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Spacs einfach erklärt – Wie der Börsentrend aus den USA funktioniert

Seit Montagmorgen wird in Frankfurt eine leere Unternehmenshülle gehandelt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Börsentrend aus den USA.

Nach mehr als einem Jahrzehnt kehren sogenannte Spacs, Börsengänge ohne operatives Unternehmen, zurück an die Frankfurter Börse. Foto: dpa
Nach mehr als einem Jahrzehnt kehren sogenannte Spacs, Börsengänge ohne operatives Unternehmen, zurück an die Frankfurter Börse. Foto: dpa

Spacs sind zurück auf dem deutschen Parkett. Am Montagmorgen erfolgte in Frankfurt der Börsengang der Firma Lakestar Spac I. Die Abkürzung steht für „ Special Purpose Acquisition Company“. Das Übernahme-Vehikel kann mit einem Kapitalpolster von 275 Millionen Euro auf die Suche nach jungen Tech-Unternehmen gehen.

Das Listing in Frankfurt war für den Initiator Klaus Hommels teuer, ist aber auch eine politische Mission: Hommels will den Weg zu mehr eigenem Wachstumskapital in Europa und Souveränität bei der Finanzierung ebnen. Innerhalb von zwei Tagen sammelte seine Firma Geld bei institutionellen Anlegern ein. Die Emission von 27,5 Millionen Einheiten für je 10 Euro – bestehend aus je einer Aktie und einem Drittel Optionsschein – sei mehrfach überzeichnet gewesen, teilte Lakestar mit.

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Fortan haben der ehemalige Burda-Manager Stefan Winners, der als Vorstandschef fungiert, und Hommels zwei Jahre Zeit, ein aufstrebendes, börsenreifes Unternehmen im Wert von mindestens 750 Millionen Euro zu finden, das sie auf Lakestar verschmelzen und damit durch die Hintertür an die Börse bringen. Nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten zum Spacs-Trend auf einen Blick.

Die Konstruktion eines US-Spac

Das typische Spac ist ein Unternehmen, das über einen Börsengang zwischen 50 Millionen und zwei Milliarden Dollar einsammelt, um anschließend eine oder mehrere Übernahmen durzuführen. Aufgelegt wird das Vehikel von einem Sponsor, der für die Auswahl des Übernahmeziels verantwortlich ist. Dafür hat die Zweckgesellschaft meist zwischen zwölf und 24 Monaten Zeit.

Das Kapital bei einem Spac

Das beim Börsengang eingesammelte Kapital wird auf ein Treuhandkonto eingezahlt und darf nur in sichere Wertpapiere investiert werden – in der Regel in kurz laufende US-Staatsanleihen. Investoren, die bei einer geplanten Übernahme nicht mitziehen wollen, können ihr Kapital zurückfordern. Das gilt auch für den Fall, dass die Zweckgesellschaft im vorher festgelegten Zeitrahmen kein geeignetes Übernahmeziel findet.

Die Investoren bei einem Spac

Beim Börsengang bietet das Spac den Endinvestoren so genannte Units für in der Regel zehn Dollar pro Stück an. Jede Einheit besteht aus einer Stammaktie und einem Bruchteil eines Bezugsrechtes (Warrant) für Aktien des Übernahmeziels. Die Rendite setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Die Basisrendite aus kurz laufenden Staatsanleihen, in die das Kapital bis zur Übernahme investiert ist, die Rendite aus den Stammaktien, wenn der Kurs nach einer erfolgreichen Übernahme steigt, plus eine Quasi-Kaufoption durch den Warrant. Die Sponsoren eines Spacs erhalten typischerweise einen Anteil von 20 Prozent der Spacs-Anteile gratis, sobald eine Übernahme beschlossen ist.

Die Vorteile

Spacs sind ein schneller und günstiger Weg an die Börse. Denn das Unternehmen, das in den Börsenmantel schlüpfen will, muss nur mit dem Emissionsunternehmen in Verhandlungen treten. Normalerweise sind wochenlange Roadshows und zahlreiche Meetings nötig. Joachim von der Goltz, Leiter Equity Capital Markets Nordeuropa bei der Credit Suisse, sieht den Börsengang durch die Hintertür vor allem für Gründer und Anteilseigner als sinnvollen Weg, um an Liquidität zu kommen.

Die Risiken:

Kritiker von Spacs warnen vor einem möglichen Hype. „Es ist schwer, unterbewertete Unternehmen zu finden, die dann auch deutliche Wertsteigerungen liefern“, sagt Robert Huebscher, Gründer der Finanzberatung Advisor Perspectives. Am ehesten kämen Zielunternehmen infrage, die schwieriger zu bewerten seien. Sonst hätte sich vermutlich schon längst ein Käufer gefunden. Das berge dann natürlich ein hohes Risiko. Je näher das Ende der Laufzeit des Spacs komme, desto schlechter würden die Deals, weil der Sponsor dringend einen Erfolg verbuchen wolle, gibt Huebscher zu bedenken. Das Fazit des Experten: „Spacs sind wie der Wilde Westen der Aktienmärkte.“

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Form des Börsengangs in Deutschland gescheitert ist. Als erstes Spac wurde im Juli 2008 die Gesellschaft Germany1 von Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, dem Berater Roland Berger und dem Ex-Banker Florian Lahnstein gegründet.

Rund 140 Unternehmen schauten sich die Profis an, bevor sie mit den eingesammelten 250 Millionen Euro im September 2009 die Mehrheit an der AEG Power Solutions, einem Hersteller von Stromversorgungsgeräten, erwarben. Der Deal hat sich für die Investoren allerdings nicht gelohnt – das Unternehmen scheiterte Jahre später im Markt.