Yahoo Finanzen So wirkt sich das bedingungslose Grundeinkommen in Finnland aus
Das bedingungslose Grundeinkommen wirft bei vielen Menschen Fragen auf: Würde ein monatlicher Geldbetrag, der jedem Menschen zusteht – ob jung, alt, reich, arm, arbeitslos oder beschäftigt – die Menschen faul machen oder motivieren? Während ein Etat in der Schweiz per Volksentscheid abgelehnt wurde, wagt Finnland seit dem ersten Januar ein Experiment.
In dem sozialstarken Land bekommen 2.000 per Los ausgewählte Arbeitslose monatlich 560 Euro ausgezahlt. Bedingungen gibt es dabei nicht – sie müssen sich nirgendwo melden, niemand reguliert oder kontrolliert, für was das Geld ausgegeben wird. Ein Bezieher des Geldes meldete sich nun bei Facebook zu Wort und beschreibt seine bisherige Erfahrung mit dem bedingungslosen Grundeinkommen.
Der ehemalige Unternehmer Juha Jarvinen ist Ende 30, Vater von sechs Kindern. Bis vor fünf Jahren vertrieb er Fensterrahmen. Als sein Betrieb pleite ging, stand er für lange Zeit ohne Geld da, denn im sonst so sozialen Finnland werden Unternehmer zunächst von Sozialleistungen ausgeschlossen, was Jarvinens Traum, es noch einmal als Selbstständiger zu versuchen, unmöglich machte.
Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen hat Jarvinen wieder mehr finanzielle Sicherheit. Gerade plant er seine erneute Selbstständigkeit, geht aber zunächst für einige Zeit nach Afrika, um sich sozial zu engagieren. „Ich glaube daran, dass das bedingungslose Grundeinkommen die Zukunft ist und uns alle zu Gewinnern macht. Die Welt wird so hoffentlich gerechter,“ schrieb er auf Facebook.
„Wenn wir den Menschen Geld verweigern und sie als Verlierer wahrnehmen, dann werden sie zu Kriminellen. Das kostet die Gesellschaft viel mehr. Deshalb ist Finnland so stabil und sicher.“ Bei in Deutschland durchgeführten Umfragen sprach sich ein Großteil der Bevölkerung für das bedingungslose Grundeinkommen aus. Doch wie wäre eine solche strukturelle Veränderung tragbar?
Arbeitnehmer und Arbeitslose, Deutsche und hier legal lebende Ausländer würden einen Grundbetrag zwischen 500 und 1.000 Euro im Monat zur freien Verfügung haben. Dafür würden Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld I und II, Kindergeld und die gesetzliche Rente gestrichen werden. Dazu würde eine Einkommenssteuer eingeführt und die Mehrwertsteuer erhöht werden.
