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Streitthema Motorradlärm spaltet Deutschland

Für die einen sind Motorräder der Inbegriff von Freiheit: Draußen sein, schnell sein, die Kraft des Motors spüren. Für die anderen versauen lärmende Motorräder die Erholungszeit auf Terrasse und Balkon.
Für die einen sind Motorräder der Inbegriff von Freiheit: Draußen sein, schnell sein, die Kraft des Motors spüren. Für die anderen versauen lärmende Motorräder die Erholungszeit auf Terrasse und Balkon.

Für die einen sind Motorräder der Inbegriff von Freiheit: draußen sein, schnell sein, die Kraft des Motors spüren. Für die anderen stört das Motorengedröhne die Erholungszeit auf Terrasse und Balkon. Sollte die Politik eingreifen, wie der Bundesrat das will?

Berlin (dpa) - Das Streitthema Motorradlärm spaltet Deutschland. Für die Hälfte der Bundesbürger sind lärmende Motorräder ein Problem. Insgesamt 48 Prozent ärgern sich über Motorrad-Geräusche, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa ergab.

Demnach fühlen sich 18 Prozent der Bundesbürger «sehr gestört», «eher gestört» sagen 30 Prozent. Dagegen fühlen sich «eher nicht gestört» 28 Prozent - und dass sie «gar nicht gestört» werden, sagen 18 Prozent.

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Schon seit Wochen sorgt das Thema für Zündstoff. Anlass war eine Initiative des Bundesrats. Die Länderkammer hatte Mitte Mai eine Entschließung gefasst. Darin hieß es, es gebe «dringenden Handlungsbedarf, für besondere Konfliktfälle Geschwindigkeitsbeschränkungen und zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes zu ermöglichen. «Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die hierzu einschlägigen Regelungen anzupassen.»

Das löste Demonstrationen mit Tausenden Motorradfahrern aus, die Fahrverbote fürchteten. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stellte sich auf die Seite der Biker: «Wir haben ausreichende, geltende Regeln», sagte er wiederholt. Und: er werde die Beschlüsse des Bundesrats nicht umsetzen. Das Ministerium bekräftigte nun, die Straßenverkehrsbehörden vor Ort hätten bereits jetzt die Möglichkeit, die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken zu beschränken oder den Verkehr umzuleiten.

Dennoch bleibt der Motorradlärm ein Reizthema. Laut Umfrage finden insgesamt 39 Prozent der Befragten, dass die Politik mehr tun sollte, Dass die Politik weniger oder gar nichts unternehmen sollte, meinen 22 Prozent. Dass die aktuellen Regeln weiter gelten sollten, finden 26 Prozent.

Gefragt nach den passenden Maßnahmen gegen Motorradlärm befürworten 50 Prozent härtere Strafen für Tuning, wenn das Motorrad durch diese Eingriffe erheblich lauter wird. 44 Prozent sind für ein Verbot des sogenannten Sound-Designs, mit dem Fahrer die Geräuschkulisse ihres Fahrzeugs selbst einstellen können. Das Festlegen eines Geräusch-Maximalwerts für alle Neufahrzeuge, der etwa dem Geräusch eines Rasenmähers entsprechen würde, halten 38 Prozent für richtig.

Das Bundesverkehrsministerium erklärte, auch für das Tunen von Motorrädern gälten bereits wirksame Bußgelder: Habe ein Fahrzeug eine nicht genehmigte oder unzulässig veränderte laute Schalldämpferanlage, erlösche die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

Erst vor kurzem schaltete sich auch das Umweltbundesamt in die Debatte ein: Nach einer Studie sind verschiedene fabrikneue Motorräder und Sportwagen unnötig laut. Sie erfüllten zwar die Zulassungsvorschriften, seien aber außerhalb der Prüfbereiche drastisch lauter, teilte die Behörde mit. Erreicht werde diese «Soundkulisse» mit Hilfe von Klappen und zum Teil auch Lautsprechern im Abgasstrang. «Der Lärmschutz und die Nöte lärmgeplagter Bürgerinnen und Bürger kommen dabei unter die Räder», beklagte UBA-Präsident Dirk Messner. Nötig sei eine Pflicht für Hersteller, Motorräder und Autos so leise zu bauen, wie der Stand der Technik es zulässt. «Unnötiger Lärm ab Werk ist auf der Straße nicht akzeptabel und belastet Gesundheit und Nerven aller.»

In der Umfrage sagen 37 Prozent der Befragten, dass der Polizei erlaubt werden solle, Motorräder bei gravierenden Lärmüberschreitungen sofort sicherzustellen. Den geringsten Zustimmungswert (23 Prozent) gibt es für die Idee, streckenweise Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen zu verhängen, etwa in beliebten Ausflugsgegenden. Doch wären verschärfte Vorschriften gegen laute Motorräder tatsächlich durchsetzbar? «Bestimmt» oder «wahrscheinlich» sagen 33 Prozent, fast ebenso viele (30 Prozent) sagen «bestimmt nicht» oder «wahrscheinlich nicht».

Dass sie selbst Motorrad fahren, sagten in dieser Umfrage 5 Prozent der Teilnehmer. Weitere 10 Prozent sind nach eigenen Angaben früher Motorrad gefahren, 6 Prozent haben einen Motorradfahrer im eigenen Haushalt.