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Speziallack für 50.000 Euro: Wie Lamborghini für Luxuskunden seine Sportwagen zu exklusiven Statussymbolen aufwertet

Sportwagen Huracán STO im „Ad Personam“-Studio von Lamborghini: Montiert wird, was der Kundschaft gefällt
Sportwagen Huracán STO im „Ad Personam“-Studio von Lamborghini: Montiert wird, was der Kundschaft gefällt

Das VW-Sportwagenlabel Lamborghini ist eine exklusive Marke. Gerade mal 8405 Neuwagen der Typen Urus (weltweit 5021 Einheiten) und Huracán (2586) sowie Aventador (798) gingen im vergangenen Geschäftsjahr an die Kunden des italienischen Herstellers. Zum Vergleich: Porsche lieferte mit 301.900 Autos 2021 die mehr als 35-fache Menge aus.

Den meisten Lamborghini-Kunden allerdings ist exklusiv noch längst nicht exklusiv genug. Mehr als die Hälfte der Klienten lassen ihr Fahrzeug daher bei „Ad Personam“ individualisieren. So heißt jene 2016 gegründete Abteilung von Lamborghini, die selbst verwegen anmutende Sonderwünsche realisiert.

Auch bei vielen anderen Pkw-Herstellern boomt international das Geschäft mit den Sonderwünschen. Porsche etwa bietet über seine „Exclusive Manufaktur“ eine „erweiterte Individualisierung“ bis hin zu Ziernähten am Lederinterieur in der Lippenstiftfarbe der Besitzerin. Mercedes-Benz rüstet mit der „Guard“-Linie repräsentative Politiker-Karossen und Oligarchen-Prunkwagen zu gepanzerten Sonderschutzfahrzeugen mit höchster ziviler Beschussklasse auf. Wer es noch robuster braucht, muss dann schon direkt Militärvehikel ordern. Ferrari unterhält ein „Atelier“ für Spezialausstattungen und offeriert „Tailor Made“-Optionen.

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Doch wie fühlt es sich an, ein möglichst einzigartiges Automobil direkt beim Anbieter zu konfigurieren? Business Insider hat es ausprobiert – im Hause Lamborghini.

Beim Redaktionsbesuch im Stammwerk Sant-Agata Bolognese parkt im „Ad Personam“-Studio ein Zweisitzer der besonders sportiven Huracán-Version STO in weißblauer Hochglanz-Zweifarblackierung. So machen sie es immer mitten im Herzen der legendären Lambo-Fabrikanlagen: Kündigen sich an weiterer Veredelung ihrer Neuerwerbung interessierte Kunden an, wird als Anschauungsobjekt sogleich ein Ableger aus der jüngst bestellten Baureihe in die Mitte des Vorführraums gerollt.

Zwar wird Business Insider auch heute keinen Dienst-Lamborghini für eilige Recherchen kaufen, sondern lediglich einen STO-Testwagen entleihen (Fahrbericht folgt), noch dazu in einem Mattgrün namens „Verde Turbine“. Doch für die Anpassung des fast schneeweißen Demo-STO im Studio an den persönlichen Geschmack steht bei „Ad Personam“ ein ausgeklügelter Konfigurator bereit: Der präsentiert die per Mausklick gewählten Sonderausstattungen sofort auf einem großen Bildschirm und zeigt deren optische Wirkung aus den verschiedensten Perspektiven.

Bis zum kleinsten Detail des Innenraums

Als Business Insider an diesem Tag Hunderte – gefühlt gar Tausende – von Sonderausstattungen simuliert, hängen an einer Wand des Studios fünf verschiedene Felgentypen, schräg gegenüber steht ein Quartett von Spezialsitzen zur Auswahl. Flankiert wird das Ganze von bunt schillernden Ledermusterbahnen, die – ähnlich den Flaggen vor dem Hauptsitz der Vereinten Nationen – die ganze Vielfalt des hier vertretenen Spektrums abbilden.

