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Städtebund fordert mehr verkaufsoffene Sonntage

Viele Einzelhändler stehen wegen der Coronakrise mit dem Rücken zur Wand. Der Städtebund fordert eine Lockerung der Ladenöffnungszeiten. Doch die Kanzlerin bremst.

Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) haben viele Innenstadthändler im November ein Drittel weniger Umsatz eingefahren. Foto: dpa
Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) haben viele Innenstadthändler im November ein Drittel weniger Umsatz eingefahren. Foto: dpa

Angesichts der Umsatzeinbrüche bei vielen Einzelhändlern in der Coronakrise fordert der Städte- und Gemeindebund, 2021 mehr verkaufsoffene Sonntage zu gestatten. Die Geschäfte in den Innenstädten gerieten „zunehmend in die Krise und können sich kaum gegen einen Onlinehandel behaupten, der sieben Tage die Woche 24 Stunden offen ist“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Handelsblatt. „Da wäre es richtig und wichtig jedenfalls in dieser Krisensituation, zusätzliche verkaufsoffene Sonntage zu ermöglichen.“

Vergangene Woche hatte bereits Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) angeregt, im kommenden Jahr mehr verkaufsoffene Sonntage zu gestatten. Zuvor hatte auch die FDP die Länder aufgefordert, in ihren Ladenschlussgesetzen zu ermöglichen, dem Einzelhandel an möglichst vielen Sonntagen die Öffnung zu erlauben.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht dagegen die Ausweitung verkaufsoffener Sonntage als Mittel für eine Entzerrung im Handel in Corona-Zeiten eher kritisch. Dies sei „kein Allheilmittel, um die Pandemie zu überstehen“, sagte sie am Dienstag auf dem Digitalgipfel. Eine generelle Öffnung treffe mit Verkäuferinnen und Verkäufern eine ohnehin gestresste Berufsgruppe. Wichtiger sei, nicht zu häufig einkaufen zu gehen, um Kontakte und damit mögliche Infektionen zu vermeiden.

Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) haben viele Innenstadthändler im November ein Drittel weniger Umsatz eingefahren und stehen wegen der Coronakrise mit dem Rücken zur Wand. Eine Umfrage des Verbands unter 550 Handelsunternehmen ergab, dass 38 Prozent der Einzelhandelsunternehmen und 45 Prozent der Innenstadthändler ihre unternehmerische Existenz aufgrund der derzeitigen Krise bedroht sehen. „November und Dezember sind für viele Händler normalerweise die umsatzstärksten Monate des Jahres. Wenn diese Umsätze jetzt ausfallen, geraten viele Geschäfte in Schieflage“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Doch es trifft nicht alle Branchen gleich, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Gute Geschäfte im Oktober machte demnach der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren (real plus 7,3 Prozent zum Vorjahr). Auch der Handel mit Einrichtung, Haushaltsgeräten und Baubedarf nahm deutlich zu, mit gut 14 Prozent Umsatzplus.

Onlinehandel boomt

Im boomenden Internet- und Versandhandel schossen die Erlöse gar um fast 30 Prozent hoch. Die Angst vor einer Infektion in Geschäften treibt das Bestellen im Netz zusätzlich an.

In Zeiten geschlossener Gaststätten und Freizeiteinrichtungen richten es sich viele Menschen zu Hause schön ein, auch Urlaube fallen aus, sodass mehr Geld für Einkäufe zur Verfügung steht. Die wachsende Bedeutung der eigenen vier Wände in der Pandemie habe dazu geführt, dass die Verbraucher viele Sanierungs-, Renovierungs- und Verschönerungsprojekte angingen, berichtete zuletzt der Handelsverband Heimwerken, Bau und Garten.

Dagegen leidet der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren weiter unter der Coronakrise. Dort liegen die Umsätze noch nicht auf Vorjahresniveau. Im Oktober sanken die Umsätze um 6,4 Prozent zum Oktober 2019. Der Handel mit Waren verschiedener Art, etwa in Waren- und Kaufhäusern, verlor 2,3 Prozent.

