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Zu spät und zu gering: Spanische Tourismusbranche kritisiert Vier-Milliarden-Euro-Hilfe

Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Madrid will ihn mit vier Milliarden Euro unterstützen, dabei hatte die Branche 35 Milliarden Euro gefordert.

Anfang dieser Woche sind Bilder von deutschen Touristen auf Mallorca um die Welt gegangen. Sie waren die Ersten, die trotz Coronakrise wohlgemut in die Ferien nach Spanien flogen.

Doch die Stimmung dürfte derzeit nur bei den Testurlaubern gut sein: Der spanischen Tourismusbranche steht der heftigste Einbruch seit Jahrzehnten bevor.

Das hat wiederum erhebliche Folgen für die gesamte Wirtschaft Spaniens. Die spanische Zentralbank rechnet mit einem Konjunktureinbruch von bis zu 15 Prozent.

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Der Tourismus ist vor der Autoindustrie der größte Wirtschaftszweig des Landes und so schlimm von der Corona-Pandemie betroffen wie keine andere Branche. Spanien erzielt gut zwölf Prozent seiner Wirtschaftsleistung mit Urlaubern.

Das Hilfspaket für den Tourismus, das die Regierung an diesem Donnerstag vorgestellt hat, war deshalb mit Spannung erwartet worden. 4,3 Milliarden Euro stellt sie in Aussicht und damit deutlich weniger als die Branche gefordert hatte.

Die Unternehmen rechnen in diesem Jahr insgesamt mit Einnahmeverlusten in Höhe von 83 Milliarden Euro durch direkte und indirekte Folgen von weniger Reisenden. Der Branchenverband Exceltur hatte deshalb von der Regierung Hilfen in Höhe von 35 Milliarden Euro gefordert.

Mit 2,5 Milliarden Euro besteht der Großteil der spanischen Hilfen für die Branche aus Krediten der staatlichen Förderbank ICO, die allerdings schon vorher bekannt waren. Darüber hinaus senkt die staatlich kontrollierte Flughafengesellschaft Aena die Landegebühren für Airlines, die mehr Spanien-Flüge programmieren als bislang geplant.

860 Millionen Euro sind für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit mit Blick auf nachhaltige und digitale Angebote vorgesehen. 38 Millionen fließen in Marketingkampagnen. Hinzu kommt ein Moratorium für Hypotheken auf touristisch genutzte Immobilien, die jetzt von der Krise betroffen sind.

Anfang der Woche hatte Spanien der zweitgrößten Branche des Landes, der Autoindustrie, mit 3,8 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen und dafür den Applaus des Sektors geerntet.

Tourismusbranche: zu spät und zu wenig

Die Tourismusbranche jedoch ist nicht zufrieden. Die Tourismusverantwortliche des spanischen Arbeitgeberverbands, Marta Blanco bemängelt die späte Reaktion der Regierung. „Sie kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Branche bereits ihre volle Leistung erreicht haben sollte, aber das ist nicht der Fall“, sagte sie.

Der Verband Exceltur kritisiert, dass abgesehen von den geringer als erhofften Hilfen noch zahlreiche Fragen offen seien, die wichtig für das Überleben der Unternehmen sind: etwa die Frage, ob die Kurzarbeiter-Regeln verlängert werden, die Ende Juni auslaufen.

Der Plan sehe zudem weder andere Anreize noch direkte Hilfen, die nicht so sehr zur Finanzierung, sondern zur Minimierung von Verlusten dienen wie etwa Steuererleichterungen, vor. „Es ist an der Zeit, von Garantien und Darlehen zu direkten Hilfen überzugehen“, heißt es.

Die Ostersaison ist für die Hoteliers durch den weltweiten Lockdown bereits ausgefallen, nun bangen sie um die Sommersaison. Spanien öffnet seine Grenzen ab dem 21. Juni für Touristen und hat bislang nur auf Mallorca Deutschen die Einreise erlaubt, um die eigenen Sicherheitsprotokolle testen zu können.

„Jeden Schritt, den wir gehen, wird ein sicherer Schritt sein“, versprach der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bei der Vorstellung seines Plans. Er wollte ursprünglich erst im Juli wieder Urlauber ins Land lassen, hat sich dann aber dem Druck der Branche gebeugt. Andere Länder wie Griechenland, Italien oder Portugal haben bereits die Grenzen geöffnet.

Besonders gut sind die Aussichten für Spanien nicht: Britische Touristen, die traditionell die meisten Spanien-Urlauber stellen, dürften zumindest in den kommenden Wochen noch zuhause bleiben, denn für sie gilt dort derzeit eine Quarantänepflicht, wenn sie aus dem Ausland wieder zurückkommen.

Und auch die zweitgrößte Gruppe der Spanien-Urlauber, die Deutschen, sind offenbar eher zurückhaltend. In einer Umfrage von YouGov von Anfang Juni planen 43 Prozent der Befragten in diesem Jahr keinen Sommerurlaub.

Die Branchenvertreter bemängeln zudem, dass Spanien zu wenig tut, um den nationalen Tourismus anzukurbeln. Die Regierung in Rom etwa zahlt italienischen Familien, die im eigenen Land die Ferien verbringen, bis zu 500 Euro.

Allerdings würde eine solche Hilfe in Spanien auch nur einen Bruchteil des Problems lösen: Selbst wenn alle Spanier dieses Jahr im eigenen Land Urlaub machen, können sie nicht den erwarteten Einbruch auffangen. Spanien hat 46 Millionen Einwohner, im vergangenen Jahr kamen aber 83 Millionen internationale Urlauber ins Land.

Die Probleme der Branche haben erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. 13 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten im Tourismus, viele haben nur auf die Saison beschränkte Arbeitsverträge und leben den Rest des Jahres von diesen Einkünften.

Mehr: Der spanische Arbeitsmarkt erholt sich – doch für die wichtigsten Branchen bleibt die Lage kritisch.