-pharmazeutische Interventionen" – genannt, erforderlich seien, um massive Infektionsketten unterbinden oder eindämmen zu können. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Schlüssel zur Kontrolle einer Pandemie vor allem im individuellen Verhalten liege.

Welche Maßnahmen sind notwendig?

Die Forscher sahen sich dazu sowohl staatlich vorgegebene Maßnahmen (Lockdowns) an wie auch freiwilliges Distanzieren, Maskentragen und alltägliche Vorsicht. Vor allem bei niedrigen Fallzahlen sei es möglich, Sicherheit und Freiheiten ganz ohne Lockdowns zu gewähren, so die Autoren. Die Ergebnisse zeigten, dass dies vor allem durch ein effizientes und funktionierendes "Test-Trace-and-Isolate"-System (TTI) – also "Testen gefolgt von Kontaktnachverfolgung und Quarantäne bei Infektion" ermöglicht werde.

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Die Forscher stellten fest, dass die Inzidenz sich durch ein solches TTI-System stabilisieren ließe – und dadurch weniger andere Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung erforderlich seien. Diese Stabilität ist laut den Autoren jedoch auch abhängig von den sonst vorhandenen (freiwilligen und staatlichen) Maßnahmen und auch davon, welche Kapazitäten den Gesundheitsbehörden zur Ermittlung von Kontakten zur Verfügung stehen. Wie auch in Deutschland in den extremen Phasen der Pandemie sichtbar geworden sei, gerate diese Stabilität außer Kontrolle, sobald die Behörden mit der Nachverfolgung überfordert seien – und das geschehe, sobald die Zahl der Infektionen bestimmte Grenzen übersteige.

Die Koordinatorin der Studie, Viola Priesemann, vergleicht die Effektivität der Nachverfolgung daher auch mit dem Löschen eines Waldbrandes: "In beiden Fällen ist es viel einfacher, die Ausbrüche lokal einzudämmen, solange sie noch klein sind." Sei der Ausbruch erst einmal außer Kontrolle geraten, dann werde diese Strategie zu langsam und unspezifisch und man müsse wieder starke bevölkerungsweite Maßnahmen ergreifen.

Lockdowns nur als Notbremse

Deswegen schlussfolgern die Forscher, dass neben dem TTI-System auch Impfbereitschaft, Abstandhalten und andere freiwillige Maßnahmen gerade bei hohen Fallzahlen sehr wichtig seien. Contreras sagt, diese "Maßnahmen zur Verhinderung von Ansteckung werden die Kontrolle weiter erleichtern und wirken wie ein sehr bequemer Regen in unserer Analogie zum Feuer".

Steigen die Infektionen so stark, dass die über der TTI-Kapazität liegen, erkennen die Forscher einen Lockdown als mögliche Notbremse an, um die Infektionen schnell einzudämmen und Kontrolle wiederzuerlangen. Sie schreiben aber auch fest, dass ein solcher Lockdown nicht länger als vier Wochen dauern müsse.

Vielmehr bauen die Forscher langfristig darauf, die TTI-Kapazitätsgrenze, also die Grenze, bei der Kontakte und Infektionen noch effizient und akkurat nachverfolgt werden könnten, als Maßstab zu nehmen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass moderate Einschränkungen über einen längeren Zeitraum helfen, diese Grenze langfristig nicht zu überschreiten. Somit wären Lockdowns überflüssig.

mwolf