„Wir beginnen mit unseren Kundinnen und Kunden stets beim Exterieur“, erklärt Lamborghini-Beraterin Liliya Dovbenchuk, „und arbeiten uns dann gemeinsam vor bis in die kleinsten Details des Innenraums“.

Je nach konkreter Farbe und Form des gewünschten Extras kann Einrichtungsexpertin Dovbenchuk das Licht im Studio von warmen zu kalten Tönen dimmen. Auf diese Weise kommen dann auch Ausstattungsoptionen besser zur Geltung, an die der Kunde vielleicht noch gar nicht gedacht hat – und lassen das Auftragsbuch nochmals um einige Posten dicker werden.

So filigrane wie leichtgewichtige Magnesium-Felgen? Ein Überrollbügel aus durablem Titan? Bei „Ad Personam“ sind den Extrawünschen kaum Grenzen gesetzt. „Oft ziehen sich die Gespräche über viele Stunden hin, obwohl die Kundin sich nur mal kurz eine kleine Verfeinerungsidee auf dem Monitor anschauen wollte“, so Dovbenchuk. „Immer wieder kommen meine Kollegen und ich zu spät zum Essen in die Werkskantine“, fügt sie lächelnd hinzu.

Umsätze und Margen des „Ad Personam“-Geschäfts hält Automobili Lamborghini strikt unter dem Deckel. Ein paar Zahlen nennen die Italiener dann aber doch: Satte 85 Prozent aller Käufer des Topmodells Aventador wählen mindestens eine Spezialausstattung aus dem „Ad Personam“-Programm. Beim Einstiegsauto Huracán sind es 60 Prozent – immerhin noch 25 beim SUV Urus.

Die meistgewählten Individualisierungen kreisen um Sonderfarben bei Lacktönen und Belederung. Auch unverwechselbare Stickereien werden gern bestellt, so die Unterschrift des stolzen Besitzers als bewusst auffällige Paraphe aus reißfestem „Sehmanns“-Garn auf den Kopfstützen.

Das Gros der „Ad Personam“-Kunden stammt aus Zentraleuropa, Japan sowie von der britischen Insel. Noch zumindest, denn im arabischen Raum sowie in China – zusammen mit Hongkong und Macau bereits Lamborghinis zweitgrößter Einzelmarkt – erfreuen sich immer mehr Luxus-Liebhaber an der Umsetzung ihrer bisher unerfüllten Kraftwagen-Träume.

Was das kostet? Die Lamborghini-Manager schweigen

Auch in der Schweiz wartet ein Freund des Hauses auf den nächsten Neuwagen in der langen Reihe seiner individualisierten Boliden: Dem verschwiegenen Besitzer der weltweit wohl wichtigsten Lamborghini-Kollektion gehört unter anderem der einzige Miura Roadster. Diese offene Version des Supersportwagens aus den wilden Sechzigern ziert ein helles Blau mit auffällig großen Metallic-Partikeln.

Derlei grobkörnigen Anstrich trägt Lamborghini zwar schon längst nicht mehr auf. Doch er gefällt der Partnerin des Sammlers nun mal so gut, dass dieser nun eigens ein paar Lackdosen anrühren lässt für ein passendes PS-Präsent an die Dame seines Herzens.

Was das kostet? Die Lamborghini-Manager schweigen beharrlich. Zur Einordnung lässt der Hersteller jedoch eine vage Größenordnung durchblicken: Die unter Stars und – sofern schon hinlänglich solvent – Sternchen beliebte „Ad Personam“-Lackierung in Diamantstaub-Anmutung kostet demnach rund 50.000 Euro. Bei BMW gibt es dafür ein komplettes 4-er-Coupé.

Schnäppchen führen sie leider nicht in Sant’Agata Bolognese: Das „Ad Personam“-Preisbeispiel versteht sich ohne Material. Und netto – bei Lamborghini kommen stets noch die landesüblichen Steuern hinzu.