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Stark verarbeitete Lebensmittel wie Kekse und Chips machen süchtig, sagen Forscher

Stark verarbeitete Lebensmittel machen süchtig, so eine aktuelle Studie. Das zeigen zahlreiche Parallele zwischen Tabak und Junk-Food.

Gerade Donuts gelten als stark verarbeitete Lebensmittel, die nach Ansicht von Forschern süchtig machen können. - Copyright: Scott Grummett, Getty Images
Gerade Donuts gelten als stark verarbeitete Lebensmittel, die nach Ansicht von Forschern süchtig machen können. - Copyright: Scott Grummett, Getty Images

Stark verarbeitete Lebensmittel wie abgepackte Kekse und Kartoffelchips können süchtig machen - und diese Warnung kann Maßnahmen unterstützen, die die Gesundheit der Menschen weltweit verbessern und sogar Leben retten, schreiben die Forscher in einer neuen Ausgabe in der Zeitschrift Addiction.

Zwar haben auch frühere Forschungsarbeiten das umstrittene Konzept der Lebensmittelsucht unterstützt, dennoch sind die Autoren dieser Studie die ersten, die eine solche Abhängigkeit durch die wissenschaftlichen Standards für Tabakprodukte nachweisen konnten.

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Wenn man bestimmte Lebensmittel als suchterzeugend kennzeichnet, kann man die Hersteller besser zur Verantwortung ziehen und die Behandlung von Menschen verbessern, die sich gegen Lebensmittel wie Donuts und Pommes machtlos fühlen, so die Forschenden.

"Die Erkenntnis, dass diese Produkte nicht nur 'gewohnheitsbildend' sind, sondern wirklich süchtig machen, motivierte die Gesundheitsbehörden dazu, Warnhinweise anzubringen. Außerdem wurde die Werbung für Kinder eingeschränkt und wirtschaftliche Anreize geschaffen, um Tabakprodukte zu meiden", sagte die Hauptautorin Ashley Gearhardt gegenüber dem Insider.

"Dies führte zu einem der größten Erfolge im Bereich der öffentlichen Gesundheit in der modernen Zeit und rettete Millionen von Leben", sagt sie. "Angesichts der weit verbreiteten Kosten für die öffentliche Gesundheit, die mit stark verarbeiteten Lebensmitteln verbunden sind, würde ich gerne ähnliche Ansätze sehen, um ein Lebensmittelumfeld zu verändern, das von stark verarbeiteten Lebensmitteln dominiert wird und in dem Profit vor Gesundheit geht."

Tabak und Junk-Food haben ähnliche Eigenschaften

Gearhardt ist eine Psychologin, die das Food and Addiction Science and Treatment Lab der Universität Michigan leitet. Ihre Co-Autorin Alexandra DiFeliceantonio ist Appetit-Neurowissenschaftlerin an der Virginia Tech. Gemeinsam untersuchten sie Kriterien, die der US Surgeon General 1988 zur Einstufung von Zigaretten als süchtig verwendete: Sie verursachen zwanghaften Konsum und führen zu stimmungsverändernden Effekten.

Als weiteres Kriterium fügten die Forscher auf der Grundlage der Suchtforschung der letzten Jahrzehnte hinzu, dass sie ein starkes Verlangen auslösen können. Punkt für Punkt legten Gearhardt und DiFeliceantonio die Beweise dar, die ihrer Meinung nach zeigen, dass stark verarbeitete Lebensmittel (SVL) jedes Kriterium erfüllen. Die Tatsache, dass die meisten Menschen diese Lebensmittel auch dann noch essen, wenn sie mit schwerwiegenden ernährungsbedingten gesundheitlichen Folgen wie Diabetes konfrontiert sind, ist ihrer Meinung nach ein Beweis dafür, dass SVLs zu einem zwanghaften Konsum führen können.

In Bezug auf die stimmungsverändernde Wirkung von SVL verweisen die Studienautoren auf Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Süßigkeiten zu einem hohen Maß an "Euphorie" führen und dass Junkfood eine Dopaminreaktion in den Belohnungszentren des Gehirns auslöst, die der von Nikotin ähnelt. "Wir sehen, dass Menschen Tabakprodukte und SVL aus vielen der gleichen Gründe konsumieren - um negative Stimmungen zu reduzieren und positive Stimmungen zu verstärken. Das Ausmaß, in dem diese Substanzen die Stimmung verändern, ist extrem ähnlich", so Gearhardt gegenüber Business Insider.

Die Forscher sagen, dass SVLs "verstärkend" sind, weil die Menschen sie unter anderem über den Punkt der Sättigung hinaus essen. SVLs erfüllen das Kriterium des "Verlangens" zum Teil deshalb, weil die Forschung zeigt, dass das Verlangen nach ihnen ähnliche Gehirnbahnen aktiviert wie andere süchtig machende Substanzen.

