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Stahlindustrie fürchtet rigide US-Handelspolitik

Die Stahlbranche erwartet zwar ein leichtes Produktionsplus im laufenden Jahr, sieht aber erhebliche Risiken für die Stahlkonjunktur – insbesondere durch die Politik von Donald Trump, den Brexit und Exporte aus Asien.

Eigentlich bräuchte es nur so weiterzugehen, dann wäre die seit Jahren krisengeschüttelte deutsche Stahlindustrie schon zufrieden: Die Preise haben sich stabilisiert. Die Kapazitäten sind dank der unverändert guten Nachfrage vor allem aus der Autoindustrie gut ausgelastet. Und der Druck chinesischer Billigimporte hat in den vergangenen Monaten etwas nachgelassen.

Es gab schon schlechtere Ausgangspositionen für die Branche rund um Marktführer Thyssen-Krupp. Doch den Konzernen schwant, dass dies nicht so bleiben wird. „Ein zentrales Risiko sehen wir darin, dass sich protektionistische Tendenzen auf den globalen Stahlmärkten weiter ausbreiten“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, am Mittwoch in Düsseldorf.

Dieses Risiko hat einen Namen: . Mit seinen jüngsten Äußerungen zu möglichen Zöllen für ausländische Autobauer hat der designierte US-Präsident massive Sorgen in großen Teilen der deutschen Industrie vor einer Abschottung des amerikanischen Marktes vor unliebsamer Konkurrenz ausgelöst. Auch die deutsche Stahlindustrie wäre von einer solchen protektionistischen Handelspolitik der betroffen.

Zum einen liefert sie rund 700.000 Tonnen direkt in die Vereinigten Staaten – das ist immerhin ein Viertel der deutschen Stahlexporte außerhalb der EU. Viel entscheidender sind aber die indirekten Exporte in Form von Autos oder Maschinen, die mit 2,5 Millionen Tonnen die direkten Stahllieferungen um mehr als das Dreifache übersteigen. Damit liegen die USA auf Rang zwei der größten Abnehmer von stahlintensiven Gütern – hinter Großbritannien. Auch der britische Markt dürfte sich spätestens nach dem Austritt des Landes aus einem gemeinsamen EU-Binnenmarkt in zwei Jahren – wie gestern von der Regierung in London verkündet – deutlich verändern.

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„Protektionismus ist die falsche Antwort auf die Herausforderungen für die globale Stahlindustrie“, sagte Kerkhoff. Dass die europäische Branche gerade in den vergangenen Monaten ihrerseits massiv auf Schutzmaßnahmen der EU-Kommission gegen chinesische Billigimporte gedrängt hat, ist für ihn kein Widerspruch. Antidumping- oder Antisubventionsmaßnahmen seien ein notwendiges Korrektiv und kein Protektionismus, meinte der Stahlpräsident. Deren Ziel sei es schließlich, faire Wettbewerbsbedingungen wiederherzustellen.


Stahlpräsident fordert schärfere Handelsschutzinstrumente

Die Branche um Thyssen-Krupp, Arcelor-Mittal und Salzgitter beklagt seit Jahren Billigausfuhren aus China, Überkapazitäten, Klimaschutzauflagen und Preisdruck für ihre Produkte. Die Preise waren allerdings jüngst auch dank Anti-Dumping-Maßnahmen der EU gegen Billigexporte aus Fernost wieder etwas gestiegen.

Mit Blick auf die bereitet Kerkhoff vor allen ein möglicher Umlenkeffekt Sorge, sollten die Amerikaner wirklich zum Schutz ihrer heimischen Hütten die Handelsschranken hochziehen. So sind die Vereinigten Staaten mit 31 Millionen Tonnen der mit Abstand größte Stahlimporteur der Welt. Ein knappes Drittel der Einfuhren kommen dabei aus dem Nafta-Raum mit Mexiko und Kanada sowie aus Asien.

Sollten diese Mengen nicht mehr in die USA fließen, fürchtet Kerkhoff, dass sie vor allem nach Europa umgeleitet werden könnten – mit allen negativen Konsequenzen wie einen erneuten Verfall der Preise. Für den Stahlpräsident ergibt sich daraus schon mal vorausschauend eine schnelle Forderung nach einer weiteren Verschärfung der EU-Handelsschutzinstrumente.

Auch wenn die Stahlindustrie angesichts dieser Risikofaktoren keinen Anlass zur Entwarnung für das laufende Jahr sieht – vorsichtig optimistisch hofft sie dennoch auf ein leichtes Anziehen der Produktion. So soll die deutsche Rohstahlproduktion 2017 voraussichtlich um ein Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen steigen, teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit. Im Vorjahr waren 42,1 Millionen Tonnen des Werkstoffs produziert worden, rund 1,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

KONTEXT

Die größten Stahlhersteller der Welt

Platz 1: Arcelor-Mittal

Der mit Abstand größte Stahlproduzent der Welt ist Arcelor-Mittal. Der Konzern mit europäischen und indischen Wurzeln stellte 2015 gut 97 Millionen Tonnen Stahl her.

Quelle: World Steel Association

Platz 2: Hesteel Group

Der zweitgrößte Hersteller kommt aus China: Die Hebei Iron and Steel Group stellte 2015 rund 47,8 Millionen Tonnen Stahl her. Auch dieser Konzern ging aus einer Fusion hervor, die Unternehmen Tangsteel und Hansteel schlossen sich 2008 zusammen.

Platz 3: Nippon Steel & Sumitomo Metal

Auf Platz drei abgerutscht ist der japanische Konzern Nippon Steel & Sumitomo Metal. Die beiden japanischen Hersteller hatten sich im Oktober 2012 zusammengeschlossen und kamen 2015 zusammen auf ein Produktionsvolumen von 46,3 Millionen Tonnen Stahl, knapp 3 Millionen weniger als im Vorjahr.

Platz 4: Posco

Mit einer Produktion von rund 42 Millionen Tonnen Stahl ist Posco der viertgrößte Hersteller. Das Unternehmen ist der größte südkoreanische Anbieter und macht viele Geschäfte mit China.

Platz 5: Baosteel Group

Auf Platz fünf folgt ein weiterer chinesischer Konzern: Baosteel Group. Das Unternehmen mit Sitz in Shanghai produzierte knapp 35 Millionen Tonnen Stahl. Schlagzeilen machte der Hersteller im Jahr 2000 mit seinem Börsengang, der damals in China Rekorde brach.

Platz 16: Thyssen-Krupp

Im Vergleich zu Arcelor-Mittal, Hesteel & Co. ist Thyssen-Krupp ein Leichtgewicht. 2015 ging es für den größten deutschen Stahlproduzent mit einer Produktion von 17,3 Millionen Tonnen aber immerhin drei Plätze hinauf auf Rang 16. Ähnlich viel produziert der Konkurrent Gerdau aus Brasilien (17 Millionen Tonnen).