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US-Speicherchip-Hersteller Micron greift in München an

Die Zukunft von Micron Technology rollt und hat vier Räder: „Autos werden zu fahrenden Rechenzentren“, sagt Sanjay Mehrotra, der Chef des amerikanischen Speicherchip-Produzenten. Das heißt: Die Bauteile von Micron, die bislang vor allem in Computern zu finden sind, wird die Firma aus Idaho zunehmend auch an Autokonzerne verkaufen.

Und nicht nur das: Durch das Internet der Dinge würden Maschinen in den Firmen vernetzt, mit dem sogenannten Smart Home auch der Haushalt digitalisiert. An vielen Stellen, an denen bislang keine Speicherchips genützt würden, seien sie bald unerlässlich, so das Kalkül des Konzernherrn. „Es brechen also goldene Zeiten an“, betont Mehrotra.

Bislang hat Micron vor allem Computerproduzenten und Smartphone-Marken bedient. Nun rücken neue Kunden ins Blickfeld, Autohersteller und Industrieunternehmen, viele davon in Europa. Nicht zuletzt deshalb will der Manager seine beiden Standorte in München mit derzeit 120 Beschäftigten ausbauen und neue Leute einstellen.

In der bayerischen Landeshauptstadt hat der Halbleiterhersteller sein weltweit erstes Zentrum aufgebaut, in dem die eigenen Ingenieure mit denen der Kunden zusammenarbeiten. Wichtigster Partner in München ist BMW. Mit dem Dax-Konzern hat Micron vergangenen Herbst einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

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Das ist alles andere als selbstverständlich. Über Jahrzehnte hatten Chipfirmen nur mit Lieferanten der Autohersteller zu tun, also Firmen wie Bosch oder Continental.

Immer häufiger suchen die Autokonzerne nun den direkten Draht zu den Halbleiteranbietern. „Das zeigt, wie wichtig wir sind fürs Auto der Zukunft“, meint Micron-CEO Mehrotra. Es ist auch kein Zufall, dass VW-Chef Herbert Diess beim Münchener Chiphersteller Infineon im Aufsichtsrat sitzt.

Vorteil bei Rekrutierung von Arbeitskräften

Daneben entwickelt Micron in München Hochleistungsspeicher für Grafikkarten, wie sie etwa Nvidia oder AMD anbieten. Diese Bauelemente finden sich in Spielekonsolen oder PCs. Für die Amerikaner ist München auch deshalb attraktiv, weil hier viele Spezialisten zu finden sind.

Zahlreiche der Beschäftigten, die heute in Diensten von Micron stehen, waren bis vor zehn Jahren bei Qimonda. 2009 musste der Münchener Speicherchip-Produzent, eine Abspaltung von Infineon, allerdings Insolvenz anmelden.

Damals taten sich viele Mitarbeiter schwer, einen neuen Job zu finden. Heute wäre Mehrotra froh, er hätte die Auswahl. Ein Dutzend offener Stellen ist derzeit in München zu besetzen, es tobt aber ein Kampf um die besten Leute. Alle führenden Halbleiterproduzenten der Welt unterhalten inzwischen größere Standorte in München, Texas Instruments betreibt sogar ein Werk im Umland.

Die Firma versucht deshalb, vor allem für Frauen attraktiv zu werden. Die sind in München, genauso wie in der gesamten Branche, deutlich unterrepräsentiert. Mit einem Frauen-Netzwerk, aber auch mit der Nachwuchsförderung in einer Mädchen-Realschule will sich Micron unter dem weiblichen Nachwuchs einen guten Ruf erarbeiten.

Denn Micron ist in der Öffentlichkeit lange nicht so bekannt wie die Branchenführer Samsung oder Intel. In der Industrie ist die Firma aber eine große Nummer: Den Marktforschern von Gartner zufolge steht Micron auf Rang vier weltweit.

Das Umfeld für den Konzern war in den vergangenen Jahren glänzend. 2018 legte der Branchenumsatz global um rund 14 Prozent auf 469 Milliarden Dollar zu, so die Industrievereinigung WSTS. Es war vor allem die riesige Nachfrage nach Speicherchips, die für das kräftige Plus sorgte.

Die Speicher werden ohnehin für die Chipbranche immer wichtiger. Vor 20 Jahren standen sie für lediglich ein Fünftel vom Umsatz der Industrie, inzwischen ist es mehr als ein Drittel. Trotz des Aufschwungs nahm die Zahl der Anbieter jedoch dramatisch ab. 1990 waren es dem deutschen Elektroverband ZVEI zufolge weltweit 31, darunter mit Siemens und SGS zwei aus Europa.

Eine Kapitalintensive Branche

Zehn Jahre später blieben nur noch 17 übrig, einziger europäischer Anbieter war damals die Siemens-Ausgründung Infineon. 2010 schließlich schrumpfte die Zahl der Wettbewerber auf 15, Europa war von der Landkarte der Speicherchip-Hersteller verschwunden.

Infineon hatte Mitte des Jahrzehnts seine Speichersparte unter dem Kunstnamen Qimonda an die Börse gebracht, auf eigenen Beinen hielt sich die Firma aber nicht lange. Inzwischen sind es nur noch vier: Samsung und Hynix aus Südkorea sowie die US-Hersteller Micron und Western Digital.

Es hat seinen Grund, dass es inzwischen nicht einmal mehr eine Handvoll Speicherchip-Anbieter gibt. Die Branche ist enorm kapitalintensiv, und das Geschäft schwankt stark. Das zeigt sich an den jüngsten Prognosen des WSTS: Mit dem rasanten Aufschwung der Chipindustrie ist es 2019 den Experten zufolge erst einmal vorbei. Die WSTS rechnet mit drei Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Das liegt allein an den Speicherchips, dieses Geschäft werde um 14 Prozent schrumpfen, während alle anderen Bereiche der Branche um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz wachsen würden.

Und auch die Zahlen von Micron selbst beweisen, wie stark es auf und ab geht. Am 29. November hat Micron das erste Quartal des neuen Geschäftsjahrs beendet. Der Umsatz ist dabei gegenüber dem Vorjahr noch um 16 Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar gestiegen.

Für das gerade beendete Quartal hat Mehrotra einen Umsatz von lediglich 5,7 bis 6,3 Milliarden prognostiziert, das wäre rund ein Fünftel weniger als im selben Zeitraum 2018. Die neuen Kunden aus der Autobranche oder der Industrie sollen auch dafür sorgen, dass das Geschäft künftig gleichmäßiger verläuft.

Im Dezember hat Mehrotra bereits angekündigt, die Investitionen zurückzufahren. Der Manager will im laufenden Geschäftsjahr maximal 9,5 Milliarden Dollar in neue Maschinen und den Fabrikausbau stecken, 1,25 Milliarden weniger als zuvor geplant. Am 20. März wird Mehrotra die jüngsten Ergebnisse präsentieren.

Die Investoren glauben indes, dass der große Crash ausbleibt. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs von Micron um mehr als ein Viertel gestiegen. Die Neueinstellungen in München seien von den Zyklen ohnehin unabhängig, versichert der Vorstandschef. „Wir holen uns die Talente dort, wo wir sie kriegen können.“