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Streit um Ausweitung der Ölförderung spaltet das Rohstoff-Kartell

Es sollte ein harmonisches Treffen werden: In gewohnter Einigkeit wollte die Allianz der mächtigsten Erdöl-Staaten der Welt an diesem Freitag beschließen, die Produktion erstmals seit zwei Jahren wieder zu erhöhen. Doch kurz vor dem Treffen der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) in Wien kippt die Stimmung.

Innerhalb der Opec ist in den vergangenen Tagen ein heftiger Streit ausgebrochen. Iran, Irak und Venezuela opponieren offen gegen den Plan Russlands und Saudi-Arabiens, die seit Anfang 2017 existierende Förderkürzung wieder abzuschaffen.

Die jüngste Einigkeit der Opec steht damit vor dem Zerbrechen. Und ob das noch verhindert werden kann, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Obwohl die offizielle Opec-Konferenz erst am Freitag beginnt, wird wohl auch schon bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Opec-Seminar am Mittwoch und Donnerstag hinter den Kulissen der Wiener Hofburg heiß diskutiert werden.

Dabei hatten die Minister der 14 Opec-Staaten in den vergangenen zwei Jahren stets eine gemeinsame Front gebildet. Seit Anfang 2017 kappt die Organisation gemeinsam mit zehn Partnern ihre Produktion. 1,8 Millionen Barrel, so das Ziel, sollten täglich weniger gefördert werden als noch im Oktober 2016, dem Referenzniveau.

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Ziel war es, das seit 2014 vom Boom der US-Schieferölförderer ausgelöste Überangebot am Markt abzubauen, die Lager zu leeren und den Ölpreis zu stabilisieren. Schließlich war Letzterer in den Jahren davor zeitweise von über 110 auf unter 27 Dollar für ein Fass der Nordseesorte Brent gefallen. Doch mit den Einschnitten in die Produktion gelang es der Opec und ihren Partnern, den Ölpreis auf zeitweise fast 80 Dollar zu hieven. Aktuell kostet ein Fass Brentöl 74 Dollar.

Ein Erfolg für die Opec, aber ein Ärgernis für andere: So pöbelte US-Präsident Donald Trump jüngst zweimal via Twitter über die hohen Preise, die die Opec verursache. Dabei blendete er aber offenbar aus, dass diese Entwicklung auch die Ölindustrie in seinem Land zu einer Rekordproduktion von zehn Millionen Barrel pro Tag anspornte und ein Faktor für die derzeitig gute Arbeitsmarktlage der USA ist.

Tatsächlich haben die Ölpartner das Ziel zuletzt deutlich übererfüllt und mehr gekürzt als nötig. Das liegt auch an der rapide fallenden Ölförderung in Venezuela, die alles andere als freiwillig geschieht. Pumpte Venezuela 2016 noch 2,2 Millionen Barrel Öl pro Tag, sind es heute weniger als 1,4 Millionen. Das Land ist einer Staatspleite nahe. Seit Monaten fehlt das Geld, um Personal und Infrastruktur für die Ölförderung bereitzustellen.

Saudi-Arabien und Russland hingegen, die Drahtzieher der aktuellen Diskussion, setzen auf die stark wachsende Nachfrage. Analysten mahnen seit Wochen, dass die Opec ein Überhitzen des Ölmarktes riskiere, wenn sie die Förderung nicht erhöhe. Allein innerhalb des vergangenen Jahres stiegen die Preise um gut 50 Prozent. Deswegen sei es realistisch, dass Russland und Saudi-Arabien vorschlagen, die Produktion in diesem Jahr um 500.000 Barrel zu erhöhen, sagt Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffstratege bei der Commerzbank.

Ein Trio leistet Widerstand

Nutznießer wären vor allem Russland und Saudi-Arabien. Die beiden Staaten haben die größten Anteile an den Kürzungen. „Saudi-Arabien und Russland werden sicherlich das Gros der Ausweitung tragen“, sagt Ölanalyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank.

Irans Vertreter bei der Opec, Hossein Kazempour Ardebili, legte schon sein Veto ein. Neben dem Iran wollen auch Irak und Venezuela gegen die Förderpläne votieren. „Länder, die ihre Produktion ohnehin kaum erhöhen können“, erklärt Weinberg.

Überzeugen könnte die Gegner allerdings ein ganz anderer Effekt dieses Deals. Nämlich die Zusammenarbeit zwischen dem Kartell, Russland und anderen Ölproduzenten – der sogenannten Opec-plus-Gruppe, die derzeit aus 24 Staaten besteht – auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen.

Die Aussicht, Russland als weltweit zweitgrößten Exporteur enger an die Opec zu binden, könnte Iran und Venezuela dazu bewegen, eine höhere Förderung in der zweiten Jahreshälfte trotzdem zu unterstützen.

Selbst wenn am Freitag in Wien keine Einigkeit erzielt wird, dürfte das für die Pläne Saudi-Arabiens und Russlands keine Konsequenzen haben. Im Zweifel fördern sie einfach mehr. Dann wird das mit dem Versprechen der Opec, über Jahrzehnte und Generationen zusammenzuarbeiten, jedoch merklich schwieriger.