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Beteiligung durch die Hintertür: Softbank ist nicht direkt bei Wirecard eingestiegen

Der Tech-Riese ist anders als zunächst behauptet nicht direkt an Wirecard beteiligt. Vielmehr soll Geld von Mitarbeitern und einem externen Großinvestor geflossen sein.

Die gewaltige Summe von 900 Millionen Euro, die Anfang Oktober auf die Konten von Wirecard floss, stammt nicht direkt vom japanischen Technologie-Riesen Softbank. Stattdessen kommt sie von einigen Softbank-Managern sowie einem weiteren Großinvestor.

Dabei soll es sich um Mubadala, den Staatsfonds aus Abu Dhabi, handeln. Das berichtet das „Wall Street Journal“ und beruft sich dabei auf Quellen bei Softbank.

Dass man nicht direkt bei Wirecard über den hauseigenen Vision Fund eingestiegen sei, liege daran, dass Investments in börsennotierte Unternehmen nicht zur Kernstrategie gehörten, wird ein Sprecher zitiert.

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Softbank hatte in der Vergangenheit über den fast 100 Milliarden Dollar schweren Vision Fund in Firmen wie WeWork, Uber, Sprint oder Auto1 investiert. Nach jüngsten Angaben hält der Vision Fund 88 Beteiligungen weltweit.

Anfang November war zudem bekannt geworden, dass Softbank in erhebliche Turbulenzen geraten ist. Erstmals in 14 Jahren hatte das Unternehmen einen Quartalsverlust eingefahren.

Vor allem das angeschlagene New Yorker Start-up WeWork kostete viel Geld. Die Japaner steckten über neue Kredite und den Kauf von Anteilen weitere 9,5 Milliarden US-Dollar (8,5 Milliarden Euro) in das Unternehmen. Der Bürovermieter WeWork hatte zuletzt Verluste von über einer Milliarde Dollar angehäuft.

Über den Einstieg von Softbank bei Wirecard hatte einen Tag vor deren Bilanzpräsentation am 25. April zuerst die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Der Aktie, die zu dieser Zeit nach Berichten zu Unregelmäßigkeiten in der Niederlassung in Singapur unter Druck stand, gab das einen deutlichen Schub. Anleger werteten es als Vertrauensbeweis, sollte ein weltweit agierender Technologieinvestor bei Wirecard einsteigen.

Partnerschaft von zentraler Bedeutung

„Mit Softbank haben wir einen Partner gefunden, der nicht nur unsere Leidenschaft für neue Technologien teilt, sondern auch weltweit die neuesten Innovationen gemeinsam vorantreiben will“, wurde Wirecard-Chef Markus Braun in einer Pressemitteilung an diesem Tag zitiert.

Darüber hinaus werde Wirecard dank dieser möglichen Partnerschaft die Märkte für die eigenen Produkte in Ostasien erschließen und damit die Position in Asien stärken. Weil die Partnerschaft laut Braun für den Zahlungsdienstleister von zentraler Bedeutung für die weitere Zukunft sei, sollte die Hauptversammlung am 18. Juni dem zustimmen.

Die Pläne sahen die Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung in Höhe von 900 Millionen Euro vor, verbunden mit Wandlungsrechten auf insgesamt 6.923.076 Aktien der Wirecard AG. Das entsprach rund 5,6 Prozent des Grundkapitals von Wirecard. Die Laufzeit betrug fünf Jahre, als Wandlungspreis wurden 130 Euro je Aktie festgelegt. Als Finanzberater von Softbank fungierte Credit Suisse.

Sollte der Deal zustande kommen, würden die Japaner so zu einem der größten Investoren bei Wirecard. Aktuell halten unter anderem Vorstandschef Markus Braun 7,05 Prozent, die Fondsgesellschaft DWS 5,92 Prozent und die US-Bank Citi 4,93 Prozent.

Doch schon in der Einladung zur Hauptversammlung war davon die Rede, dass ein Unternehmen der Softbank-Gruppe einsteigen wolle.

