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Steigende Fallzahlen überlasten deutsche Kliniken

Die Krankenhäuser in Deutschland spüren zunehmend die Folgen der hohen Neuinfektionen. Die Intensivbetten werden knapp. Die Kliniken stellen sich auf noch schwierigere Wochen ein.

Die Intensivbetten werden knapp. Foto: dpa
Die Intensivbetten werden knapp. Foto: dpa

Die Aussagen des ärztlichen Direktors eines Krankenhauses im sächsischen Zittau schlugen am Mittwoch bundesweit Wellen: Der Mediziner soll davon gesprochen haben, dass am Klinikum Oberlausitzer Bergland bereits Triage angewendet werden müsse. Schnell war von einem „sächsischen Bergamo“ die Rede. In der norditalienischen Stadt mussten Ärzte auf den überfüllten Stationen im Frühjahr entscheiden, wer lebensrettenden Sauerstoff bekommt und wer nicht.

Das Klinikum sah sich daraufhin zu einer Stellungnahme genötigt: Richtig sei, dass der Anstieg der Zahl der Corona-Patienten zu einer hohen Auslastung auf den Intensivstationen führe. Man stoße „an die Grenzen des Leistbaren“. Die Kapazitätsgrenze sei aber noch nicht erreicht, Patienten könnten außerdem zu den umliegenden Krankenhäusern ausgeflogen werden.

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Der Begriff Triage wird in der Pandemie immer wieder missverstanden: Damit kann eine Priorisierung der Behandlung nach der Schwere von Erkrankungen und Verletzungen gemeint sein.

Im Extremfall bedeutet Triage aber auch eine Entscheidung über Leben und Tod, bei der Patienten, für die wenig Aussicht auf Rettung besteht, erst gar nicht behandelt werden, weil die notwendigen Ressourcen fehlen. „Es gibt teilweise schon Triage in Deutschland“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich. „Bergamo ist näher, als der eine oder andere glaubt.“

Noch ist die Situation in Deutschland aber nicht so gravierend, dass Beatmungsplätze nur noch an einige Patienten verteilt werden können. Doch die Belastung der Kliniken nimmt stark zu – und auch die Zahl der Todesopfer.

Binnen eines Tages übermittelten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 952 neue Todesfälle. Das ist ein neuer Tagesrekord in der Pandemie. Die am Mittwoch vom RKI veröffentlichten Zahlen dürften allerdings etwas verzerrt sein, weil sie nachgemeldete Sterbezahlen aus Sachsen enthalten.

Doch die Entwicklung ist beunruhigend: Vor einer Woche waren laut RKI noch 590 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Betroffen sind ganz überwiegend Hochbetagte. Fast 90 Prozent der Corona-Toten sind 70 Jahre und älter, der Altersmedian liegt nach Angaben des RKI bei 83 Jahren.

Effekt des Lockdown macht sich erst im neuen Jahr bemerkbar

Zwischen einer Infektion und einer lebensbedrohlichen Erkrankung an der Lungenkrankheit Covid-19 können zwei bis drei Wochen vergehen. Das Infektionsgeschehen von Ende November und Anfang Dezember schlägt sich nun in den Todesstatistiken nieder. Der Zeitverzug bedeutet wegen der anhaltend hohen Zahl an Neuinfektionen auch, dass die Sterbezahlen noch bis Ende des Jahres auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften, ehe sich ein Effekt des harten Lockdowns bemerkbar machten könnte.

Die Krankenhäuser stellen sich auf weitere schwierige Wochen ein. „Die Situation in deutschen Kliniken ist angespannt“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum. „Wir haben eine hohe Belastung durch Covid-Patienten insbesondere auf den Intensivstationen.“ Daneben gebe es mehr als 20.000 weitere Patienten mit schwächeren Verläufen der Viruserkrankung auf den Normalstationen der Krankenhäuser.

Deshalb fahren viele Kliniken den Regelbetrieb immer weiter zurück“, so Baum. „Wir wissen, dass der Lockdown erst mit Verzögerung wirkt.“ Die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen werde wohl „bis zum Jahresende und auch in den Januar hinein noch steigen“.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) warnte am Mittwoch, dass das Gesundheitswesen erstmals in der Pandemie „ernsthaft kurz vor der Überlastung“ stehe. Nach Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) werden bundesweit derzeit 4836 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt, davon werden 2760 invasiv beatmet.

Laut Divi-Intensivregister gibt es in Deutschland derzeit rund 27.000 Intensivbetten. Davon sind knapp 22.500 (83 Prozent) belegt. Daneben stehe eine Notfallreserve von etwa 11.000 Intensivbetten zur Verfügung, die binnen sieben Tagen aufgestellt werden könnten.

Divi-Präsident Uwe Janssens sagte am Mittwoch bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages, dass die Intensivstationen in wenigen Wochen überlastet sein könnten, wenn die Infektionszahlen sich weiter so entwickeln würden wie zuletzt. Vor allem der Mangel an Pflegekräften gefährde die Versorgung.