Bayerns Sparkassen steigern Immo-Kredite um 16% - Trendwende
(Bloomberg) -- In die private Immobilienfinanzierung von Bayerns Sparkassen kommt wieder Bewegung. Nach einem dramatischen Einbruch der Zusagen im vergangenen Jahr legt die Kreditvergabe jetzt wieder zu, erklärte Präsident Matthias Dießl in einem Interview mit Bloomberg. Schleppend laufe es hingegen bei den Unternehmenskrediten.
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Insgesamt ist das Neugeschäft in der privaten Wohnimmobilienfinanzierung laut Dießl im ersten Halbjahr 2024 um 15,5% gestiegen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Dieser Trend müsse allerdings in Relation gesehen werden. “Wir hatten letztes Jahr einen Einbruch von 40% und kommen hier von einem niedrigen Niveau”, erklärte der Präsident.
Zugenommen haben Dießl zufolge vor allem Kredite im Bereich Modernisierung. Auch bei Zweitimmobilien gebe es Bewegung, wo eine gewisse Preiskorrektur stattgefunden habe. “Immer noch sehr träge läuft hingegen die Nachfrage nach Krediten für den Neubau”, erklärte Dießl.
Stark gestiegene Zinsen bei gleichzeitig hohen Immobilienpreisen hatten in den vergangenen beiden Jahren viele potenzielle Käufer von Einfamilienhäusern und Wohnungen an den Spielfeldrand gedrängt.
Hatten die bayerischen Sparkassen 2021 noch 13,7 Milliarden Euro an privaten Immobilienfinanzierungen zugesagt, so waren es 2022 lediglich 11,8 Milliarden Euro und 2023 schließlich nur noch 6,7 Milliarden Euro.
Auch Sparkassen aus anderen Regionen hatten in den vergangenen Wochen von einer Trendumkehr berichtet. Die Institute aus Westfalen-Lippe bezifferten den Anstieg bei privaten Wohnimmobilienfinanzierungen im ersten Halbjahr mit rund 19%. Der Sparkassenverband von Baden-Württemberg sprach von einem Plus von etwa 23% über denselben Zeitraum, wobei in diesem Fall auch der gewerbliche Wohnungsbau in den Daten enthalten war.
Gesunken ist bei den bayerischen Sparkassen in den ersten sechs Monaten indes das Neugeschäft mit Unternehmenskunden. Hier wurden rund 9% weniger Kredite zugesagt als im Vorjahreszeitraum.
“Wir sehen schon eine gewisse Verunsicherung bei den Firmenkunden. Sollen sie angesichts der mauen Konjunktur investieren oder eher nicht?”, sagte Dießl. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal um 0,1% geschrumpft, wie vergangene Woche bekannt wurde. Dießl zufolge klagen viele Unternehmen auch über hohe Energiekosten und Bürokratie.
Dießl verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Sparkassen-Tochter Deutsche Leasing verstärkt Firmenkunden bei deren Expansion in das Ausland begleitet. Das sei letztlich ein Anzeichen dafür, dass der Standort Deutschland an Attraktivität verliere.
“Das macht natürlich Sorge, wenn wir merken, dass deutsche Unternehmen eben nicht mehr hier investieren, sondern ins Ausland gehen und dort investieren”, sagte Dießl. “Das kommt ja dann auch nicht so schnell wieder zurück, und die Arbeitsplätze sind dann erstmal dauerhaft woanders.”
In dem Interview nahm Dießl auch Stellung zu weiteren Themen, unter anderem zur BayernLB, deren Besitzer die bayerischen Sparkassen zusammen mit Bayern sind. Hier ein Überblick seiner Äußerungen:
MÖGLICHER VERKAUF DER BAYERNLB-SPARTE DKB: “Wir sind mit der Aufstellung der BayernLB sehr zufrieden. Sie liefert stabile gute Ergebnisse. Natürlich spielt da auch die DKB eine sehr starke Rolle. Deswegen sehe ich die DKB auch weiter als integralen Bestandteil der BayernLB.”
FUSION DER BAYERNLB-TOCHTER BCS: “Wir sind diesen Schritt gegangen, weil wir der Meinung waren, dass wir mit einem fusionierten Unternehmen einfach deutliche Synergien heben können. Alleine schon die Investitionen in die Technik, die wir künftig in der Gruppe nicht mehr an zwei Stellen leisten müssen. Auch im personellen Bereich bringt es Vorteile, ich erinnere nur an den Fachkräftemangel.”
ÄNDERUNGEN BEIM EIGENKAPITAL DER BAYERNLB: “Wir haben mit dem Freistaat Bayern und der Bank daran gearbeitet und eine gute Lösung gefunden. Wir befinden uns aktuell in einer intensiven Abstimmung mit der Aufsicht. Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr die Häkchen von der Aufsicht bekommen werden.”
STREIT UM PRÄMIENSPARVERTRÄGE: “Viele Sparkassen haben sich bereits mit Kunden verglichen. Und ich gehe davon aus, dass auch die anderen Konflikte bereinigt werden können. Natürlich kosten die Nachzahlungen die Sparkassen Geld. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Häuser in aller Regel längst entsprechende Risikovorsorge gebildet haben.”
(Neu: Details zu Klagen von Unternehmen im 3. Absatz unter der Grafik)
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