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Schweiz fährt den Schutzschild für ihre Börse hoch

Die Schweiz verbietet ab Montag den Handel mit Schweizer Aktien in der Europäischen Union. Dieser Notfallplan sei keine Vergeltung, heißt es in Bern.

Die Schweiz macht im Börsenstreit mit der EU Ernst: Das Finanzministerium des Landes aktiviert die sogenannten „Schutzmaßnahmen“ für die Schweizer Börse. Demnach ist es europäischen Handelsplätzen ab Montag untersagt, den Handel mit bestimmten Aktien von Schweizer Unternehmen anzubieten oder zu ermöglichen. Beliebte Schweizer Aktien wie Nestlé, Roche oder Novartis dürfen demnach ab Montag nur noch an der Börse in Zürich gehandelt werden.

Der Schritt diene dem Schutz der Schweizer Börseninfrastruktur, erklärte die Behörde. „Diese Aktivierung erfolgt, da die Europäische Kommission bis zum jetzigen Zeitpunkt die Börsenäquivalenz nicht verlängert hat.“

Die Schweiz und die Europäische Union liegen wegen der sogenannten Börsenäquivalenz im Clinch. Aus Brüsseler Sicht gilt die Regulierung der Schweizer Börse ab Montag nicht mehr als gleichwertig mit den EU-Standards. Infolgedessen dürften Aktienhändler aus der EU Schweizer Aktien dann nur noch an europäischen Handelsplätzen handeln, aber nicht mehr an der Börse in Zürich.

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Per Notrecht möchte die Schweizer Regierung das nun verhindern. Sie verpflichtet Händler per Verordnung dazu, Schweizer Aktien nur noch in der Schweiz zu handeln. „Wir erachten diese Maßnahmen als Plan B“, sagte Außenminister Ignazio Cassis im Schweizer Radiosender SRF. „Wir hoffen, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sein wird.“

Welche Folgen die Schutzmaßnahmen für den Handel mit Schweizer Aktien haben, ist noch nicht ganz klar. Schätzungen zufolge wird derzeit rund ein Drittel der Schweizer Bluechip-Werte auf alternativen Plattformen im Ausland gehandelt. Die Handelsplätze Aquis und CBOE Global Markets sowie die Schweizer Großbank UBS hatten ihre Kunden bereits vorgewarnt, dass sie den Handel mit Schweizer Aktien einstellen, falls der Notfallplan der Schweizer in Kraft tritt.

Analysten erwarten, dass das Handelsvolumen an der Schweizer Börse entsprechend steigen wird. Anleger sollten sich bei ihrer Depotbank erkundigen, welche Gebühren beim Handel in Zürich anfielen, sagte Christiane Hölz, Juristin bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, der Deutschen Presse-Agentur. Teurer dürfte es für die Anleger auf jeden Fall werden, da zum Beispiel Wertpapiere übertragen oder Mittler zwischen Anbietern und Nachfrager zwischengeschaltet werden müssen.

Die Märkte reagierten am Freitag gelassen auf die Nachricht. Der Swiss Market Index, der bedeutendste Aktienindex der Schweiz, lag am Nachmittag nur leicht im Minus.

Schweizer Konzerne verfolgen das Thema aufmerksam. „Wir beobachten die Situation genau“, heißt es etwa beim Nahrungsmittelhersteller Nestlé, dessen Aktie zu den Schwergewichten an der Börse Six zählt. „Wir erwarten keine wesentlichen Auswirkungen auf die Nestlé-Aktie“, sagte ein Sprecher.

Ähnlich äußert sich der Industriekonzern ABB, dessen Aktien an mehreren Handelsplätzen notieren. „Wir beobachten die Situation“, sagte ein ABB-Sprecher. Die Aktien des Industriekonzerns sind in an der Schweizer Börse, aber auch an der Nasdaq OMX in Stockholm und der amerikanischen Börse NYSE gelistet. Anleger haben also die Wahl, wo sie die Papiere handeln wollen. „Es könnte sein, dass es beim Handelsvolumen an den verschiedenen Listingplätzen zu Verschiebungen kommt“, heißt es bei ABB.

Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) warnt, dass der Schweizer Schutzschirm für Anleger teuer werden könnte. Wenn Aktien von Schweizer Unternehmen nur noch in der Schweiz handelbar sind, „würde dies die Transaktionskosten für europäische Anleger deutlich steigern, und somit die Aktienanlage weniger attraktiv machen“, sagt Bauer.

Bauer fürchtet eine Eskalation des Konflikts: „Es könnte soweit kommen, dass europäische Anleger gar keine Schweizer Aktien mehr handeln könnten, sollte die EU den EU-Händlern den Handel in der Schweiz verbieten.“ Die Schutzgemeinschaft rät Anlegern, sich bei Ihrer Depotbank zu erkundigen, welche Kosten mit einem Handel in der Schweiz verbunden sind, und dies bei ihrer Anlageentscheidung zu berücksichtigen.

Notfallplan als Schutzmaßnahme

Hintergrund für das Tauziehen um die Börse ist der Streit über das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Aus Brüsseler Sicht ist das Abkommen bereit zur Unterschrift. Die Schweiz pocht dagegen auf weitere Zugeständnisse, auch wenn sie formell nicht von „Nachverhandlungen“ reden will.

Ihren Notfallplan will die Schweizer Regierung nicht als Vergeltung verstanden wissen, sondern als Schutzmaßnahme. In der EU liege ein Missverständnis vor, erklärte Außenminister Cassis. Dort habe man das Gefühl, die Schweiz spiele auf Zeit. Dies wies Cassis zurück.

„Wir in der Schweiz wissen, dass wir nicht auf Zeit spielen.“ Die Schweiz habe eine andere politische Struktur. Die Regierung könne nicht einfach entscheiden „Es ist so und fertig“. Erst müsse mit den Sozialpartnern eine Mehrheit geschaffen werden, mit der das Volk zufrieden sei.

Mehr: Bern und Brüssel zanken seit vielen Jahren um einen Rahmenvertrag. Die Zeit für eine Einigung läuft davon.

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