Unterm Strich nahm die Einzelhandelsbranche im Oktober aber preisbereinigt 8,2 Prozent mehr ein als im Vorjahresmonat. Zum Vormonat September wuchsen die Umsätze um 2,6 Prozent. Das Niveau vor der Coronakrise habe der Einzelhandel schon weit übertroffen, so die Statistiker: Gemessen am Februar, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie hierzulande, lagen die Erlöse im Oktober real 5,9 Prozent höher. Über die ersten zehn Monate des Jahres hinweg steht ein deutliches Plus.

Kritik an Verdi

Der Handelsverband HDE warnt indes immer wieder davor, dass der Boom im Onlinehandel an vielen Geschäften in den Innenstädten vorbeigeht. Gerade im wichtigen Weihnachtsgeschäft dürften Umsätze ins Internet abwandern. Zudem erschwerten strengere Corona-Vorgaben zur erlaubten Zahl von Kunden je Verkaufsfläche die Geschäfte.

Der Verband fordert denn auch ein klares Bekenntnis der Bundesländer zu verkaufsoffenen Sonntagen. Hier müssten Vorgaben gemacht werden, die vor Gericht standhalten könnten, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Genth mit Blick auf erfolgreiche Klagen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gegen bereits genehmigte Sonntagsöffnungen. In Nordrhein-Westfalen war die Öffnung der Geschäfte an Sonntagen gerichtlich gekippt worden.

Kommunenchef Landsberg sieht das Vorgehen von Verdi kritisch. „Wenn die Sonntage teilweise verkaufsoffen sind, hat das auch eine Verteilungswirkung und es konzentriert sich nicht alles auf den Samstag. Das ist unter Infektionsaspekten richtig und wichtig“, sagte Landsberg. „Es ist sehr bedauerlich, dass die Gewerkschaften diese naheliegende Argumentation leider nicht mittragen.“

Der Städtebundchef appellierte an die Verantwortung der Arbeitnehmervertretungen. „Wir müssen die Verödung der Innenstädte bekämpfen, das ist auch im Sinne der Gewerkschaften und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Landsberg. „Wenn es demnächst die Geschäfte nicht mehr gibt, gibt es auch keine Arbeitsstellen.“

Der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), verwies indes auf die Möglichkeit von Überbrückungshilfen, die für den Einzelhandel angepasst worden seien. Der stationäre Einzelhandel sei „enorm unter Druck“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium dem Handelsblatt. Die Pandemie wirke wie ein „Beschleuniger von Strukturveränderung“. „Da wollen wir mit besonderer Berücksichtigung der Not des Einzelhandels ein Stück weit dagegenhalten.“

Überbrückungshilfe für Einzelhandel erweitert

Daher seien die Zugangsvoraussetzungen für Unternehmen, die nicht von der außerordentlichen Wirtschaftshilfe profitieren konnten, bei der neuen Überbrückungshilfe erleichtert worden. „Maßgeblich ist ein Umsatzeinbruch von mindestens 40 Prozent im November beziehungsweise Dezember“, erläuterte Bareiß. Der stationäre Einzelhandel habe für unsere Innenstädte eine „große Bedeutung“, betonte der CDU-Politiker. „Deshalb braucht es auch langfristige Konzepte, das zu sichern.“

Die Ministerpräsidenten der Länder kommen an diesem Mittwoch erneut zu einer Videokonferenz mit Kanzlerin Merkel zusammen. Im Unterschied zu den letzten Beratungen dieser Art stehen dieses Mal jedoch nicht die Eindämmung der Corona-Pandemie und Beschlüsse dazu im Mittelpunkt. Vielmehr soll es um Digitalisierung, Energiewende und die deutsche EU-Ratspräsidentschaft gehen. Weiteres Thema soll der Kampf gegen Rassismus und gegen Rechtsradikale sein, wie Berlin als aktuelles Vorsitzland der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) mitteilte.