"Es gibt allerdings keinen Biomarker im Gehirn, der uns sagt, ob etwas süchtig macht oder nicht. Die Feststellung, dass Tabakerzeugnisse süchtig machen, lässt sich auf diese drei Kriterien reduzieren, und diese Kriterien haben jahrzehntelanger wissenschaftlicher Bewertung standgehalten", so Gearhardt in einer Presseerklärung. "Hochverarbeitete Lebensmittel erfüllen jedes einzelne dieser Kriterien".

Spezialisten für Essstörungen sagen, dass der Begriff "Esssucht" die Diätkultur fördert

Ob zuckerhaltige oder fettige Lebensmittel süchtig machen, ist in der medizinischen Fachwelt seit langem umstritten. Eine 2014 in der Fachzeitschrift Neuroscience & Biobehavioral Reviews veröffentlichte Übersicht über Studien ergab, dass es kaum Beweise dafür gibt, dass das Gehirn auf Lebensmittel genauso reagiert wie auf Opiate. Das bedeutet jedoch nicht, dass manche Menschen kein Suchtverhalten bei bestimmten Lebensmitteln entwickeln können. Dies zeigen zahlreiche Beweise und Anekdoten.

Bestimmte Lebensmittel als suchterzeugend zu bezeichnen, kann jedoch nach hinten losgehen, so Lisa Du Breuil, eine klinische Sozialarbeiterin in Massachusetts, gegenüber Business Insider. Du Bereuil behandelt sowohl Menschen mit starkem Drogenkonsum als auch mit Essstörungen. Zum einen kann es den Genuss von Lebensmitteln als krankhaft darstellen. Das Verlangen nach hochkalorischen Lebensmitteln ist in unserer DNA angelegt. "Der Belohnungsweg hat sich entwickelt, um sicherzustellen, dass wir Dinge tun, die unser Überleben sichern, wie zum Beispiel reichhaltige Nahrung zu essen, Sex zu haben und unsere Babys zu versorgen", sagt sie.

Lebensmittel scheinen auch ein anderes Hauptmerkmal eines Suchtmittels nicht zu erfüllen: die Toleranz. Das heißt, man braucht mit der Zeit immer mehr davon, um den gleichen "Rausch" zu erleben, schrieb die Ernährungswissenschaftlerin Tansey Boggon in ihrem Blog.

Einige Experten, darunter Du Breuil, argumentieren auch, dass eine Lösung für die Sucht - die Abstinenz - im Widerspruch zur intuitiven Ernährung steht, die nachweislich eine ungesunde Beziehung zum Essen heilt. Wenn man in der Vergangenheit Diäten gemacht oder bestimmte Lebensmittel verboten hat, "hat man ein falsches Gefühl der Knappheit erzeugt, und wenn man damit aufhört, verliert das Essen seinen 'Suchtcharakter'", so Du Breuil. "Ich habe das immer wieder gesehen."

Du Breuil fügt hinzu, dass das Narrativ der Nahrungssucht als fettfeindlich wahrgenommen werden kann und dass die Stigmatisierung des Gewichts dickeren Menschen dazu verleiten kann, zu viel von ungesunden Lebensmitteln zu essen.

Entstigmatisierung von Menschen, die sich bei stark verarbeiteten Lebensmitteln außer Kontrolle fühlen

Gearhardt erklärt gegenüber Insider, dass ihre Arbeit dazu beitragen kann, Menschen zu entstigmatisieren, die sich durch stark verarbeitete Lebensmittel unkontrolliert fühlen. Einschließlich derer, die an Fettleibigkeit oder Essanfällen leiden, "indem sie die Rolle der SVLs und der Lebensmittelindustrie bei der Herstellung dieser Produkte aufzeigt".

Einige Forschungsergebnisse zeigen tatsächlich, dass das Modell der Lebensmittelsucht Schuldzuweisungen und Ängste im Zusammenhang mit Fettleibigkeit verringern kann.

Letztendlich sagen die Autoren der Studie, dass die Leugnung des Suchtcharakters stark verarbeiteter Lebensmittel nur Maßnahmen verzögern würde, die Leben retten könnten. Ein Fehler, den die Behörden nicht wiederholen sollten, wie in den verlorenen Jahren vor der Einstufung des Tabaks als Suchtmittel.

"Im Gegensatz zum Rauchen müssen wir alle essen", schreiben sie in der Studie. "In den letzten 40 Jahren sind die SVL zu vertrauten Substanzen geworden, die das Lebensmittelumfeld dominieren, aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie süchtig machen und schädlich sein können."

Video: Halte dich gesund! Der Guide zu einer starken Darmflora

Dieser Artikel wurde von Meltem Sertatas aus dem Englischen übersetzt. Den Originaltext findet ihr hier.