Werbung
Deutsche Märkte schließen in 7 Stunden 32 Minuten
  • DAX

    18.186,98
    +49,33 (+0,27%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.018,90
    +10,73 (+0,21%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Gold

    2.334,00
    -8,10 (-0,35%)
     
  • EUR/USD

    1,0692
    -0,0013 (-0,12%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.358,02
    +383,41 (+0,62%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.417,31
    -6,79 (-0,48%)
     
  • Öl (Brent)

    83,32
    -0,04 (-0,05%)
     
  • MDAX

    26.558,86
    -66,16 (-0,25%)
     
  • TecDAX

    3.314,95
    +28,04 (+0,85%)
     
  • SDAX

    14.282,63
    +22,92 (+0,16%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.073,60
    +28,79 (+0,36%)
     
  • CAC 40

    8.097,53
    -8,25 (-0,10%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     

Stahlkocher mit Frühlingsgefühlen

Nach einer tiefen Krise verdienen Deutschlands Hütten wieder Geld. Auch der zweigrößte Stahlkonzern des Landes Salzgitter hat sich aus den roten Zahlen zurück in die Gewinnzone gekämpft. Doch wie lange hält der Boom?

Der Umschwung ist auch für einen ausgewiesenen Stahlexperten wie Heinz Jörg Fuhrmann erstaunlich: „Vor einem Jahr standen wir noch kurz vor dem Abgrund – und jetzt haben wir einen kräftigen Schritt nach hinten gemacht", sagt der Vorstandschef der Salzgitter AG. Das ist noch bescheiden formuliert: Die Nachfrage nach dem wichtigsten industriellen Werkstoff ist nicht nur bei Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern ungebrochen hoch: Die Autobranche um VW & Co., die Maschinenbauer, die Bauwirtschaft oder die Stahlverarbeiter – sie alle ordern kräftig bei den deutschen Hütten – nicht zuletzt dank der starken Binnenkonjunktur. Inzwischen kommt es in Teilbereichen zeitweise zu ersten Lieferengpässen. Im Frühjahr 2016 sah alles viel düsterer aus: Preiserosion und Überkapazitäten ließen die Frage nach der Überlebensfähigkeit von europäischen Stahlkonzernen hochkochen.

Inzwischen müssen die Kunden von Salzgitter & Co. lernen, dass sie nicht mehr mal eben kurzfristig wie vor zwölf Monaten noch ihre Bestellungen abgeben können und prompt beliefert werden. Daher stocken sie ihre Lagerbestände auf, um die eigene Produktion nicht zu gefährden. Das füllt wiederum die Orderbücher der Stahlkocher, die inzwischen am Rand ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten. In gleichem Ausmaß haben die Preise angezogen, was sich Quartal für Quartal in bessern Ergebnissen der Konzerne wiederfindet.

So konnte Salzgitter unter dem Strich für das vergangene Geschäftsjahr einen Gewinn von immerhin 53 Millionen Euro ausweisen. Viel ist das noch nicht, aber es soll ja auch nur der Anfang sein. Ein Jahr zuvor schrieb der Konzern noch rote Zahlen – der Verlust lag in ähnlicher Höhe.

Den Krisenmodus glaubt Fuhrmann erst einmal hinter sich gelassen zu haben. Die Exportoffensive des in China produzierten Billigstahls auf die europäischen Märkte hat ihren Schrecken verloren – der EU-Kommission sei Dank. Die hatte in den vergangenen Monaten für viele Stahlsorten aus dem Reich der Mitte aber auch aus Russland oder Südkorea hohe Strafzölle verhängt und damit den ausgelösten Preisverfall auf den europäischen Märkten gestoppt. Die Hütten verdienen wieder Geld und werden es wegen der teils langlaufenden Verträge auch weit bis ins kommende Jahr tun.

WERBUNG

Doch wie nachhaltig ist der Aufschwung? Denn die riesigen Überkapazitäten in China, die ja der Auslöser der Stahlschwemme aus dem Reich der Mitte waren, sind ja nicht verschwunden. China lenkt seine Ausfuhren einfach in andere Länder um, die wiederum ihre Exporte in die EU hochfahren. Auch haben Strafzölle immer nur einen zeitbegrenzten Effekt: Meist lässt die Wirkung nach einem guten Jahr wieder nach und das Spiel beginnt von vorne.

Fuhrmann weiß das, dafür hat er schon zu viel Auf und Ab in der zyklischen Branche erlebt. Und er weiß auch, dass die politischen Rahmenbedingungen stimmen müssen, damit die Branche in Deutschland überleben kann. Abgeschottete Märkte, dirigistische Maßnahmen, politische Unsicherheit können Kalkulationen ganz schnell über den Haufen werfen.

Der Salzgitter-Chef hat deswegen eine Doppelstrategie entwickelt: Zwar ruft er offiziell das Ende der Restrukturierung aus, mit denen der Konzern seine Kosten in den vergangenen Jahren um mehrere hundert Millionen Euro gedrückt hat. „Die großen Dinge liegen hinter uns“, sagt er. Doch weiter gespart wird trotzdem, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.

Gleichzeitig will Fuhrmann die stahlfernen Bereiche seines Konzerns so weit ausbauen, dass sie in absehbarer Zeit rund die Hälfte des Umsatzes ausmachen sollen – derzeit liegt ihr Anteil bei 40 Prozent. Dafür seien auch Zukäufe bis zu einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag möglich, kündigte er am Freitag in Salzgitter an. Damit will er den Konzern mit dem Land Niedersachsen als wichtigstem Eigentümer ein stückweit unabhängiger von den konjunkturellen Schwankungen machen. Denn Fuhrmann weiß: Der nächste Umschwung kommt bestimmt.