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Sofatutor-Gründer Stephan Bayer zeigt, wie Homeschooling funktioniert

Mit Stephan Bayers E-Learning-Plattform Sofatutor lernen mittlerweile Hunderttausende Schüler. Sogar zwei Bundesländer haben Lizenzen für die Nutzung erworben.

Stephan Bayer hatte die Lösung schon längst parat, als die Schulministerien noch im Corona-Schock waren: Der Berliner Unternehmer gründete bereits 2008 die E-Learning-Plattform Sofatutor – und avanciert nun in der Pandemie zum virtuellen Wissensvermittler Hunderttausender Schüler. „Wir sind das Rückgrat des Homeschoolings“, sagt Bayer nicht ohne Stolz.

Es ist fast so, als bringe Bayer das digitale Klassenzimmer in die Kinder- und Jugendzimmer. 44.133 Übungen, 38.715 Arbeitsblätter, fast 11.000 Lernvideos: Das Start-up stellt ein gigantisches Lernangebot zur Verfügung. Und jetzt, wo Deutschlands Schüler wieder flächendeckend im Homeschooling unterrichtet werden, explodiert die Nachfrage – ohne Serverprobleme wie bei Schulportalen wie iServ oder Schulcloud.

In der Pandemie boomt das E-Learning-Geschäft. Lehrer wie Sebastian Schmidt werden zu Youtube-Ikonen, der Heimunterricht lässt Sofatutor neben der Sprach-App Babbel – dem Branchenprimus – und Bettermarks – einer Lernplattform für Mathematik – wachsen. Erst kürzlich hat das Edtech-Start-up Simpleclub zwei Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde eingesammelt. Den etablierten Verlagshäusern im Bildungsbereich – allen voran dem Klett Verlag – machen sie zumindest im Digitalen Konkurrenz.

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Im zweiten Lockdown zählt Sofatutor zwei Millionen Nutzer pro Woche. Rund 20 Euro monatlich kostet eine Premium-Version. Aktuelle Umsatzzahlen will Gründer Bayer auch auf Nachfrage nicht nennen. Im Geschäftsjahr 2018 belief sich der Umsatz auf 11,3 Millionen Euro. Der Aufbau des Start-ups verschlang indes 13,7 Millionen Euro. Als Corona-Profiteur dürfte sich Gründer Bayer aber künftig über steigende Umsätze freuen.

Statt über aktuelle Prognosen spricht der Berliner, 37 Jahre alt, lieber darüber, wie Schüler bei Sofatutor lernen können. Seine mittlerweile 250 Mitarbeiter arbeiten stets an neuem Material, didaktisch begründet, mit den Kernlehrplänen harmonierend und für jede Klassenstufe konzipiert – von der Grundschule bis zur Abiprüfung. Für die Lernvideos heuert er extra professionelle Drehbuchautoren, Regisseure und Kameraleute an.

Sogar einen 24-Stunden-Chat hat Sofatutor integriert. Rund um die Uhr erreichen die Schüler so studierte Lehrer für Rückfragen. Diese Pädagogen sind hauptberuflich an einer Schule tätig, arbeiten aber ergänzend bei dem Start-up.

Ein großer Vorteil, so Bayer: Die Schüler können in ihrem eigenen Tempo lernen. Bei Schwierigkeiten wiederholen sie eine Einheit, wenn der Stoff ihnen leichtfällt, können sie Einheiten überspringen. „Binnendifferenzierung“ heißt das im pädagogischen Fachjargon.

Jeder achte Lehrer nutzt Sofatutor

Sofatutor-Chef Bayer betont: Seine Lernplattform sei kein digitales Pendant zu konventionellen Nachhilfeangeboten wie Schülerhilfe oder Studienkreis, die zwischen elf und 16 Prozent der Schüler in Anspruch nehmen. Um größere Lerndefizite aufzuarbeiten, eigne sich noch immer der persönliche Kontakt.

Bayer will genau die Schüler erreichen, die kleinere Wissenslücken füllen und die Unterrichtsinhalte auffrischen wollen. Gerade jetzt zeige sich: „Für berufstätige Eltern ist unser Angebot eine große Entlastung.“

Und nicht nur Erziehungsberechtigte, die im Homeoffice zwischen ihrer Rolle als Aushilfspädagoge und Arbeitnehmer hin- und herjonglieren, bietet Sofatutor einen großen Aufgabenfundus.

Die E-Learning-Plattform richtet sich vor allem in Pandemie-Zeiten gezielt an Lehrer: Sie bekommen einen unbegrenzten Gratis-Account, können Aufgaben herunterladen und Videos via Link ihrer Lerngruppe ebenfalls kostenfrei zur Verfügung stellen. Täglich bietet das Start-up sogar eine Digital-Weiterbildung für Pädagogen an.

Der Andrang ist groß – aktuell melden sich eigenen Angaben zufolge rund 5000 Lehrer täglich auf der Plattform an. Im Lockdown nutzen 100.000 Pädagogen die Angebote – also etwa jeder achte Lehrer in der gesamten Bundesrepublik. Zumindest diese Zahlen scheinen das Bild digitalmuffeliger deutscher Lehrer zu widerlegen.

Sofatutor-Gründer Bayer sieht es als soziale Verantwortung, seine Plattform gerade in Zeiten von Distanzunterricht zu öffnen. Und schon lange stellt er gemeinnützigen Organisation wie der Initiative „Arbeiterkind“ und Flüchtlingshilfsgruppen Zugänge zur Verfügung. Die Gratis-Accounts für Lehrer haben aber natürlich gleichzeitig den Vorteil, dass die Pädagogen Werbung für Sofatutor machen.

Kooperation mit Bremen und Sachsen

Mittlerweile haben 5000 Schulen einen Lizenzvertrag mit dem Start-up geschlossen. Sogar ganze Bundesländer arbeiten mit Bayers Unternehmen zusammen, via Mausklick gelangen die Schüler dann von den Schulsystemen auf die Sofatutor-Lerninhalte. Die Lizenzpartner bekommen günstigere Konditionen. Die genauen Preise behält Bayer für sich.

Seit 2018 greifen bis zu 60.000 Schüler aus Bremen auf die Inhalte zu, kürzlich hat sich auch Sachsen 33.000 Lizenzen bis 2023 gesichert. 165.000 Euro wendet der Freistaat dafür auf – eine Verlängerung sei aktuell nicht vorgesehen, so das zuständige Ministerium. Dafür stünden Gespräche mit weiteren Bundesländern an, sagt Bayer, ohne ins Detail zu gehen.

Dass Deutschlands Bildungsinstitutionen nach der Corona-Pandemie sämtliche Digitalprodukte abschreiben und der Overhead-Projektor wieder zum didaktischen Allheilmittel wird, daran glaubt Bayer nicht. Die digitale Revolution in der Schule stehe gerade erst am Anfang.

Mehr: Plattformprobleme, Serverausfälle, chaotische Politik: Schulen und Kultusminister haben offenbar nicht genug aus dem ersten Lockdown gelernt, kommentiert Handelsblatt-Redakteurin Barbara Gillmann.