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Studie: Hähnchenfleisch von Aldi Nord und Lidl mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Ein Großteil des Hähnchenfleisches von Aldi Nord und Lidl sind einer Studie zufolge mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern belastet. Für den Menschen kann das fatale Folgen haben.

meat in food store . Woman choosing packed fresh chicken meat in supermarket .
Symbolbild: Getty Images

Mehr als die Hälfte des Hähnchenfleisches bei den Discountern Aldi Nord und Lidl ist mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das hat eine Studie der Umweltorganisation German Watch ergeben. Grund ist der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Für Menschen stellt das eine zunehmende Gesundheitsgefahr dar. Der Verein fordert daher einen Systemwandel und richtet seinen Appel an die Wirtschaft, die Politik und die Verbraucher.

German Watch testet in EU-Ländern

Für die Studie hat German Watch das Hähnchenfleisch von Aldi Nord und Lidl in den EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Polen, Niederlanden und Spanien untersucht. Das Ergebnis: Jede zweite der 165 Proben war mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern belastet. Am stärksten betroffen war mit 59 Prozent das Fleisch der deutschen PHW-Gruppe, gefolgt von der französischen LDC-Gruppe (57 Prozent) und dem niederländischen Konzern Plukon Food Group, bei dem 36 Prozent aller Proben multiresistente Erreger aufwiesen.

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Grund für die Keimresistenz ist der Einsatz von Antibiotika in der Geflügelmast und der industriellen Tierhaltung im Allgemeinen. In der Massenhaltung können kranke Tiere nicht einzeln behandelt werden, weshalb alle Antibiotika verabreicht bekommen. "Unsere Untersuchung zeigt: In der Massentierhaltung werden routiniert Antibiotika missbraucht", sagt Reinhild Benning von German Watch in einem Interview mit der ZDF-Sendung "Frontal 21". Den Grund für den Missbrauch fügt sie gleich hinzu: "Die Wirtschaft hat sich entschieden: Sie möchte billiger werden, sie möchte nicht besser werden."

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Vor allem in der industriellen Geflügelmast werden Antibiotika und sogar Notfall-Antibiotika verwendet. (Bild: Getty Images)

Gesundheitsgefahr für Menschen

Der missbräuchliche Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung stellt eine wachsende Gesundheitsgefahr für die Verbraucher dar. Denn: Nimmt ein Mensch resistente Erreger beim Verzehr oder der Verarbeitung von Fleisch auf, kann das zu Infektionen führen, die kaum bis gar nicht mit Antibiotika behandelt werden können. Die Folgen sind besorgniserregend: Laut einer Untersuchung der Europäischen Seuchenschutzbehörde starben im vergangenen Jahr in Europa bis zu 33.000 Menschen durch multiresistente Krankheitserreger. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.

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Besonders alarmierend: Beim Einsatz von Antibiotika schreckt die Fleischindustrie auch nicht vor Reserveantibiotika zurück. Das sind Notfall-Wirkstoffe, die Menschen benötigen, wenn andere nicht mehr helfen. Auch das hat German Watch für die am 27. Oktober veröffentlichte Studie "Hähnchenfleisch im Test auf Resistenzen gegen Reserveantibiotika" herausgefunden. In 35 Prozent aller Proben konnte die Organisation demnach eine Resistenz gegen die Reserveantibiotika-Gruppe Chinolone nachweisen, die von der WHO als besonders wichtig für Menschen eingestuft wurde.

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Die EU will den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft reduzieren. (Bild: Getty Images)

Zeit zu Handeln

Die Studienergebnisse verknüpft German Watch mit einem Appell. Die Umweltorganisation fordert einen "Systemwandel in der Zucht und Haltung von Lebensmittel liefernden Tieren." Auch die Verbraucher seien in der Verantwortung. Sie sollten Hähnchenfleisch von "kleineren, bäuerlichen Tierhaltungen" kaufen, bei denen "erheblich geringere Resistenzraten gefunden werden". Vor allem fordert der Verein ein EU-weites Verbot für Reserveantibiotika in der industriellen Tierhaltung.

Gegen einen Systemwandel sträubt sich jedoch die Wirtschaft. Verhandlungen zwischen der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der deutschen Geflügelwirtschaft über weniger Antibiotika in Ställen scheiterten bisher am Widerstand der Branche. "Frontal 21" zitiert diesbezüglich aus einem vertraulichen Gesprächsvermerk, wo es aus Sicht der Politikerin heißt: Die Geflügelwirtschaft sei hinsichtlich "einer Änderung von Produktion und Haltungssystemen nicht gesprächsbereit". Angeführt wird in dem Vermerk auch eine Aussage Klöckners: "Ich stoße auf eine Wand."

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Am Zug ist daher die Politik. Immerhin: Die EU-Kommission will den Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft einschränken. Ab 2021 sollen die wichtigsten Reserveantibiotika-Gruppen den Menschen vorbehalten sein. Allerdings ist die Verordnung ist nicht konsequent genug. So heißt es in einer Passage des Anhangs: "Antibiotika, die wesentlich für eine Gewährleistung des Tierwohls sind, dürfen weiter eingesetzt werden". Nach Ansicht der Kritiker hat die EU der Wirtschaft damit eine Hintertür offen gelassen. Anders gesagt: Tierzüchter können Antibiotika wie auch Notfall-Antibiotika weiter verwenden und das mit dem Wohl der Tiere begründen.

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