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„Stehen nahe am Scheitelpunkt der EZB-Geldpolitik“

Alan Zlatar ist Deputy Head of Group Investment-Strategy bei Vontobel AM. Beim €uro FundForum in Hamburg hat FundResearch die Gelegenheit genutzt, um mit ihm über die aktuelle Zinspolitik zu sprechen.

FundResearch: Herr Zlatar, wie schätzen Sie gegenwärtig die EZB-Politik ein?

Alan Zlatar: Wie immer steht die EZB-Politik in einem Kontext von sich ständig verändernden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Wir glauben, dass diese Rahmenbedingungen sich in den letzten Monaten deutlich verbessert haben, hierfür sprechen nicht nur starke Stimmungsindikatoren, sondern auch stärkere ‚reale‘ Wirtschaftsdaten. Weiter kommt hinzu, dass innerhalb der Währungsunion sich die Wachstumsunterschiede zwischen den einzelnen Volkswirtschaften etwas zurückbilden, so stehen z.B. alle verfügbaren PMIs der Euroländer über ‚50‘ und deuten so auf synchrone wirtschaftliche Expansion. Wir denken, auch aufgrund der letzten Pressekonferenz, dass die EZB diese Einschätzung bezüglich des sich verbessernden Wirtschaftsumfelds teilt und allfällige Deflationsrisiken in ihrer Wahrscheinlichkeit zurückgestuft hat. Nichtdestotrotz bleibt die Europäische Zentralbankpolitik nach Jahren von tiefen Zinsen und QE-Programmen außerordentlich lose. Dies zeigt sich z.B. auch an den gesunkenen Zinsen die KMUs für Bankkredite aufbringen müssen.

FundResearch: Glauben Sie, dass die EZB ihr QE-Programm dieses/nächstes Jahre beenden wird?

Alan Zlatar: Aufgrund der erwähnten wirtschaftlichen Erholung sind wir der Meinung, dass wir nahe an einem Scheitelpunkt der EZB-Geldpolitik stehen. Allerdings denken wir auch, dass die Straffung der Geldpolitik nur sehr graduell und in Abhängigkeit der Stärke der weiteren wirtschaftlichen Erholung der Eurozone erfolgen wird. Diese Annahme scheint uns auch umso plausibler, da sich gegenwärtig auch kaum eine Beschleunigung der Inflation abzeichnet .Wir denken auch, dass die EZB politische Risiken in ihre Entscheidungsfindung wird einfließen lassen. So wird entscheidend sein, ob sich in den nächsten Monaten Erfolge in den französischen Reformbemühungen abzeichnen und in den anstehenden italienischen Wahlen pro-europäische Kräfte Aussichten auf Erfolg haben. Quantitativ werden sich diese politischen Entwicklungen wohl auch in den Zinsdifferenzen zwischen Bund- und Anleihen der europäischen Peripherie widerspiegeln. Steigt die Zinsdifferenz, wird wohl auch die gegenwärtig synchrone Wirtschaftserholung in Frage gestellt.

FundResearch: Beeinflusst die gegenwärtige EUR-Stärke die EZB-Politik?

Alan Zlatar: Die Eurostärke beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporteure und somit das Wirtschaftswachstum der Region. Dies ist zwar - im Gegensatz zur US Federal Reserve - kein explizites Ziel der EZB, fließt aber sicherlich in die Einschätzung der angebrachten Zentralbankpolitik ein. Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums könnte also zu einer noch späteren Straffung der Gelpolitik führen. Ein weiterer Effekt eines starken EUR ist natürlich die Verbilligung der Importe in die Eurozone und somit eine deflationäre Tendenz. Bei gegenwärtig bescheidenen Inflationswerten für die Gesamt- und Kerninflation (1,3 bzw. 1,2%) ist dies sicherlich unerwünscht und wohl ebenfalls ein Grund, die Straffung der Geldpolitik zu verzögern.

(DW)