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Solarworld kommt nicht aus der Krise

Umsatzschwund und dickes Minus: Der schwer angeschlagene Photovoltaikkonzern Solarworld meldet erneut hohe Verluste. Die einzig positive Nachricht: Die liquiden Mittel sind nicht noch weiter abgeschmolzen.

Nächstes Horrorquartal bei Solarworld: Deutschland größter Hersteller von Solarmodulen verdreifacht beinahe den Verlust im Vergleich zum Vorjahr. Betrug das Minus von Anfang Januar bis Ende März im vergangenen Jahr noch rund zehn Millionen Euro, hat sich der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den ersten drei Monaten diesen Jahres auf 28 Millionen Euro ausgeweitet.

Obwohl Solarworld seinen Absatz von Modulen auf 383 Megawatt im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr leicht steigern konnte, ist der Umsatz des Konzerns um mehr als zwölf Prozent eingebrochen. Statt 213 Millionen Euro erwirtschaftete Solarworld im ersten Quartal 2017 nur noch Erlöse in der Höhe von 186 Millionen Euro.

Als Grund für den Umsatzschwund nannte der schwer angeschlagene Solarkonzern in einer Ad-hoc-Mitteilung am Freitagnachmittag die „globale Preiserosion seit Mitte 2016“ bei Photovoltaikpaneelen. Für die Bonner bleibt das Marktumfeld weiter enorm schwierig. In der globalen Solarindustrie bestehen seit Jahren gewaltige Überkapazitäten. Solange es zu keiner größeren Konsolidierung kommt, stehen die Preise enorm unter Druck.

Solarmodule sind heute so günstig wie nie zuvor. Allein zwischen 2009 und 2015 sind die Preise für Paneele nach Berechnungen der Erneuerbaren-Energien-Agentur Irena um 80 Prozent gesunken. Was Verbraucher freut, ist ein Alptraum für Modulhersteller wie Solarworld, denn die Preise befinden sich weiter im freien Fall. Ein Beispiel: Wer sich heute handelsübliche polykristalline Photovoltaikpaneele kauft, muss dafür 30 Prozent weniger ausgeben als noch vor einem Jahr.

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Solarworld reagiert auf die Branchenkrise mit Personalabbau und einer schlankeren Produktpalette. Konzerngründer und CEO Frank Asbeck will Solarworld gesundsparen. Konkret streicht Solarworld mehr als jede zehnte Stelle. Von den aktuell etwa 3300 Mitarbeitern müssen bis 2019 rund 400 Beschäftigte gehen. Zudem ändert Asbeck die Strategie in den Fertigungen.

Statt wie bisher technologisch zweigleisig zu fahren, fokussiert sich Solarworld künftig darauf, ausschließlich Photovoltaikpaneele auf Basis von monokristallinen Solarzellen in seinen drei Fabriken in den USA und Deutschland produzieren. Die andere Ausgangstechnologie – multikristalline Zellen – wird aufgegeben, da diese einen geringen Stromertrag bei der Umwandlung von Sonnenlicht versprechen.

Solarworld befindet sich in einer dramatischen Situation. Die Gesamtrisikolage des Konzerns hat sich gegenüber dem Vorjahr „erhöht“, hieß es zuletzt Konzernbericht für das Geschäftsjahr 2016. Sollte Solarworld einen dauerhaft negativen operativen Cashflow erzielen, könnte dies kurz bis mittelfristig sogar „bis hin zur Bestandsgefährdung führen“.

Die Nettoverschuldung bei Solarworld ist 2016 von 217 auf 302 Millionen Euro in die Höhe geschossen. Ob die Verbindlichkeiten im ersten Quartal 2017 noch weiter angestiegen sind, erwähnte Solarworld in seiner Ad-hoc-Mitteilung nicht. Die einzige ansatzweise positive Nachricht, die sich aus den vorab verkündeten Quartalszahlen ablesen lässt, ist der Cash-Bestand.

Die liquiden Mittel betragen aktuell 84 Millionen Euro und sind damit kaum geringer als Ende des vergangenen Jahres (88 Millionen Euro). Zum Vergleich: 2016 sind die liquiden Mittel bei Solarworld noch um gut 100 Millionen Euro abgeschmolzen. Dieses Geldverbrennen konnte nun offenbar eingedämmt werden.

Dennoch warten auf Solarworld enorme Herausforderungen. Der Konzern glaubt, erst im Jahr 2019 wieder ein „sichtbar positives Ebit“ erreichen zu können. Selbst wenn es Solarworld schaffen sollte, bis 2019 zu überleben – dann wird es richtig eng. Denn in zwei Jahren muss der einstige grüne Börsenstar 377 Millionen Euro an Anleihen und Darlehen zurückzahlen. Aus dem Tagesgeschäft kann Solarworld diese Summe wohl nicht stemmen. Und bei solchen Horrorzahlen wie in diesem Quartal wird es für das Unternehmen schwer, eine Bank oder Investoren zu finden, die einen Anschlusskredit gewähren.