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Streit um Stefan Raabs Produktionsfirma geht in die Verlängerung

Das Landgericht Köln hat über den Streit um Brainpool verhandelt. Im Kern steht die Frage: Was sind Stefan Raab und seine Produktionsfirma wert?

Am Ende stand im Streit um die TV-Produktionsfirma Brainpool eine salomonische Einschätzung: Der vorsitzende Richter Bernd Paltzer ermunterte die Parteien, beispielsweise „im Rahmen einer Mediation“ eine konstruktive Lösung zu finden. Bis zum 9. August sollen sie mitteilen, ob sie sich außergerichtlich einigen konnten. Falls das nicht gelingt, will das Gericht am 23. August eine Entscheidung verkünden.

Dann soll geklärt sein, wer künftig das Sagen hat in der Kölner Firma, deren prominentester Miteigentümer Stefan Raab heißt. Damit war klar: Am Donnerstag gab es bei der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln keinen klaren Sieger, aber auch keinen Verlierer.

In dem Streit geht es um die Frage, wer über die Zukunft der Kölner Produktionsfirma entscheiden darf. Sind es die beiden Mitgesellschafter Jörg Grabosch und Andreas Scheuermann, die jeweils 12,5 Prozent Anteile an der Firma halten, allerdings auf der jüngsten Gesellschafterversammlung im April 2018 von ihren Posten als Geschäftsführer abberufen wurden? Oder ist es der französische Fernsehproduzent Banijay, der 2009 im Rahmen eines Joint Ventures 50 Prozent der Firmenanteile von Brainpool erwarb und von Stefan Raab nun dessen 12,5-prozentigen Anteil übernehmen will?

Grabosch und Scheuermann hatten gegen ihre Abberufung einstweilige Verfügungen erwirkt, dagegen legte die französische Firma wiederum Widerspruch ein. Auch gegen den Verkauf von Raabs Anteilen an Banijay gibt es bei den beiden Mitgründern Protest.

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Die Verhandlung in Abwesenheit von Stefan Raab lief etwa eine halbe Stunde, als der bisherige Brainpool-Chef Grabosch erstmals das Wort ergriff. Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer. „Sie nutzen die Macht in der Gesellschaft zu deren Schaden aus“, sagte er in Richtung des Mehrheitsgesellschafters Banijay.

Das Lebenswerk von Jörg Grabosch steht auf dem Spiel

Grabosch, der einst als Ziehvater Raabs galt, wurde von dessen TV-Abschied Ende 2015 dem Vernehmen nach genauso überrascht wie der Rest der Öffentlichkeit. Das Unternehmen geriet unter Druck. „Nachdem Raab ausschied, mussten 80 Leute entlassen werden“, erklärte Grabosch. Doch er habe das Geschäft wieder aufbauen können, neue Künstler wie Luke Mockridge angeworben, die Übernahme eines Unternehmens eingefädelt.

Und jetzt, wo alles wieder in Ordnung sei, „wollen Sie es übernehmen“, rief er in Richtung der Banijay-Vertreter. Als Geschäftsführer sei er und sein Compagnon Scheuermann „kaltgestellt“ worden, es sei wie bei einer „feindlichen Übernahme“.

Es geht in dem Streit um nichts weniger als das Lebenswerk von Grabosch. 1994 gründete der heute 56-Jährige die Firma Brainpool, die populäre TV-Formate („Die Harald Schmidt Show“, „Die Wochenshow“, „TV Total“) herstellte. Das Unternehmen ging durch eine wechselvolle Geschichte, die einen Börsengang, eine Übernahme, noch eine Übernahme, den Rückzug vom Börsenparkett und einen Management-Buy-out umfasst. Dass ihn der neue Mehrheitsgesellschafter Banijay vor die Tür setzen will, macht Grabosch sichtlich betroffen.

Banijay dagegen scheint engere Bande mit Raab zu knüpfen. Der französische Medienkonzern will die Brainpool-Tochter Raab TV mit Raabs Unternehmensgesellschaft Entera verschmelzen und dem Ex-Moderator anschließend 51 Prozent der Anteile geben. Ein Vorgehen, das Grabosch und Scheuermann auf den Plan ruft. „Raab will die Kontrolle über seine Gesellschaft haben – darum geht ja der Streit“, sagte Scheuermann.

Dass es die Firma Raab TV gibt, ist auch die Idee von Grabosch. Denn der Manager wusste, dass man die Künstler am besten mit Hilfe eines Joint Ventures an Brainpool bindet. Mit zahlreichen deutschen Comedians, darunter Oliver Pocher, Anke Engelke und Bastian Pastewka, gründete die Produktionsfirma Tochtergesellschaften und teilte die Firmenanteile jeweils paritätisch.

So auch im Fall Stefan Raab. Über dessen Brainpool-Tochter Raab TV wird nun heftig gerungen. Ein Gutachten soll den Wert der Firma auf 40 Millionen Euro taxiert haben, hieß es in der Verhandlung in Köln. Zu viel, finden Grabosch und Scheuermann.

Als der Richter nach eineinhalb Stunden Verhandlung seine Einschätzung gab, verfolgten dies die Beteiligten mit regungslosen Gesichtern. Sie müssen nun versuchen, ein kaufmännisches Problem, nämlich die Bewertung von Firmen und das Auseinanderdividieren einer Gesellschaft, einvernehmlich zu klären. Oder, um es mit den Worten des Richters zu sagen: Das Problem liegt im wirtschaftlichen Bereich, nicht im juristischen.