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Steigende Strom- und Gaspreise: Vergleichsportal rechnet damit, dass Mitte November noch mehr Anbieter die Preise erhöhen

Seit Anfang des Jahres steigen die Energiepreise rasant. Laut Experten liegt das vor allem am Gaspreis. So ist der Großhandelspreis von Erdgas zwischen Januar und Oktober diesen Jahres um rund 440 Prozent gestiegen. Gas wird nicht nur zum Heizen, sondern auch zur Stromerzeugung genutzt. Entsprechend beeinflusst der Gaspreis auch den Strompreis. In Deutschland ist Strom an der Börse seit Januar rund 140 Prozent teurer geworden.

Der Preisanstieg spiegelt sich auch in den Strom- und Heizkostenrechnungen der Privathaushalte wider – wenn auch noch nicht so dramatisch wie im Großhandel. Laut dem Portal "Check24" sind die Heizkosten in Deutschland im September im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent gestiegen. Für Strom zahlten Verbraucher vier Prozent mehr als noch vergangenes Jahr im September. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Strom- und Gaspreise für Haushalte im ersten Halbjahr 2021 um 4,7 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 gestiegen.

Im Gespräch mit Business Insider sagte Edgar Kirk, Pressesprecher von "Check24": "In Deutschland gibt es mehr als 900 Gasanbieter und darunter auch einige mit günstigen oder zumindest stabilen Preisen. Denn einige Versorger profitieren jetzt von den günstigeren Preisen, die sie früher gesichert haben." Aktuell hätten 64 Gasanbieter Preiserhöhungen von durchschnittlich 12 Prozent angekündigt. Hierbei geht es um die Grundversorger, deren Preiserhöhung momentan 400.000 Haushalte betrifft. "Wir gehen davon aus, dass ab Mitte November mehr Anbieter ihre Preise erhöhen werden", so Kirk.

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Business Insider hat die Ökonomen Claudia Kemfert und Andreas Fischer gefragt, wann wir mit wieder sinkenden Energiepreisen rechnen können. Außerdem haben wir mit Thomas Engelke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen gesprochen. Er gibt euch Tipps, wie ihr trotz der hohen Energiepreise Geld sparen könnt.

„Etwas hysterisch“

Wir haben Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gefragt, wie lange die Preise so hoch bleiben. Die Frage lässt sich aus ihrer Sicht nicht eindeutig beantworten. „Verschiedene Effekte prallen hier derzeit aufeinander, es gibt zu viele Unsicherheiten, als dass eine konkrete Aussage dazu möglich wäre“, sagt DIW-Ökonomin Claudia Kemfert im Gespräch mit Business Insider. Sie nennt „Nachholeffekte durch das Wiederanfahren der globalen Wirtschaft nach Corona“ als Grund für die gestiegene Nachfrage nach Energie und unweigerlich auch höheren Preise. Aber auch Sonderfaktoren, etwa das geostrategische Interesse Russlands beim Gas, spielten bei den aktuell hohen Preisen eine Rolle. Zudem gebe es Spekulationen, der Markt sei „etwas hysterisch“ geworden.

Kemfert sieht vor allem in erneuerbaren Energien eine Chance, dass die Preise wieder sinken könnten. „Wenn es mehr erneuerbare Energien im System gibt, würde der Strompreis an der Börse deutlich niedriger sein, schließlich haben wir gerade hohe fossile Preise, die den Anstieg dominieren.“ Laut Kemfert ist diese Diskussion bereits „völlig identisch“ mit der, die vor über zehn Jahren geführt wurde. „Nur wurden damals eben nicht die richtigen Schlüsse gezogen, wir könnten heute viel weiter sein.“

"Fossile Energiepreis-Schocks"

Für die Wirtschaft sieht sie angesichts der derzeit hohen Preise eine „riesen Chance für den Umstieg auf erneuerbare Energien“. So könnten sich die Unternehmen besser auf solche „fossilen Energiepreis-Schocks“ vorbereiten, die in Zukunft laut Kemfert häufiger auftreten können. In der Wirtschaft fände mit dem Klimaschutz gerade sowieso ein Wandel statt: „Das ist jetzt der wesentliche Faktor“, sagt Kemfert.

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sprach sich Kemfert außerdem für eine Rückerstattung der CO2-Abgabe zur Entlastung der Verbraucher aus. „Eine Pro-Kopf-Rückerstattung würde vor allem Bezieher niedriger Einkommen entlasten.“ Zugleich plädierte sie für die Bildung einer europäischen Gasreserve aus.

Die steigenden Energiepreise rufen die Politik auf den Plan. Die EU-Kommission stellte am Mittwoch eine sogenannte „Toolbox“ mit Werkzeugen vor, die die Staaten anwenden können, ohne gegen die europäischen Wettbewerbsregeln zu verstoßen. Demnach könnten EU-Länder Haushalten, die höhere Strom- und Heizkosten nicht alleine stemmen können, durch direkte Zahlungen unterstützen.

"Damit hat man einen Hebel in der Hand"

Mit Blick auf die „Toolbox“ der EU hält es Ökonom Andreas Fischer, zuständig für Energie und Klimapolitik am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vor allem für sinnvoll, die Abgaben beim Strompreis zu senken. „Damit hat man einen Hebel in der Hand und muss nicht direkt in die Preisbildung des Marktes eingreifen – stärkt dabei aber zusätzlich die Energiewende“, so Fischer.

Wann sich die Preise wieder erholen könnten, sei schwierig zu sagen. Genauso, wie lange die Preise auf dem hohen Niveau verbleiben würden, sagt Fischer. Der Einschätzung der EU-Kommission, wonach sich die Situation spätestens im Frühjahr stabilisieren soll, würde er sich wohl anschließen.

Für die Unternehmen komme es jetzt darauf an, wie sie ihre Energieversorgung geregelt hätten. „Wenn sich ein Unternehmen kurzfristig versorgt, dann hat es sich jetzt vermutlich verspekuliert“, sagt Fischer. Energieintensive Industrien wie die Chemiebranche könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn die Preise über längere Zeit hoch bleiben. Möglicherweise könnten sie dann die Produktion zurückfahren, wenn etwa die Erzeugung von Grundstoffen wie Ammoniak nicht mehr wirtschaftlich ist.

Verbraucherzentrale rät zu Preisvergleich und Anbieterwechsel

Thomas Engelke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen rät den Verbraucherinnen und Verbrauchern, Tarife zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln. „Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn man noch in der teuren Grundversorgung ist“, sagte Engelke im Gespräch mit Business Insider. Sollte ein Gasanbieter die Preise erhöhen, dann hätten die Verbraucherinnen 14 Tage Zeit, um den Anbieter zu wechseln. Weitere, wenn auch aufwendigere und mit Investitionen verbundene Maßnahmen, wären laut Engelke etwa ein Austausch der alten Heizung oder eine energetische Gebäudesanierung, wobei viele dafür eine angemessene Unterstützung seitens des Staats bräuchten. Auch bei neuen Haushaltsgeräten könne man auf die Effizienz beim Stromverbrauch achten.

mit Material von dpa