In der anschließenden Beschlussfassung, die im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, stand demnach auch: „Der Vorstand wurde ermächtigt, zur Zeichnung der Wandelschuldverschreibungen ausschließlich ein von der Softbank Group Corp., Japan, zu bestimmendes Unternehmen der Softbank Gruppe (einschließlich eines von einem Unternehmen der Softbank Gruppe gemanagten Fonds) zuzulassen.“

Im Geschäftsbericht für das dritte Quartal, der am 6. November präsentiert wurde, war zuletzt von einem „private deal“ mit einer Softbank-Tochtergesellschaft die Rede.

Verwendungszweck steht fest

Das Geld ist dennoch bereits Anfang Oktober geflossen. Der Verwendungszweck der 900 Millionen Euro steht bei Wirecard bereits seit längerem fest. 340 Millionen Euro sollen in die Tilgung von bestehenden Krediten fließen. Das ist dem Vernehmen nach bereits geschehen.

Für weitere 200 Millionen Euro werden gerade eigene Aktien zurückgekauft. Der Rest von rund 360 Millionen Euro soll in die Entwicklung weiterer Bezahl- und Finanzdienste investiert werden, heißt es.

Bei Wirecard spricht man auf Nachfrage von einer privaten Platzierung durch ein Tochterunternehmen der Softbank. Dabei stehe für das Unternehmen nicht im Vordergrund, wie diese Platzierung finanziert worden sei.

Vielmehr stehe die Kooperation mit Softbank im Vordergrund. Daraus sei zuletzt bereits eine Zusammenarbeit mit der Auto-Plattform Auto1 Group, dem US-Telekommunikationsunternehmen Brightstar sowie der japanischen Oyo, der sechstgrößten Hotelgruppe der Welt, entstanden.

Gerüchten zufolge sei Wirecard mit rund einem Dutzend weiterer Unternehmen aus dem Softbank-Universum in fortgeschrittenen Gesprächen, hieß es zuletzt aus dem Umfeld des Unternehmens. Zu Softbank gehören unter anderem auch der Fahrdienst Uber sowie der amerikanische Telekom-Riese Sprint.

Im Oktober hatte Softbank dazu Vertreter seiner Beteiligungen in San Francisco zusammengebracht, um die Möglichkeit einer verstärkten Zusammenarbeit aller Partner auszuloten. Wirecard war auch dabei.

Susanne Steidl, die seit Anfang vergangenen Jahres dem Vorstand als Chief Product Officer angehört, lobte bei einer Veranstaltung am Dienstag dieser Woche im Gespräch mit dem Handelsblatt Softbank als eine Art Türöffner zu anderen Beteiligungen. „Speziell in den USA hilft das sehr“, sagte die Österreicherin.

Softbank agiere dort proaktiv und stelle Wirecard und seine Systeme überall bei den Partnern vor. Das habe dort eine größere Wirkung als die Mitgliedschaft im deutschen Leitindex Dax, in dem der Zahlungsdienstleister seit über einem Jahr vertreten ist.

Für Wirecard würde das in Nordamerika einen Markt öffnen, in dem das Unternehmen bisher noch nicht besonders gut vertreten ist. Zwar hatte der Zahlungsdienstleister dort im Jahr 2016 das Portfolio für Prepaid-Karten von der Großbank Citi übernommen.

Weil aber der Zahlungsverkehr in Nordamerika noch immer von Kreditkarten und teilweise sogar noch von Schecks dominiert wird, sind Zahlungen via Smartphone oder Smartwatch dort noch eher selten. Von einem Boom profitiert Wirecard indes in Asien, wo ein Großteil der Zahlungen bereits darüber abgewickelt werden.

Die Wirecard-Aktie reagierte auf die Neuigkeiten über den Softbank-Deal am Freitag mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent. Bereits an den vorherigen Tagen dieser Woche notierte die Aktie im Plus.