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Starökonom fordert Frühwarnsystem

„Investoren übersehen Risiken und Chancen“, meint Nouriel Roubini. Rating-Agenturen schätzten die Lage immer noch zu oft falsch ein. Er macht sich daher für ein Frühwarnsystem für Finanzmärkte stark.

Bereits 2004 prophezeite der Ökonom Nouriel Roubini, dass die Immobilienblase in den USA platzen werde. Um solchen Krisen zukünftig besser einschätzen zu können, plädiert er nun in einem durch das „Project Syndicate“ veröffentlichten Kommentar für ein weltweites Frühwarnsystem für Finanzmärkte.

„Ratingagenturen und Analysten, die die Kreditwürdigkeit von Schuldnern – auch von Staaten - falsch bewertet haben, sind zu einfach davongekommen“, mahnt der 56-Jährige. Die Schuld wurde fälschlicherweise Politikern, Banken und supranationale Institutionen in die Schuhe geschoben. „Was wir brauchen ist ein systematischer, auf Daten basierender Ansatz und nicht eine auf vergangenen Beobachtungen gestützte Einschätzung.“ Denn Kredit-Ratings würden auf vergangenen Crashs fußen. „Da aber nur sehr wenige Staaten jemals Pleite gegangen sind, sind die Ratings oft eine sehr subjektive Angelegenheit.“ Die Analysten der Rating-Agenturen würden den Entwicklungen eines Landes folgen und wenn nötig die Situation vor Ort betrachten. „Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) heißt aber, dass sie den Prozess eines Landes rückblickend betrachten.“ Abstufungen würden dann zu spät vorgenommen werden. „Besonders nach Besuchen werden Staaten neu bewertet – obwohl der Grund einer Neubewertung eine Änderung der fundamentalen Daten sein sollte. „Es fehlt Rating-Agenturen an der Fähigkeit, wesentliche Faktoren wie soziale Inklusion oder den Innovationsgrad eines Landes einzuschätzen“, kritisiert der Wissenschaftler.

Die Gefahr dabei: Rating-Agenturen haben enormen Einfluss. Investoren sind bei ihren Entscheidungen an das Kreditrating gebunden, Banken basieren ihre Bereitschaft zur Kreditvergabe auf Ratings und Unternehmen nutzen sie, um festzulegen, mit wem sie Geschäfte machen und zu welchen Konditionen. Aber auch Alternativen wie die Betrachtung von Zins-Spreads beispielsweise würde versteckte Risiken nicht aufdecken können und lediglich das Marktverständnis für Risiko reflektieren. „Die jüngst gestiegene Volatilität an den Märkten weltweit zeigt, dass diese Indikatoren eine Krise genauso wenig anzeigen können wie Rating-Agenturen.“

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Roubini selbst schätzt die Kreditwürdigkeit von 174 Ländern anhand von 200 verschiedenen Variablen und Faktoren vierteljährlich ein. „Die Analyse zeigt: Investoren übersehen sowohl Risiken als auch Möglichkeiten.“ Beispielsweise in China: Lokale Regierungen und Unternehmen im staatlichen Besitz seien heillos verschuldet. „China muss sich entscheiden: Bringen wir Reformen auf den Weg und steigern wir unseren Verschuldungsgrad, um die Wirtschaft zu stimulieren?“ Aber auch wenn China sich für letzteres entscheide: Das Wirtschaftswachstum werde seine Ziele verfehle und das Land werde über die Zeit mehr und mehr fragil erscheinen.

„Brasilien hätte schon letztes Jahr abgewertet werden müssen, als die Wirtschaft mit einem sich ausbreitenden fiskalen Defizit und sich verschlechternden Bedingungen für Unternehmen zu kämpfen hatte“, bemerkt Roubini. Die Neu-Bewertung käme nun zu spät und reflektiere nicht den wahren Zustand des Landes.

Auch die Eurozone hat der Ökonom im Blick: Schatten-Ratings hätten Griechenland und anderen Ländern der Peripherie schon 2000 die rote Flagge gezeigt. „Irland und Spanien dagegen verdienen eine bessere Bewertung“, lobt Roubini. „Griechenland jedoch wird niemals in der Lage sein, seine Staatsschulden zurückzuzahlen. Es braucht erhebliche Erleichterungen.“

(TL)