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Stripclubs, zerstörte Hotelzimmer: Raiffeisen-Banker vor Gericht

(Bloomberg) -- Der frühere Chef der Schweizer Genossenschaftsbank Raiffeisen steht am Dienstag vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, sich und andere auf Kosten der Bank bereichert zu haben - unter anderem durch 201.267 Schweizer Franken (194.000 Euro) an Spesen aus Cabarets, Stripclubs und “Kontaktbars”, die er der Bank in Rechnung stellte.

Pierin Vincenz, ehemaliger Chef der Raiffeisen Schweiz, und der Bankberater Beat Stocker werden von der Zürcher Staatsanwaltschaft beschuldigt, gemeinsam rund 25 Millionen Franken veruntreut zu haben. Unter anderem habe Vincenz 8,4 Millionen Franken aus Deals, die er während seiner 15-jährigen Amtszeit als CEO getätigt habe, illegal abgeschöpft, heißt es.

Insgesamt 560.709 Franken an unzulässigen Spesen habe Vincenz seinem Arbeitgeber in Rechnung gestellt, steht in der 365-seitigen Anklageschrift, die das gewerbsmäßigen Betrug und Veruntreuung nennt. Stocker habe fast 16 Millionen Franken abgezweigt und fast 100.000 Franken an Auslagen unrechtmäßig abgerechnet, so die Staatsanwaltschaft, die für beide Männer sechs Jahr Gefängnis fordert.

Obwohl Raiffeisen nicht börsennotiert ist und manchmal mit der Wiener börsenotierten Raiffeisen Bank International AG verwechselt wird, hat der Fall aufgrund der in der Schweiz allgegenwärtigen Marke dort große Aufmerksamkeit erregt. Die Bank gehört über 200 lokalen Raiffeisenbanken, deren Filialen in der Eidgenossenschaft allgegenwärtig sind, und dadurch mittelbar 1,9 Millionen Genossen.

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Demoliertes Luxushotelzimmer

Neben den Spesen aus Stripclubs wirft die Staatsanwaltschaft Vincenz vor, Raiffeisen 251.023 Franken für Flüge, Hotels und Restaurantbesuche mit Familie und Freunden in Rechnung gestellt zu haben. Zudem soll er bei der Bank 3.778 Franken abgerechnet haben, die er für die Reparatur eines Zimmers im Fünf-Sterne-Hotel Park Hyatt in Zürich zahlen musste, das 2014 während eines “massiven Streits” zwischen Vincenz und einer Stripclub-Tänzerin verwüstet wurde, mit der er damals liiert war. Im Jahr 2015 stellte er Raiffeisen laut Staatsanwaltschaft 700 Franken für ein Abendessen und Getränke mit einer Frau in Rechnung, die er über die Dating-App Tinder kennengelernt hatte.

Lorenz Erni, ein Anwalt von Vincenz, lehnte eine Stellungnahme ab. Die Anwälte von Stocker antworteten nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Der Großteil der mutmaßlichen Gewinne von Vincenz stamme jedoch aus Geldern, die er und Stocker bei Übernahmen während seiner Amtszeit als CEO veruntreut hätten, so die Staatsanwaltschaft. Der heute 65-jährige expandierte ab 1999 mit der Bank, um im Privatkundengeschäft gegenüber den großen Lokalrivalen Credit Suisse Group AG und UBS Group AG Boden gut zu machen.

Diese Strategie war insofern erfolgreich, als sie Raiffeisen zur drittgrössten Schweizer Bankengruppe machte. Ein wichtiger Teil der Wachstums beruhte jedoch auf dem Aufbau von Unternehmensbeteiligungen, der zu einer Konzentration von Führungspositionen führte und zu Gerüchten über mögliche Interessenkonflikte.

Schwerwiegende Versäumnisse

Im Jahr 2016 eröffnete die Schweizer Bankenaufsicht Finma eine Untersuchung, insbesondere von Geschäften, die über die Investnet Holding AG abgewickelt wurden, eine mehrheitlich im Besitz der Raiffeisen befindliche Gesellschaft, an der Vincenz Anteile kaufte. Die Finma kam zum Schluss, dass Raiffeisen für “schwerwiegende Versäumnisse in der Corporate Governance” verantwortlich war, weil sie Vincenz nicht angemessen beaufsichtigte.

Die in St. Gallen ansässige Raiffeisen lehnte im Vorfeld des Prozesses eine Stellungnahme ab und sagte, sie habe von der Finma geforderte Maßnahmen umgesetzt.

Anfang 2018 leitete die Zürcher Staatsanwaltschaft strafrechtliche Untersuchungen zu diesen Geschäften ein und Vincenz wurde verhaftet. Im Juni kam er nach gut 100 Tagen Haft wieder auf freien Fuß. Raiffeisen hat unterdessen Strafanzeige gegen ihn eingereicht und sich dem Verfahren als Privatklägerin angeschlossen.

Der Prozess gegen Vincenz, Stocker und fünf weitere Personen, die nicht namentlich genannt werden dürfen, ist für die ganze Woche angesetzt.

Überschrift des Artikels im Original:

Strip-Bar Habit Worth $220,000 Hangs Over Swiss Banker on Trial

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